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Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Titel: Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)
Autoren: Mina Wolf
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nicht dumm sind, sondern gewillt, etwas für Ihre Karriere zu tun, außer herumzusitzen und auf sie zu warten.«
    Interessant. »Sie halten mich also für dumm und faul«, sage ich. Es ist eine Feststellung, keine Frage.
    Doch Evelyn Kern zuckt mit den Schultern, während mich ihre kühlen Augen fixieren, ohne ein einziges Mal zu blinzeln. »Das Glück ist mit den Dummen, oder wie heißt es immer so schön?« Wieder klingt sie spöttisch.
    Ich schlucke schwer. »Guten Tag«, sage ich dann, stehe auf und öffne die Tür, durch die ich verschwinde, ohne mich noch einmal umzudrehen.
    Als ich den Flur hinuntergehe, fühle ich mich seltsamerweise nicht schlecht. Nicht entmutigt, nicht gekränkt, nicht verwirrt. Ich fühle mich irgendwie gestärkt, selbstbewusst und auf wundersame Weise plötzlich sehr entschieden. Ich glaube, jetzt ist der große Moment, auf den ich so lange gewartet habe. Denn ich weiß jetzt, was ich will. Endlich. Endlich hat diese Gefühlsodyssee ein Ende.
    Ich verlasse die Redaktion und warte auf den Aufzug. Dann gleiten die Türen auseinander, ich trete ein – und stehe Jan gegenüber. Und leider stelle ich fest: Die Gefühlsodyssee hat noch kein Ende. Sie befindet sich schlagartig wieder auf ihrem Zenit.
    »Vicky!?« Ungläubig sieht er mich an. Er sieht müde aus, hat dunkle Ringe unter den Augen, und die Züge um seinen Mund herum wirken hart. Aber trotzdem sieht er noch unheimlich gut aus. Um ehrlich zu sein: Für mich ist er sogar immer noch der schönste und makelloseste Mann der ganzen Welt.
    »Hallo, Jan …« Ich bin total überrumpelt. Mit ihm hatte ich hier am allerwenigsten gerechnet – und auch nicht mit der Reaktion meines Körpers, der jetzt explosionsartig das Blut in meinen Kopf schießen und mich fast hyperventilieren lässt.
    »Was machst du hier?«, fragt er mich verwirrt.
    »Ich arbeite für die Stunning Looks. Aber wahrscheinlich hast du das schon vergessen, immerhin warst du ja anderweitig beschäftigt.« Ich kann es nicht verhindern, dass diese Worte verbittert klingen. Aber egal, er soll ruhig merken, dass es mir immer noch wehtut. Und wie es noch wehtut, verdammt! Dieser blöde Herzschmerz, der so wahnsinnig auf die Tränendrüsen drückt und einem den Atem nimmt!
    Jan schüttelt den Kopf. »Egal wie abgelenkt ich war, ich habe dich nie vergessen.«
    »Das kam aber ganz anders rüber.« Ich senke den Blick und beiße mir auf die Unterlippe.
    Mann, was ist denn nur los? Ich dachte, ich hätte mit der Sache abgeschlossen? Ich hab doch jetzt Severin – und Jan schon völlig aus meinen Gedanken und meiner Gefühlswelt verbannt! Warum fühlt sich diese Situation dann so an, als würde sich hier und jetzt mein ganzes Leben in diesem schrecklichen Fahrstuhl entscheiden? Doch irgendwie scheint es, als hätte ich die ganze Zeit über heimlich gehofft, dass es genau so kommt … Wie kann man sich nur so etwas Schmerzhaftes wünschen? Bin ich masochistisch?
    Jetzt nur nicht heulen, ermahne ich mich und frage stattdessen: »Und was machst du hier?«
    Jan lacht leise. »Ich habe vor zwei Tagen mit Julia Schluss gemacht.«
    »Was?« Ich starre ihn ungläubig an.
    »Ja. Ich bringe ihr jetzt nur noch ein paar ihrer Sachen vorbei. Muss ein harter Tag für sie sein; heute Morgen wurde sie auch schon gekündigt. Aber das konnte ich ja nicht ahnen, als ich das mit uns beendet habe.«
    Aha, deshalb ist also die Stelle in der Textredaktion frei. Ein Rennpferd, das keine Leistung mehr bringt, wird bei der Stunninng Looks eben erschossen. Und Julia hat schon lange keinen der vorderen Plätze mehr belegt und wird jetzt zu Salami gemacht. Das ist das System, so läuft das hier nun mal.
    Der Aufzug hält, doch keiner von uns macht Anstalten, ihn zu verlassen. Jan sieht mich schweigend an, sein Blick huscht über mein Gesicht, meine Haare, meine Hände. Was er wohl gerade denkt?
    »Warum hast du denn mit ihr Schluss gemacht? Ich dachte, bei euch wäre alles in Ordnung? Tut mir irgendwie leid für euch.«
    »Wirklich?« Er stellt die Frage ganz ruhig und sieht mir dabei tief in die Augen. Wow, dieser Blick! Es hat sich nichts verändert.
    »Nein«, gestehe ich nach einer kurzen Pause und halte seinem Blick stand, obwohl ich schwer schlucken muss. »Aber warum sollte dich das interessieren?«
    Jan schüttelt den Kopf. »Vicky, du interessierst mich mehr als alles andere! Das war nie anders, und das wird auch nie anders sein! Weißt du, warum ich mit Julia zusammengekommen bin?«
    »Nein – und ich
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