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Kann ich dir jemals widerstehen?

Kann ich dir jemals widerstehen?

Titel: Kann ich dir jemals widerstehen?
Autoren: Cindy Gerard
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umklammerte Tonya den
Hörer mit beiden Händen. "Wie geht's dir?"
    "Ich
langweile mich zu Tode."
    "Das
ist ein gutes Zeichen."
    "Was
du nicht sagst. Ich bin fit wie ein Turnschuh, aber sie wollen mich
erst in einer Woche herauslassen. Sie reden von Reha und erfinden
tausend Ausreden, um noch mehr Geld von meiner Versicherung zu
erpressen."
    "Sie
kümmern sich also gut um dich." Sie musste über sein
Gejammer grinsen.
    "Wie
steht's da draußen? Hab' lange nichts von dir gehört."
    Sie
berichtete von dem Unwetter und den beschädigten Leitungen.
    "Ich
hatte mir schon so etwas gedacht. Hast du den Generator gefunden und
zum Laufen gebracht?"
    Sie
warf einen Blick zu Webster, der sich Kaffee einschenkte. "Ja,
alles bestens. Hoffentlich brauche ich ihn bald nicht mehr. Da das
Telefon wieder funktioniert, wird der Strom nicht lange auf sich
warten lassen."
    Sie
unterhielten sich noch eine Weile über Charlies Hauptsorge, die
Bären. Dann musste Tonya ihm versprechen, ihn zu besuchen,
sobald die Straße frei war. Schließlich legte sie auf.
    "Gute
Nachrichten?" wollte Webster wissen.
    "Ja,
er klang gut."
    Es
war leichter, über Charlie zu sprechen als über die letzte
Nacht. "Sie entlassen ihn vermutlich nächste Woche, wenn er
weiter solche Fortschritte macht."
    "In
seinem Alter könnte er leicht wieder einen Herzanfall bekommen.
Oder aber er erholt sich nicht völlig, wenn er hier draußen
allein lebt."
    Das
war ihr klar, und es bereitete ihr Sorgen. "Ich denke, wir
sollten es auf uns zukommen lassen."
    "Hat
er sich eigentlich überlegt, was auf lange Sicht aus den Bären
werden soll?"
    Tonya
seufzte. Diese Frage beschäftigte auch sie sehr. "Ich
glaube nicht. Und es ist wirklich ein Problem. Die Bären sind
inzwischen auf ihn angewiesen und werden es sein, solange sie hier
leben. Bären geben ihr Wissen über Generationen hinweg
weiter. Mit anderen Worten", erklärte sie auf Websters
fragenden Blick hin, "die Bären, die hier vor vierzig
Jahren gefüttert wurden, übertragen ihre Gewohnheiten auf
ihre Nachkommenschaft. Es ist ein ewiger Kreislauf."
    "Folglich
müssen sie weiterhin regelmäßig gefüttert
werden?"
    "Leider
ja."
    "Das
heißt, sollte Charlie nicht zurückkommen oder sterben –
ich weiß, ein trauriger Gedanke", fügte Webster rasch
hinzu, als sie schmerzlich das Gesicht verzog, "aber er ist
achtzig – dann wären die Bären sich selbst
überlassen."
    "Nicht
unbedingt", erwiderte sie ruhig und sprach damit aus, was sie
sich schon lange überlegt hatte.
    Seine
erschrockene Miene bewies, dass er begriffen hatte. "Das ist
nicht dein Ernst! Du willst doch nicht hier wohnen?"
    Tonya
zuckte die Schultern. "Bis mir etwas Besseres einfällt. Die
Bären liegen mir auch am Herzen. Ich kann sie nicht umkommen
lassen. Sie würden bei anderen Häusern Futter suchen und
Schäden verursachen, denn sie haben keine Angst vor Menschen."
    Webster
fuhr sich durchs Haar. "Und die Bezirksverwaltung? Es gibt doch
bestimmt eine Umweltabteilung, die da helfen könnte."
    Tonya
schüttelte den Kopf. "Nur wenn sie einen verletzten oder
kranken Bären finden, behandeln sie ihn. Nein, die Tiere würden
verhungern oder erschossen werden – entweder von Jägern
oder von besorgten Einwohnern."
    Webster
verstand nicht, wie jemand so leben konnte – wie sie so
leben konnte, das sah sie an seinem Blick. Und wahrscheinlich fragte
er sich, wieso er mit ihr geschlafen hatte.
    "Was
letzte Nacht betrifft", begann sie und nahm all ihren Mut
zusammen. "Es war schön, du hast mich sehr glücklich
gemacht. Wir wollen die Dinge nicht komplizieren durch Reue oder
Schuldgefühle, okay?"
    Webster
wusste nicht, ob er sie umarmen, sie schütteln oder einfach aus
der Tür gehen sollte. Sie hatte ihm eine ähnliche Ansprache
erspart, sie gab ihn frei. Da hätte er doch überglücklich
sein müssen. Aber er war es nicht. Und von Tonya hatte er diese
nüchternen Worte am allerwenigsten erwartet – Worte, die
er selbst perfektioniert hatte.
    Sie
schickte ihn weg. Das wusste er, denn er hatte es mit anderen Frauen
ebenso gemacht.
    Bis
jetzt.
    Jetzt
sagte ihm eine Frau diese Dinge ins Gesicht.
    Er
wollte es nicht hören. Nicht von ihr.
    Wenn
das keine Ironie des Schicksals war!
    Die
Frage war nur, weshalb tat Tonya das? Und warum ärgerte es ihn?
Warum nahm er sie nicht in die Arme, dankte ihr für das
Verständnis und freute sich, dass nicht er diese missliche Rede
halten musste?
    Weil
du dich in sie verliebt hast, du Held!
    Die
Erkenntnis traf ihn mit
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