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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter
Autoren: Alexander Kent
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Hinrichtung mit den anderen warten.«
    Spillanes Beine schienen unter ihm nachzugeben. Er legte die Handflächen zusammen und sagte zerknirscht: »Ich danke Ihnen, Sir! Gott segne Sie für Ihre Güte!«
    »Steh auf, verdammter Kerl!« Dumaresq sah mit Verachtung auf ihn hinab. »Erstaunlich, daß Männer wie Garrick andere Menschen so leicht korrumpieren können. Wenn ich Sie hänge, bin ich nicht viel besser als er. Aber hören Sie zu: Sie werden heute erleben, wie wir siegen, und das wird eine sehr viel härtere Strafe für Sie sein.«
    Als Spillane weggeschleppt wurde, sagte Palliser sarkastisch: »Und wenn wir sinken, geht der Lump als erster auf den Meeresgrund.«
    Dumaresq tippte ihm auf die Schulter: »Sehr wahr. Aber nun treffen Sie die letzten Vorbereitungen zum Gefecht, und zwar zwei Minuten schneller als üblich!«
    »Schiff ist klar zum Gefecht, Sir!« Palliser faßte grüßend an seinen Hut, und seine Augen glänzten. »In genau acht Minuten.«
    Dumaresq senkte sein Teleskop und warf ihm einen Blick zu. »Wir mögen knapp an Leuten sein, aber dafür setzt sich jeder doppelt ein.«
    Bolitho stand unterhalb des Achterdecks und beobachtete scheinbar gelassen seine Geschützbedienungen an ihren Vorholtaljen. Das Warten war noch lange nicht vorüber.
    Das noch fernab stehende Schiff hatte weitere Segel gesetzt und hob sich klar von der Insel ab; aber während die Destiny von der leichten Dünung sanft gewiegt wurde, schien die San Augustin bewegungslos dazuliegen wie ein Klotz. Würde sie abdrehen und flüchten? Dann bestand immerhin eine Chance für ihre Heckgeschütze, die sie verfolgende Destiny mit einem Glückstreffer außer Gefecht zu setzen.
    Fähnrich Henderson, von den Vorbereitungen tief unter seinem Ausgucksitz unberührt, hatte gemeldet, daß zwei weitere Segel aus der Lagune gekommen waren. Das eine war der Toppsegelschoner, und Bolitho fragte sich, warum Dumaresq so sicher war, daß Garrick sich auf dem großen Kriegsschiff befand und nicht auf dem Schoner. Vielleicht waren er und Dumaresq am Ende einander doch sehr ähnlich. Keiner wollte nur Zuschauer sein, jeder war darauf aus, einen schnellen und eindeutigen Sieg zu erringen.
    Little ging langsam hinter der Steuerbordbatterie von Zwölfpfündern entlang, hielt gelegentlich an, um eine Talje zu kontrollieren oder um sicherzustellen, daß die Schiffsjungen die Decks ausreichend mit Sand bestreut hatten, damit die Bedienungen später, wenn es heiß herging, nicht ausrutschten.
    Stockdale stand an seiner Kanone und streichelte eine Zwölfpfundkugel, bevor er sie in das Kugelrack zurücklegte und eine andere herausnahm. Gegen seine mächtige Gestalt wirkten seine Männer wie Zwerge. Er macht das, als ob es ihm angeboren ist, dachte Bolitho, der diese Geste oft bei alten Geschützführern gesehen hatte. Sie wollten damit sicherstellen, daß die ersten Schüsse genau saßen. Nach den einleitenden Breitseiten kämpfte gewöhnlich jede Kanone für sich, und der Teufel sollte die letzten holen.
    Er hörte Gulliver sagen: »Wir haben die Luvposition, Sir. Wir kö nnen immer noch Segel wegnehmen, wenn der Feind herankommt.«
    Er redete wahrscheinlich nur, um seine innere Unruhe zu verbergen oder um einen Tip von seinem Komandanten zu bekommen. Aber Dumaresq blieb stumm, beobachtete seinen Gegner, blickte gelegentlich zum Wimpel im Masttopp auf oder musterte die träge Welle, die vom Bug der Destiny aufgeworfen wurde.
    Bolitho schaute nach vorn, wo Rhodes mit Cowdroy und einigen seiner Geschützführer sprach. Das Warten nahm kein Ende. Es war so wie immer, aber er würde sich nie daran gewöhnen.
    »Die Schoner haben angeluvt, Sir!«
    Dumaresq grunzte: »Hängen sich an wie Schakale.«
    Bolitho kletterte hoch, um über die Laufbrücke, die Vorund Ac hterschiff über die Steuerbordbatterie hinweg miteinander verband, spähen zu können. Selbst hinter den vollgepackten Hängemattskästen und unter den waagrecht über das Batteriedeck gespannten Fangnetzen gab es nur wenig Schutz für die Seeleute, dachte er.
    Beinahe am gefährlichsten war es auf den jetzt leeren Bootsständen. Bis auf Gig und Barkasse, die sie hinter sich herschleppten, hatten sie alle Boote treiben lassen. Im Gefecht waren herumfliegende Holzsplitter eine der größten Gefahren, und die Boote gaben ein verlockendes Ziel ab. Doch sie treiben zu lassen, drückte dem, was ihnen bevo rstand, das Siegel der Endgültigkeit auf.
    Henderson rief: »Die Leichen sind herunterholt worden, Sir.«
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