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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter
Autoren: Alexander Kent
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der Schulter und sagte: »Nehmen Sie zehn Männer, und helfen Sie dem Bootsmann.« Er schüttelte ihn leicht. »Alles in Ordnung?«
    Jury lächelte. »Jawohl, Sir.« Er lief in den Qualm und rief dabei mehrere Namen.
    Stockdale murmelte: »Wir haben nur noch sechs Kanonen auf dieser Seite, die zählen.«
    Bolitho wußte, daß die Des t i ny so lange außer Kontrolle war, bis der Besan gekappt war. Als er über die Bordwand blickte, sah er unten einen Seesoldaten, der sich noch an der Besanstenge festhielt, und einen anderen, der von dem Gewirr der Takelage unter Wasser gezogen wurde und ertrank. Er wandte sich ab zu Dumaresq, der wie ein Fels dastand und den Feind beobachtete, wobei er offensichtlich darauf bedacht blieb, daß seine Besatzung ihn sah.
    Bolitho zwang sich, woanders hinzublicken. Er fühlte sich plötzlich bedrückt und schuldig, da er zufällig Dumaresqs Geheimnis entdeckt hatte. Das also war der Grund, warum er die scharlachrote Weste trug! Damit keiner seiner Leute etwas merken konnte, wenn er verwundet wurde.
    Aber Bolitho hatte die frischen nassen Flecken erkannt, von denen Blut auf seine kräftigen Hände getropft war, als sein Bootssteurer John ihn stützend an die Reling geführt hatte.
    Midshipman Cowdroy kletterte über die Trümmer und rief: »Ich brauche Hilfe auf dem Vorschiff, Sir!« Er sah aus, als wäre er kurz vorm Durchdrehen.
    Bolitho sagte: »Sehen Sie zu, wie Sie allein damit fertig werden.« Das gleiche hatte Dumaresq anläßlich des Uhrendiebstahls zu ihm gesagt.
    Er hörte Axtschläge aus dem Rauch und spürte, wie das Schiff sich aufrichtete, als der gebrochene Mast mit seiner Takelage von ihrer Bordwand freikam.
    Wie nackt sie aussahen ohne den Besanmast und seine vollstehe nden Segel!
    Auf einmal bemerkte Bolitho, daß die San Augustin quer vor ihrem Bug lag. Sie feuerte immer noch, aber die Kurswechsel der Destiny, die von der überhängenden Takelage verursacht worden waren, machten ihr das Zielen im Qualm schwierig. Mehrere Kugeln schlugen dicht vor der Bordwand ein oder klatschten querab zu beiden Seiten ins Wasser. Aber die Kanonen der Destin y waren ebenfalls blind, mit Ausnahme der Buggeschütze. Bolitho hörte ihre scharfen Abschüsse, als sie das Feuer mit tödlicher Entschlossenheit erwiderten.
    Doch eine weitere schwere Kugel schlug unter ihrer BackbordLaufbrücke ein, warf zwei Kanonen um und färbte das Deck blutrot, als sie eine Gruppe von Männern niedermähte, von denen viele bereits verwundet gewesen waren.
    Bolitho sah, daß Rhodes hinfiel und versuchte, sich wieder aufzuraffen, aber dann endgültig niedersank.
    Er lief hinüber, um ihm zu helfen, ihn vor dem beißenden Pulve rqualm zu schützen, während die Welt um ihn herum verrückt zu spielen schien.
    Rhodes sah ihm direkt ins Gesicht, und seine Augen waren klar, als er flüsterte: »Der ›Herr und Meister‹ hat seinen Willen, sehen Sie, Dick?« Er schaute am Großmast vorbei in den Himmel. »Der Wind – endlich ist er da. Aber zu spät.« Er hob den Arm, um Bolithos Schulter zu berühren. »Passen Sie auf sich auf, Dick. Ich habe es immer gewußt…« Sein Blick wurde plötzlich starr und leblos.
    Bolitho erhob sich mühsam und starrte in das Chaos und Elend ringsum. Stephen Rhodes war tot. Rhodes, der ihn als erster an Bord willkommen geheißen und das Leben immer auf die leichte Schulter genommen hatte.
    Dann sah er durch die zerrissenen Netze und zerfetzten Hängematten die See. Die vorher so träge Dünung war lebhaft geworden. Er schaute hinauf zu den Segeln. Durchlöchert, wie sie waren, standen sie jetzt doch prall wie Brustharnische und trieben die Fregatte vo rwärts in den Kampf. Sie waren noch nicht geschlagen! Rhodes hatte es gesehen. »Der Wind«, hatte er gesagt. Es war das letzte, was er auf Erden erkannt hatte.
    Bolitho rannte an die Bordwand und sah die San Augustin an Steuerbord voraus erschreckend nahe. Männer schossen von drüben auf ihn, und überall war Qualm und Lärm, aber er spürte nichts. Aus der Nähe sah das feindliche Schiff nicht mehr so stolz und unverletzbar aus. Er konnte erkennen, wo die Kugeln der Destin y Spuren hinterlassen hatten.
    Er hörte Dumaresqs Stimme, die ihm das Deck entlang folgte und trotz seiner unvermeidlichen Schmerzen immer noch kräftig und beherrschend klang.
    »An die Steuerbordbatterie, Mr. Bolitho!«
    Bolitho hob Rhodes schönen Säbel auf und schwenkte ihn wild.
    »An die Kanonen, Jungs! Doppelte Ladung!«
    Musketenkugeln prasselten wie
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