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Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)

Titel: Kanzler, Krise, Kapital: Wie Politik funktioniert (German Edition)
Autoren: Marietta Slomka
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Glaubensgründen freiwillig. Mit anderen absoluten Monarchien lässt sich das also nicht vergleichen.
    Die beiden anderen Monarchie-Typen sind im Grunde demokratisch – der König hat nur noch mittelviel bis wenig zu sagen. Er übt dann bloß noch repräsentative Funktion bei Staatsbesuchen aus oder eröffnet formell die erste Parlamentssitzung nach einer Wahl. In einer konstitutionellen Monarchie setzt eine Verfassung dem König zwar Grenzen, aber er bestimmt immer noch die Regierung. Oder schmeißt sie raus, wenn sie ihm nicht passt. So war es im deutschen Kaiserreich (1871–1918). Einige Herrscher haben auch heute noch die entsprechenden Rechte, üben sie aber nicht aus. Würden sie es versuchen, käme es wahrscheinlich schnell zur Abschaffung der Monarchie. Das gilt in Europa für Liechtenstein, Großbritannien, Luxemburg und Norwegen.
    Diese Länder sind somit im Wesentlichen auch parlamentarische Monarchien, so wie Belgien, die Niederlande, Dänemark, Schweden und Spanien. Dort wird gewählt wie bei uns, ein Parlament tritt zusammen und regiert, und der König darf an hohen Feiertagen mal winken und wird gut bezahlt. Moderne Monarchien kann man also als Demokratien ansehen, die sich mit einem König als hübschem Beiwerk garnieren.
    Vorteile von Monarchien
König oder Königin werden von Kindesbeinen an auf das Amt vorbereitet, sie wissen, wie man das Land elegant repräsentiert und sicher auf diplomatischem Parkett auftritt.
Der Herrscher muss kein Parteimitglied sein, sondern kann unparteiisch das Volk vertreten.
Parlamentsmitglieder wechseln, der König bleibt. Das bringt Ruhe ins Geschäft. Oft sind erfahrene Könige auch gute Ratgeber für die wechselnden Regierungen.
Könige stehen für Geschichte und Tradition, auf die das Volk stolz ist, sie personifizieren sozusagen den nationalen Zusammenhalt.
Könige können ein Land attraktiver machen: Was wäre England ohne den Buckingham Palace?
    Nachteile von Monarchien
Die Macht des Königs (so gering sie auch sein mag) kann missbraucht werden.
Unfähige Könige kann man nicht abwählen.
Nicht jeder kann König werden, denn die Aufgabe wird vererbt; das ist eigentlich ungerecht.
Könige und ihre adelige Verwandtschaft kosten die Steuerzahler viel Geld.
    Weitere (unerfreuliche) Herrschaftsformen
Diktatorische und autokratische Systeme : Sie sind das Gegenstück zur Demokratie. Nicht das Volk legitimiert eine Regierung, sondern sie legitimiert sich aus sich selbst heraus. Der Begriff Autokratie kommt auch mal wieder aus dem Griechischen und bedeutet Selbstherrschaft . Es gibt keine Gewaltenteilung oder andere Einschränkungen für die Herrschenden. Eine absolute Monarchie ist eine Autokratie. Und auch die Diktatur ist eine Unterform der Autokratie. Während sich der absolute Monarch zumindest noch an ein »göttliches« Recht und überlieferte Traditionen gebunden fühlt, ist der Diktator gänzlich frei in seiner Herrschaftsausübung, er führt Gesetze ein, wie er will, und formt die Gesellschaft nach seinem Gutdünken. Eine Autokratie schließt aber nicht aus, dass es Wahlen gibt, manipulierte Schein-Wahlen, bei denen die Bürger nicht wirklich frei entscheiden können oder eine freie Auswahl haben. Ein Diktator kommt häufig über einen Staatsstreich, also mit Gewalt, an die Regierung. Er kann aber auch ganz legitim aus demokratischen Wahlen hervorgehen, so wie Adolf Hitler, und dann nach und nach die Demokratie abschaffen und zur Diktatur umformen.
Noch ein Begriff sollte hier genannt werden: der Totalitarismus , der mit modernen Autokratien häufig einhergeht. Der Nationalsozialismus in Deutschland war ein solches totalitäres System. Während eine autoritäre Diktatur dem Einzelnen noch eine gewisse Privatsphäre und Freiheit zugesteht (zum Beispiel bei der Ausübung seiner Religion oder der Entscheidung, wen man heiratet und wie man seine Kinder erzieht), will die totalitäre Diktatur das Individuum in all seinen Lebensbereichen komplett unterwerfen. Dafür werden Propaganda und Terror eingesetzt. Selbst die Gedanken sind dann nicht mehr frei. Während es dem autoritären Herrscher meist »nur« um Machtausübung und Machterhalt geht (Gehorsam und Treue der Untertanen), will der totalitäre Herrscher seine Untertanen zu neuen Menschen formen, zum sowjetischen Menschen zum Beispiel. Der Totalitarismus geht mit einer zielgerichteten Ideologie einher.
    Man spricht hier auch von totalitären und autoritären Regimen . Regime kommt aus dem Lateinischen
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