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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant
Autoren: Andreas Brandhorst
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Kunden.«
    »Die Katastrophe auf dem dritten Planeten liegt erst zwei Jahre zurück«, sagte Chsantahi und lauschte dem Zirpen, selbst während er sprach. »Viele Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Glauben Sie, die Überlebenden sind jetzt an interstellaren Reisen interessiert? Und wollen Sie ausgerechnet den Verursachern der Katastrophe helfen?«
    »Höre ich da Unverständnis in deiner Stimme, Chsantahi, nach all den Zyklen?«, erwiderte Mutter Rrirk. »Schuld, Unschuld … Solche Dinge spielen für uns keine Rolle, solange der Sakrale Kodex davon unberührt bleibt. Wir Kantaki sind weder Ankläger noch Richter. Wie du weißt, haben wir schon vor langer Zeit gelernt, nicht zu urteilen. Was an einem Ort richtig ist, kann an einem anderen falsch sein. Der Kodex hingegen ist ehern.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, ehrwürdige Mutter.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Chsantahi. Ich kenne dich. Ich weiß, wie du denkst und fühlst. Und ich verstehe dich.« Das Klicken der alten Kantaki klang humorvoll. »Ich bin sicher, dass es auf der Erde viele Menschen gibt, die gerade unter den derzeitigen Umständen bereit wären, alles hinter sich zurückzulassen und auf anderen Welten ein neues Leben zu beginnen. Und was den Menschen betrifft, der sich für erleuchtet hält …«
    Mutter Rrirk wandte sich an die beiden Akuhaschi. »Können wir mit den Menschen an Bord des Schiffes dort draußen sprechen?«
    »Ja«, antwortete der Akuhaschi mit dem Direal. »Wir sind in der Lage, Signale zu senden, die von ihren Kommunikationsapparaturen verarbeitet werden können. Und sprachliche Probleme dürfte es nicht geben. Die von den Sonden aufgezeichneten Daten bieten ausreichend Material für die Linguatoren.«
    »Stell eine Verbindung her.«
    Mutter Rrirk wartete geduldig, während die beiden Akuhaschi Vorbereitungen für den ersten direkten Kontakt zwischen Menschen und Kantaki trafen. Als Pilot war Chsantahi außerhalb des Zeitstroms alt geworden, genoss relative Unsterblichkeit und hatte oft genug Gelegenheit gehabt, sich an Erstkontakte dieser Art zu gewöhnen. Trotzdem reagierte er manchmal mit Unruhe, so wie in diesem Fall. Mutter Rrirk aber war viel, viel älter als er, und sie sah die Dinge aus einem anderen Blickwinkel, aus einer kosmischen Perspektive. Ihr ging es um Stabilität, und jedes Volk, das der interstellaren Gemeinschaft hinzugefügt wurde, vergrößerte die kosmische Stabilität, solange es den Sakralen Kodex beachtete. Das ist unsere Aufgabe, dachte sie und erinnerte sich an den Wissenstraum, den sie noch vor ihrer Geburt geträumt hatte, vor dem Schlüpfen. Wir schaffen Stabilität, damit das Vierte Kosmische Zeitalter länger dauert, bevor mit dem Fünften der Zyklus sich schließt. Der Geist, der Materie wurde, soll möglichst viel lernen und erfahren können, bevor sich der Kreis schließt. Daneben verblasst alles andere zu Bedeutungslosigkeit.
    Das Kantaki-Schiff ließ den neunten Planeten des Sonnensystems hinter sich zurück, und wie ein schwarzer Berg im All näherte es sich dem Zylinder der Flüchtlinge. Die Linsen an den Wänden des Pilotendoms zeigten sowohl das fremde Schiff als auch verschiedene Planeten des Systems. Das Gesicht eines Menschen erschien in einer Projektionslinse, blass und wie blutleer, die Stirn feucht, die Augen groß.
    »Wir sind die Kantaki«, klickte Mutter Rrirk und hörte, wie die Linguatoren ihre Worte übersetzten. »Wir bieten euch unsere Dienste an.«
    »Was?«, brachte der Mensch hervor. Andere Geräusche untermalten seine Worte: aufgeregte Stimmen im Hintergrund, außerdem ein seltsames, rhythmisches Heulen. »Wie … ich verstehe nicht …«
    »Ich weiß, wer du bist, Jonas Jacob Hudson. Ich weiß, für wen du dich hältst. Und ich weiß auch, was du getan hast. Du bist auf der Flucht vor dem Zorn jener, die ›Gottes Hammer‹ überlebten. In diesem Sonnensystem gibt es keinen sicheren Ort für dich und deine Begleiter, mit eurem Schiff würdet ihr …« Mutter Rrirk zögerte kurz und lauschte den immer noch flüsternden Datenstimmen. »Ihr würdet Jahrzehntausende eurer Zeitrechnung brauchen, um das nächste Sonnensystem zu erreichen. Mein Schiff hingegen ist schnell genug, um euch innerhalb weniger … Stunden oder Tage zu einer Welt zu bringen, die eine neue Heimat für euch sein könnte.«
    Argwohn erschien in den Augen des Mannes. »Warum sollten Sie uns helfen wollen?«
    Ein anderes Raunen teilte Mutter Rrirk mehr von dem Menschen mit, als die
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