Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Titel: Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)
Autoren: Marietta Slomka
Vom Netzwerk:
der Regeln durchsetzt. Heute verwendet man zur Definition eine »Drei-Elemente-Lehre«: Ein Staat braucht ein Volk, ein Land (Staatsgebiet) und eine handlungsfähige Regierung.
    In den meisten Staaten wird versucht, gezielt bestimmte politische Vorstellungen umzusetzen. Die wichtigsten sind
Kapitalismus beziehungsweise Marktwirtschaft: Im Kapitalismus herrscht viel Freiheit, vor allem die absolute »Vertragsfreiheit«, es gilt das Recht auf Privateigentum, und jeder darf mit jedem Handel treiben, kaufen und verkaufen, was er will. Der Einzelne entscheidet. Anders als im Kommunismus oder Sozialismus, wo der Staat vorgibt, was gekauft wird und wer welche Arbeit macht. Im Kapitalismus darf man reich werden, im Kommunismus darf keiner reich sein. Der Nachteil im Kapitalismus ist, dass auch jeder jeden ausbeuten darf, wenn der andere das mit sich machen lässt. Die Einkommen können deshalb sehr ungleich verteilt sein, manche Bürger werden reich, andere arm. Der Kapitalismus ist (in meist abgemilderter, kontrollierter Form) die derzeit weltweit vorherrschende Wirtschaftsform.
Kommunismus: klassenlose Gesellschaft ohne Privateigentum an den Produktionsmitteln. Maschinen, Fabriken oder Land gehören also allen gemeinsam und werden auch gemeinsam genutzt. Alle erhalten den gleichen Lohn, egal, was man leistet. Es soll keine Ungleichheiten geben. Der Staat verteilt Einkommen, Arbeit und Güter. Es herrscht Planwirtschaft statt Marktwirtschaft. Aus dem Versuch, kommunistische Theorien umzusetzen, sind meist Unterdrückerstaaten entstanden (zum Beispiel Sowjetunion, China). Aber dass Ausbeutung und Wucher heute bei uns verboten sind und Reichtum nicht über alles geht, lässt sich ebenfalls auf diese Überlegungen und den Wunsch nach Fairness für alle zurückführen. Nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten im Ostblock schien der Kommunismus erst mal ziemlich out zu sein. In letzter Zeit feiern Marx & Co aber wieder eine Art Comeback. Denn die Grundfragen nach Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit sind in unserer Welt eben nach wie vor unbeantwortet. Dass Kommunismus in der Realität bislang nie gut funktioniert hat, könnte daran liegen, dass er die menschliche Natur nicht nimmt, wie sie ist, sondern sie lieber ändern will. Die meisten Menschen besitzen gerne schöne Dinge und möchten belohnt werden, wenn sie besser arbeiten und fleißiger sind als andere. Da Kommunismus und Sozialismus diese sehr menschlichen, aber auch sehr egoistischen Bedürfnisse unterdrücken beziehungsweise einen »sozialistischen Menschen« formen möchten, führt das meist zu Gängelung, was wiederum Kreativität und wirtschaftliche Leistungbereitschaft bremst. Überzeugte Kommunisten hingegen meinen, die Theorie sei eben noch nie richtig in die Praxis umgesetzt worden. Lustigerweise behaupten das auf der anderen Seite auch die sogenannten Marktradikalen (überzeugte Marktwirtschaftler) vom Kapitalismus. Auch der habe in der Praxis nur deshalb immer wieder zu Ungerechtigkeiten, Arbeitslosigkeit und Armut geführt, weil er nie konsequent umgesetzt worden sei, sondern sich doch überall Politiker einmischen, den Markt »verzerren« und damit selbst genau jene Missstände hervorrufen, die sie später lauthals kritisieren. So »richtig« umsetzen, lässt sich offenbar beides nicht, weder der reine Kapitalismus noch der reine Kommunismus.
Marxismus: Karl Marx (1818–1883) hat (zusammen mit Friedrich Engels 1820–1895) im 19. Jahrhundert versucht, eine Art Handbuch zur Umsetzung der kommunistischen Theorie zu entwickeln, »Das kommunistische Manifest«. Marx und Engels unterschieden zwischen Proletariat (den Arbeitern) und Bourgeoisie (den Besitzenden) und verlangten die Verstaatlichung allen Privateigentums. Der Marxismus ist also eine Art Bastelanleitung für einen kommunistischen Staat.
Sozialismus: Die Grundwerte des Sozialismus sind Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität (»Brüderlichkeit«) – sie dürfen allerdings im Rahmen dieser Theorie notfalls auch mit Gewalt durchgesetzt werden, um die Feinde des Sozialismus zu bekämpfen. Das kann dann leicht zu einem diktatorischen System führen. Im Sozialismus sollen materiell alle gleichgestellt sein, keiner soll mehr haben als andere. Kapital muss deshalb verstaatlicht werden, denn solange es in den Händen profitgieriger Privatpersonen ist, wird es immer ungleich und damit aus sozialistischer Sicht ungerecht verteilt sein. Während es im Liberalismus um den Einzelnen geht, betont der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher