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Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Titel: Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)
Autoren: Marietta Slomka
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Land.
Nationalsozialismus: Verbindet eine rassistische Form des Nationalismus mit dem Antikapitalismus der Sozialisten. Längst ist die Vorstellung, dass es überlegene menschliche Rassen gibt (»Herrenmenschen«), wissenschaftlich widerlegt. Aber leider ist sie auch heute noch anzutreffen. In Hitler-Deutschland ging damit vor allem ein vernichtender Hass auf die Juden einher, der »Antisemitismus«, der zur Ermordung von sechs Millionen Juden führte. Da viele Juden sehr gebildet und wohlhabend waren, haben die Nazis sich dabei gleich die jüdischen Vermögen unter den Nagel gerissen. Zugleich gehört zum Nationalsozialismus der Anspruch des Staates, alles, auch das Private, zu regeln (selbst die Frage, wer wen heiraten und wer mit wem Kinder bekommen darf).
Faschismus: Jede Form von Null-Toleranz-Überzeugung (der Nationalsozialismus ist zum Beispiel faschistisch). Man ist so überzeugt von etwas, dass man es um jeden Preis durchsetzen will und daher jeden verfolgen muss, der nicht mitmacht. Dazu gehört auch, Menschen zu ermorden, die einem im Weg stehen, – und man ist der Ansicht, damit sogar etwas Gutes zu tun: für Volk und Vaterland oder für Gott und Allah.
Außerdem gibt es noch den Anarchismus, den jedoch kein Staat will – denn er ist das Gegenkonzept zum Staat: Anarchie ist der Versuch, ganz ohne »Herrschaftsstrukturen« zu leben, also frei und gleich, aber doch sozial. Etwa nach dem Motto: Einer für alle, alle für einen – aber ohne dies zu organisieren oder Regeln festzuschreiben. Eigentlich eine tolle Idee, klappt aber in der Praxis nicht. Jedenfalls nicht in großen Gruppen. Wird manchmal in besetzten Häusern versucht, funktioniert aber auch da meist nicht lange. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Aber generell kann man sagen: Die Natur des Menschen macht solchen Wunschvorstellungen immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Im Grunde sind die Vorstellungen der Anarchisten radikalliberal, denn sie wollen, dass jeder total frei ist. Das wäre aber nur möglich, wenn alle Beteiligten sehr nette und selbstlose Menschen sind und alle mehr oder weniger das Gleiche wollen und mögen.
    In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an einen Besuch in der vierten Klasse einer Grundschule. Die Lehrerin hatte mit den kleinen Schülern angefangen, über Politik zu reden, und nun kam ich als »Promi-Gast« und sollte Fragen beantworten. Wir sprachen über dies und jenes, und irgendwann fragte ich: »Was glaubt ihr denn, was passiert, wenn es keine Regierung gibt, keine Regeln und auch keine Polizei, die dafür sorgt, dass sie eingehalten werden? Wenn jeder machen darf, was er will? Wer setzt sich dann durch?« Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass sich am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit derjenige durchsetzt, der am besten hauen kann, »Faustrecht« also; das fand ich schon durchaus anspruchsvoll für 9-Jährige. Es schnellte dann aber das Fingerchen einer Schülerin hoch, die den mit Abstand klügsten Kommentar zum Thema »Anarchie« formulierte: »Dann gewinnt der, der am meisten Geld hat.« Dem ist wenig hinzuzufügen.
    Und wie läuft es bei Königs?
    Und dann gibt es ja noch die europäischen Länder mit Königshäusern – offiziell Monarchien, faktisch aber Demokratien. Ein Gutes haben Königshäuser auf alle Fälle für die Klatschblätter: Gala, Bunte & Co. wären ohne die Royals nur halb so dick. Aber was hat das Volk davon? Das kommt ganz darauf an. Denn es gibt drei Formen der Monarchie, von denen aber nur zwei in Europa vertreten sind.
Unbeschränkte Monarchie
Konstitutionelle Monarchie
Parlamentarische Monarchie
    »L’État, c’est moi« (»Der Staat bin ich«) soll im 17. Jahrhundert der französische »Sonnenkönig« Ludwig XIV . gesagt haben. So ist das in einer unbeschränkten, absoluten Monarchie. Einer herrscht – durch Gottes Gnade –, alle anderen sind Untertanen. Diese Herrschaftsform ist selten geworden, weil die meisten Menschen mitbekommen haben, wie ungerecht das ist. Solche Regierungsformen gibt es nur noch in Swasiland, Brunei, Saudi-Arabien und in ein paar anderen arabischen Kleinstaaten am Persischen Golf. Und, nicht zu vergessen: im Vatikan. Der Vatikanstaat ist formell auch eine absolute Monarchie mit dem Papst als gottgewolltem, uneingeschränktem Herrscher. Mit dem Unterschied, dass im Vatikan keine unterdrückten Untertanen leben, die dort hineingeboren wurden. Wer sich der absoluten Monarchie des kleinen Vatikanstaats unterwirft, tut dies aus
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