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Kaputt in Hollywood. Stories.

Kaputt in Hollywood. Stories.

Titel: Kaputt in Hollywood. Stories.
Autoren: Charles Bukowski
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gegen Cherry nichts sagen, denn eh man sichs versieht, seid ihr beiden wieder zusammen, und dann fallen dir all die dreckigen Sachen ein, die ich über sie gesagt habe.« »Ich geh nie mehr zu ihr zurück.« »Mhm.«
»Ich hab beschlossen, den Drecksack nicht umzulegen.« »Gut.«
»Ich werd ihn zu einem Boxkampf herausfordern. Streng nach den Regeln. Schiedsrichter, Ring, Handschuhe und alles.«
»OK«, sagte ich.
Zwei Bullen, die um die Kuh kämpfen. Und eine knochige dazu. Aber in Amerika war es oft der Verlierer, der die Kuh bekam. Mutterinstinkt? Dickere Brieftasche? Längerer Schwanz? Gott weiß was . . .
Während Hyans verrückt spielte, heuerte er einen Typ mit Pfeife und Krawatte an, der die Zeitung weitermachen sollte. Aber es war offenkundig, daß Open Pussy auf dem letzten Loch blies. Und niemand scherte sich darum; außer den freiwilligen Helfern und denen mit 25 oder 35 Dollars pro Woche. Denen machte die Zeitung Spaß. Nicht daß sie besonders gut war, aber sie war auch nicht ganz schlecht. Denn wie ihr wißt, gab es da diese Kolumne von mir: Notes of a Dirty Old Man.
Und der pfeifenrauchende Krawattenheini brachte die Zeitung heraus. Sie sah aus wie immer. Und währenddessen bekam ich ständig zu hören: »Joe und Cherry sind wieder zusammen. Joe und Cherry haben sich wieder verkracht. Joe und Cherry sind jetzt wieder zusammen. Joe und Cherry . . .«
Dann, an einem kalten tristen Mittwochabend, ging ich an ein Kiosk, um mir die neueste Open Pussy zu kaufen. Ich hatte eine meiner besten Kolumnen geschrieben und wollte sehen, ob sie den Nerv gehabt hatten, sie zu drucken. Am Kiosk gabs nur die Open Pussy von der vergangenen Woche. Ich roch es in der toten blauen Luft; das Spiel war aus.
Ich kaufte zwei große Sechserpackungen Bier, ging zurück in meine Bude und goß mir das Requiem runter. Ich hatte immer mit dem Ende gerechnet, aber jetzt hatte es mich doch unvorbereitet getroffen. Ich ging zur Wand, nahm das Poster herunter und warf es in den Mülleimer: »OPEN PUSSY, EINE WOCHENZEITUNG DER LOS ANGELES RENAISSANCE.«
Die Regierung brauchte sich keine Sorgen mehr zu machen. Und ich war wieder ein fabelhafter Bürger. Auflage: zwanzigtausend. Wenn wir sechzig geschafft hätten - ohne Familientrouble, ohne Polizeiaktion - dann wären wir überm Berg gewesen. Wir schafften es nicht. Am nächsten Tag rief ich in der Redaktion an. Das Girl am Telefon war in Tränen aufgelöst. »Wir haben versucht, dich gestern abend zu erreichen, Bukowski; aber keiner wußte, wo du wohnst. Es ist schrecklich. Es ist aus. Es ist vorbei. Das Telefon klingelt in einer Tour. Ich bin die einzige hier. Dienstag abend machen wir eine Redaktionsversammlung; vielleicht können wir die Zeitung retten. Aber Hyans hat alles mitgenommen - die ganzen Artikel, die Adressenliste, die IBM-Maschine, die ihm gar nicht gehört hat. Alles ausgeräumt. Es ist nichts mehr da.«
Oh, hast du eine süße Stimme, Baby, so eine endlos traurige süße Stimme; dich würd ich gern ficken, dachte ich. »Wir überlegen, ob wir eine Hippie -Zeitung machen. Der Underground ist tot. Wir treffen uns Dienstag abend bei Lonny. Bitte komm.«
»Ich werds versuchen«, sagte ich, obwohl ich wußte, daß ich nicht hingehen wü rde. Das wars also - beinahe zwei Jahre. Es war vorbei. Die Bullen hatten gewonnen, die Stadt hatte gewonnen, die Regierung hatte gewonnen. Die Straßen waren wieder sauber. Vielleicht würden die Bullen jetzt damit aufhören, mir jedesmal einen Strafzettel zu geben, wenn sie mein Auto sahen. Und Cleaver würde uns keine kleinen Mitteilungen mehr schicken aus seinem Versteck. Und die L. A. Times gabs überall zu kaufen. Lieber Herr Jesus und Mutter im Himmel, was für ein trauriges Leben. Aber ich gab dem Girl meine Adresse und Telefonnummer. Vielleicht konnte ich sie auf die Matratze kriegen. (Harriet, du bist nie erschienen.)
Aber Barney Palmer erschien, unser politischer Schreiber. Ich ließ ihn rein und machte die Bierdosen auf. »Hyans«, sagte er, »hat sich die Knarre in den Mund gesteckt und abgedrückt.« »Und was passierte?«
»Ladehemmung. Da hat er die Knarre verkauft.« »Er hätte es nochmal versuchen können.« »Einmal abzudrücken kostet schon genug Mut.« »Hast recht. Entschuldige. Hab einen entsetzlichen Kater.«
»Willst du wissen, wie's gekommen ist?«
»Klar. Ist ja auch mein Tod.«
»Also, es war Dienstag abend, wir versuchten die Ausgabe fertig zu kriegen. Wir hatten deine Kolumne, und gottseidank war sie lang, denn
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