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Kanadische Traeume

Kanadische Traeume

Titel: Kanadische Traeume
Autoren: Quinn Wilder
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offenbaren.
    Matthew ging schnell den Pfad hinunter. Er blieb stehen, wo der Weg zu den Hütten der Angestellten abzweigte. War Charity am Strand? Sollte er sie in die Arme nehmen und küssen, oder sollte er sich erst erklären?
    Matthew lief zu ihrer Hütte hinauf und hämmerte an die Tür.
    Mandy, ein Handtuch um den Kopf, kam aufmachen. Er lachte laut.
    “Die Marlowe-Mädchen mit ihren Handtüchern!”
    “Das Marlowe-Mädchen, in der Einzahl!” sagte sie vorwurfsvoll.
    “Wie?”
    “Charity ist weg.”
    “Sie ist weg? Wohin denn?”
    “Hat sie mir nicht gesagt. Sie hinterließ nur ein paar Zeilen.
    Sie sagte mir nicht, wo sie hinging, aus Angst, Sie würden es aus mir herausbringen, Sie Schlange.”
    “Sie hat mich eine Schlange genannt?” fragte Matthew.
    “Nein, ich habe es. Es ist Charity bestimmt nicht recht, daß ich Ihnen das sage, aber sie liebt Sie. Sie hält nur das Beste von Ihnen.”
    “Ich weiß.”
    “Das wissen Sie und haben sie trotzdem so scheußlich behandelt?”
    “Ich habe es nicht immer gewußt. Und ich habe auch nicht immer gewußt, was ich selbst fühle. Aber jetzt weiß ich es. Wo, denken Sie, ist sie hingegangen?”
    Mandy musterte ihn skeptisch. Plötzlich entspannten sich ihre. Züge. “Sie lieben sie; nicht wahr, Matthew?”
    “Ja. Ich werde sie bitten, meine Frau zu werden.”
    “Wirklich?” Mandy legte ihm die Arme um den Nacken. “Ich wußte es! Vom ersten Augenblick an wußte ich, daß Sie der Mann für sie sind!”
    “Und wie konnten Sie das wissen?” fragte Matthew erheitert.
    “Weil ich eine Hexe mit einem Zauberfernglas bin.” Mandy lachte ihn schelmisch an. “Sie wissen doch, daß Charity so etwas nie machen würde?”
    “Sie hat es aber gemacht, als ich sie zum erstenmal sah.”
    “Hin und wieder kann sie zu etwas Unsinn überredet werden, nicht sehr oft.” Mandy stockte. Sie atmete tief ein. “Matthew, Charity würde niemals eine Bewerbung verfälschen.”
    “Das weiß ich auch”, gab Matthew zu, “schon seit einiger Zeit. Mein Herz hat es mir gesagt. Mein Kopf konnte es nicht akzeptieren. Schließlich hatte ich es schwarz auf weiß in meinen Akten.”
    “Ich habe es getan.”
    Matthew hatte Mandy noch nie so zerknirscht gesehen, deshalb ließ er sie eine Weile zappeln. Endlich brach er das Schweigen.
    “Mandy, da wir bald verwandt sind, es ist wohl zuviel, zu hoffen, daß Ihr Übermut je gedämpft wird?”
    “Viel zuviel”, sagte Mandy strahlend, “und ich möchte mein Fernglas zurückhaben.”
    Matthew lachte. “Ich mache einen Handel mit Ihnen. Sie sagen mir, wo ich Charity finden kann, und ich gebe Ihnen Ihr Fernglas.”
    “Einverstanden!”
    Charity war erschöpft. Zum Glück war Timmy, der sich beim Hockeytraining das Knie verletzt hatte, heute ihr letzter Patient in der Tagesklinik. Leider blitzte er sie rebellisch an. “Ich ziehe meine Hose vor einem Mädchen nicht runter!”
    “Gut”, sagte Charity und klappte seine Akte zu, “Dr. Clark ist in einer Woche zurück. Falls das Knie wirklich verletzt ist, dürfte bis dahin der Schaden nicht wieder zu beheben sein. Aber was bedeutet schon eine Karriere in der nationalen Hockeymannschaft?”
    Er ließ die Jeans herunter, das Knie wurde untersucht, und fünf Minuten später war der kleine Exchauvinist auf dem Weg nach Hause.
    Charity warf einen Blick in den Spiegel und seufzte. Es war erstaunlich, daß Timmy überhaupt gemerkt hatte, daß sie ein Mädchen war. Die blonden Strähnen waren weg. Ihr Haar war ganz kurz geschnitten. Sie trug wieder ihre alte große Brille, denn sie glaubte, damit älter und solider auszusehen, so wie eine respektable Ärztin auszusehen hatte. Ihre Sommerbräune war nach zwei Wochen schon fast verblaßt.
    Ihr einziger schöner Sommer war vorüber.
    Die Schwester kam herein und sagte voll Mitgefühl: “Ich mag Sie gar nicht fragen, Frau Dr. Marlowe, aber könnten Sie noch einen Patienten sehen? Er behauptet, Fieber zu haben und sehr krank zu sein. Einen Mann, der blühender aussieht, habe ich in meinem Leben noch …”
    Charity streckte die Hand nach den Personalunterlagen aus und schaute in die Akte. Matthew Blake. “Nein!” rief sie der Schwester nach.
    “Zu spät!” sagte in diesem Augenblick eine Männerstimme.
    Matthew stand auf der Türschwelle und sah sehr zufrieden mit sich aus.
    Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, der wie angegossen saß. Charity errötete.
    “Du bist nicht krank”, sagte sie vorwurfsvoll.
    “Bin ich doch.” Er zog sein
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