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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein?
Autoren: Christina Zacker
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schön suchen und mehrmals fragen, unter anderem auch bei der GNR, also der Polizei, die hier in der Gegend natürlich ein Revier hat (klar, bei so vielen Zollverbrechern wie beispielsweise mir!).
    Selbstverständlich lässt es sich der Taxifahrer nicht nehmen, in den allgemeinem Chor der Ratgebenden einzustimmen und vertritt die Ansicht: »Gut, dass Sie nicht mit dem eigenen Auto da sind – von wegen Beschlagnahme …«
    Beim Zollgebäude handelt es sich um eine riesige leere Halle in der Mitte, mit vielen einzelnen Bürozellen drum herum. Der Taxifahrer fragt, ob er warten soll.
    Wir wissen es nicht. Ich neige gerade eben zu einem leicht hysterischen Anfall, Doris jiepert nach einer Zigarette. Also schicken wir den Taxifahrer weg. Unter anderem auch, weil die Gerüchteküche behauptet: Das kann Stunden dauern. Man kennt das ja: Wartezeiten und Anstehen bei Behörden. Da muss man dann nicht auch noch horrende Taxikosten zahlen!
    Der erste Lichtblick: Wir sehen eine junge Frau, die eben auch eine schmökt. Ihr Gesichtsausdruck ist eher gelassen, und so schließen wir messerscharf: »Aha, das ist wohl keine Delinquentin, die arbeitet hier.«
    Sie sagt uns, wo wir hinmüssen. Rauchen darf man aber nur in der Halle, nicht in den Büros.
    Doris raucht erst mal eine. Die junge Frau läuft mit uns gefühlt meilenweit quer durch die Halle in ein Bürochen, in dem drei Damen sitzen und ein nervöser Herr im Anzug, der gerade »behandelt« wird. Die für uns zuständige Dame hat noch keine Zeit, aber bald, erfahren wir.
    Nun sind wir dran. Ich fange schon mal an herumzustottern: » Falo muito mal portuguese, mas esta senhora é a minha amiga – ääähhh … «
    Ich gebe also zu Kund und Wissen, dass mein Portugiesisch eher nicht vorhanden ist, dass ich aber eine Freundin dabeihabe, die der Sprache mächtig ist.
    » Não faz mal « – »Macht nichts!«, meint die Dame. Dann wühlt sie in einem Papierstapel nach meinem Vorgang. Findet ihn auch.
    »Aha, Sie wollen also Ihr Fahrzeug ›legalisieren‹?«
    »Nein, nein«, greift Doris in perfektem Portugiesisch ein. »Das Auto geht Mitte Januar nach Deutschland zurück.«
    »Ach so«, meint die Dame. »Kein Problem. Kommen Sie bitte mit!«
    Wir wandern wieder durch die Halle zurück, diesmal allerdings nicht durch die leere riesige Raucherzone, sondern durch zahlreiche Minibüros am Rand. Dann finden wir eine weitere Sachbearbeiterin. Doris erklärt noch mal, dass mein Auto im Januar wieder das Land verlässt.
    Okay.
    Ich bekomme einen gelben Post-it-Zettel in die Hand gedrückt, darauf steht handschriftlich vermerkt eine Telefonnummer. Die soll ich zwei oder drei Tage vor der Ausfahrt aus dem »Gelobten Land« anrufen und mitteilen, über welchen Grenzübergang ich ausreisen werde. Dort habe ich mich bitteschön beim Zoll zu melden.
    »Das war es?«
    Das war es. Keine Strafe. Keine Beschlagnahme.
    Der einzige kleine Wermutstropfen: Ich bekomme vom Zoll kein Papierchen mit, auf dem steht, dass ich hier war und alles geklärt habe. Rein theoretisch also können sie mich an der nächsten rotunda wieder stoppen und nochmals herschicken.
    Achselzucken bei den anwesenden Zolldamen: »Das ist eben so. Vielleicht haben Sie Glück. Boa sorte e felíz natal! «
    Der erste Teil des Weihnachtsmärchens geht also glimpflich aus.
    Und der zweite? Der ist mindestens genauso märchenhaft.
    Den Rest des Tages verbringen Doris und ich nach einem ausgiebigen Freudenmahl direkt am Strand in Carcavelos mit Stöbern im Internet: Auto suchen.
    Ein paar Vorstellungen habe ich ja schon: Ein kleiner Jeep wäre nett. Gebraucht. Nicht zu teuer. Perfekt für die Fahrten in den Bergen der Serra da Sintra und auf anderen unbefestigten Straßen auf dem Land. Und für die Hunde wäre so etwas ebenfalls optimal.
    Doris hat sich mit ihrem Mann Ingolf am Wochenende schon ein bisschen in ihrem Heimatort Sto André, im Alentejo, umgeschaut. Leider bis jetzt ohne konkretes Ergebnis.
    Am nächsten Tag fahre ich Doris nach Hause. Ist ja Ehrensache. Denn ihre Busfahrt war weniger als suboptimal. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Ich sage nur: Rauchen im Bus ist natürlich nicht erlaubt, und Doris war genauso nervös wie ich, und nervöse Raucher ohne ihren blauen Dunst – das geht gar nicht. Da ist jede Minute in einem Nichtraucherbus eine Qual.
    Besuch beim ersten Autohändler: Na ja. Nicht so ganz das, was ich mir vorstelle. Eine Notlösung allerdings hätte er im Angebot seines durchaus ansehnlich großen
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