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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein?
Autoren: Christina Zacker
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reinkommen und in die Garage schauen?«
    »Nein, danke. Nicht nötig. Wir glauben Ihnen auch so.«
    Nachbarshund Max wuselt wieder mal bellend, Haus und Hof verteidigend, durch die Latten des Gartentors.
    »Süßen Hund haben Sie da. Ist das ein Podengo?«
    Max verhält sich ausnahmsweise freundlich, hört zu kläffen auf, kommt wunderbarerweise und besänftigend auf Zuruf und lässt sich sogar streicheln.
    Sehnsuchtsvoller Blick des weiblichen Teils des Zöllnerpärchens. Der männliche Teil ist bereits zum Auto gegangen.
    »Max ist eher eine Mischung … aber …«
    »Die sind so lieb. Ich hatte auch mal einen … na ja. Auf jeden Fall, Dona Cristina: Alles erledigt. Und noch einen schönen Tag!«
    Mir fällt ein Stein vom Herzen. Und ich bin froh, dass ich nicht auf den Rat von Resident Nr. 10 gehört habe. Der meinte nämlich: »Alles halb so wild. Du bewegst das Auto ein paar Wochen nicht, und dann fährst du wieder. So rein statistisch kommt keine Kontrolle mehr und nachchecken – das tun sie eh nicht!«
    Tun sie aber doch.

Kapitel 19
    Angekommen im Paradies?
    Ich glaube, nein, ich weiß: Ich bin angekommen.
    Allein der Blick aufs Cabo da Roca, auf »meinen« Leuchtturm ist tagtäglich ein Traum. Nachts, wenn alles still ist, hört man das Meer an den 140 Meter hohen Klippen toben. Wenn die Dunkelheit anbricht, wandert das Licht des farol übers Haus, ungewohnt war das in den ersten Nächten. Jetzt ist es ein vertrautes Heimatgefühl.
    Hier finde ich die Ruhe wieder, den Frieden, den ich lange Zeit vermisst habe. Ich wohne am »Ende der Welt«, am Rande Europas. Aber ich fühle mich rundherum wohl. Auch nach fünf Jahren noch. Selbst wenn nicht alles wie im Paradies ist.
    Im Süden ist alles leichter, in Portugal lebt man billiger! Ich weiß mittlerweile, dass solche und viele andere Vorstellungen ganz falsch waren, die mir und wohl so manchem, der nach Portugal auswanderte, im Kopf herumspukten.
    Klar: Man hat hier oft schöneres Wetter, lebt deshalb möglicherweise etwas unbeschwerter. Aber es ist genauso hart, sein Auskommen zu sichern wie in Deutschland. Die schöne Gegend, das Meer, der Strand – davon hat man ja wenig, wenn man immer arbeitet, arbeiten muss. Oft – das ist bei vielen Portugiesen der Fall – sogar in zwei Jobs.
    Ich bin allein schon deshalb privilegiert, weil ich nicht in Portugal einen Job finden musste. Ich arbeite freiberuflich für deutsche Auftraggeber. Zwar versteuere ich mein Einkommen hier, aber die Basis der Honorare ist deutsches Niveau – und keinerlei Vergleich mit einem portugiesischen Gehalt. Es kann sich wohl niemand in Deutschland vorstellen, mit dem Mindestlohn von etwa 480 Euro auszukommen. In Portugal müssen das sehr viele Menschen. Manche haben nicht einmal das. Kein Wunder also, dass sich viele Portugiesen in Richtung Ausland orientieren. Schon in »guten Zeiten« lebten von den knapp zehn Millionen Einwohnern mehr als drei Millionen im Ausland.
    Heute sind gerade gut ausgebildete, junge Leute am Verzweifeln: Sie werden nicht mehr angestellt, sondern arbeiten, wenn sie denn überhaupt Arbeit haben, auf recibo verde , als Scheinselbstständige, die keinerlei Sozialversicherung bezahlt bekommen. Und denen Kündigung von einem Tag auf den anderen droht. Ohne Schutz, ohne Arbeitslosengeld. Ohne soziales Netz. Kein Wunder, dass diese Geração à Rasca , die »verlorene Generation«, auf die Straße geht. Oder dass jetzt, in der europäischen Wirtschaftskrise, mehr und mehr Portugiesen versuchen, Jobs im Ausland zu bekommen. In den ehemaligen Kolonien ebenso wie in anderen europäischen Ländern, zum Beispiel in Deutschland.
    Ich habe schnell festgestellt, dass Einkaufen fürs Alltagsleben in Portugal ziemlich teuer ist. Jedenfalls wenn ich ausschließlich zu den Produkten greife, die ich aus dem deutschen Supermarkt kenne. Selbst die Discounter sind bei vielen Waren manchmal teurer als daheim. Preiswerter wird es erst, wenn man auf produtos nacionais , auf einheimische Waren, zurückgreift.
    Muss ich unbedingt deutschen Markenjoghurt essen? Der aus Portugal schmeckt genauso gut. Genauso geht es mir mit Wurst, Käse und Fleisch, Obst und Gemüse.
    Mit Brot ist es, zugegeben, etwas schwieriger. Wie wohl alle Deutschen im Ausland vermisse ich die Vielfalt an Brötchen und Brotsorten, die ich aus meiner Heimat kenne. Einzige Therapie gegen dieses kulinarische Heimweh: selbst backen. Oder eben doch zum deutschen Discounter gehen, der mittlerweile leckeres Körnerbrot im
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