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Kanadische Traeume

Kanadische Traeume

Titel: Kanadische Traeume
Autoren: Quinn Wilder
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nur mühsam. Mrs. Forster saß weinend neben ihm und hielt seine Hand.
    “Wie lange ist er schon in diesem Zustand?” fragte Charity und kniete sich nieder. Sie wußte, je schneller die Reaktion gekommen war, um so stärker wäre der Schock. Und sie wußte auch, daß Matthew innerhalb von fünf Minuten sterben konnte.
    Zum Glück riß sich Mrs. Forster zusammen. “Es dauerte zwei bis drei Minuten, bevor er zusammenbrach. Er ist erst ungefähr eine halbe Minute in diesem Zustand. Charity, Liebe, wir brauchen einen Arzt, oder er stirbt”, flüsterte sie. “Er hat eine schreckliche Allergie.”
    Charity fühlte Matthews Puls. Er war kaum wahrnehmbar.
    Matthews Atemnot und die Kreislaufstörung waren sichere Zeichen akuter Anaphylaxie.
    Sandra war hereingekommen und hatte gerade noch Mrs.
    Forsters letzte Worte gehört. “Er stirbt?” schrie sie hysterisch.
    “Sandra, gehen Sie in sein Zimmer, und holen Sie seinen Allergiekasten! ” herrschte Charity sie an.
    “Aber ich weiß doch nicht, wie er aussieht.”
    “Gehen Sie schon!” Charity wollte die hysterische Frau nur aus dem Raum haben. Sie wußte, ihre Arzttasche würde jeden Augenblick hier sein. “Hat jemand hier Benadryl?” fragte sie laut.
    Jemand reichte ihr ein Päckchen. Das Antihistamin half zwar nicht viel, aber es könnte die Reaktion verlangsamen. Wenn sie nur die schwellende Luftröhre offenhalten konnte, bis ihre Tasche da war. Sie schob eine Tablette unter Matthews Zunge.
    Plötzlich schoß es ihr durch den Kopf, daß dieser Mund sie vor wenigen Stunden geküßt und bisher ungeahnte Gefühle in ihr geweckt hatte. “Manche Chancen hat man nur einmal im Leben, Charity. Nutz sie!”
    Charity riß sich zusammen. Matthew war Patient, sie Ärztin.
    Sie durfte an nichts anderes denken.
    Matthew hörte zu atmen auf.
    In diesem Augenblick wußte Charity, wie unendlich tief ihre Liebe zu diesem Mann war. Sie riß sein Hemd auf und begann mit Wiederbelebungsversuchen. Fünfzehn Kompressionen, zwei Atemstöße, hart in den Mund, um Sauerstoff durch die stark verengte Luftröhre zu zwingen.
    “Mandelkuchen”, murmelte Mrs. Forster. “Er war immer so vorsichtig. Er fragte die Bedienung, und sie sagte nein.
    Gewöhnlich riecht er es, aber er war so durcheinander heute.
    Total durcheinander! Die schreckliche Sache mit dem Schmuck
    …”
    Charity hörte die Worte, aber sie hatten keine Bedeutung. Sie war ganz auf die Wiederbelebungsversuche konzentriert. Von der Anstrengung war sie in Schweiß ausgebrochen. Wo blieb Nelson?
    Endlich war er da und mit ihm die ersehnte schwarze Tasche.
    Sandra kam heulend zurück. Sie konnte den Kasten nicht finden.
    “Schafft diese Frau hier raus”, befahl Charity, deren Nerven aufs äußerste gespannt waren. “Kann mich hier jemand ablösen?”
    Nelson hatte einen Wiederbelebungskurs gemacht und sprang ein.
    Charity öffnete die Tasche und fand schnell das Suprarenin.
    In diesem Stadium würde man es am besten intravenös verabreichen, aber das war nicht möglich. Charity entschied schnell, das Mittel intramuskulär zu spritzen. Dann massierte sie die Stelle, damit sich das Mittel schneller im Körper ausbreitete.
    Nelson fuhr mit den Wiederbelebungsversuchen fort. Jetzt blieb nur noch Beten, etwas, was Charity häufig tat, und das einzige, das man bei ihrer Behandlung als unprofessionell bezeichnen konnte.
    Innerhalb von Sekunden hoben sich Matthews Lider, und Charity schaute in die von ihr so geliebten blauen Augen. Die unerträgliche Spannung löste sich. Charity hörte eine Sirene.
    Jemand hatte den Krankenwagen gerufen.
    “Charity”, flüsterte Matthew heiser, “was …?”
    “Nicht sprechen”, sagte Charity leise. ” Du hattest einen anaphilaktischen Schock.”
    “Ich weiß, der Kuchen, aber du …”? Er sah verwirrt auf die Spritze in ihrer Hand und die Arzttasche neben ihr. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    “Ich sagte, ich würde es wissen. Erinnerst du dich?” Er schloß die Augen, lächelte aber noch immer. “Dr. Charity Marlowe! Perfekt! Einfach perfekt!”
    Zwei stämmige Krankenwärter .schoben sich durch die Menge. Charity befahl ihnen, Matthew sofort mit einer Sauerstoffmaske zu versorgen. Erst dann stellte sie sich vor, erklärte die Situation und gab Anweisungen, was weiter geschehen sollte. Matthew sollte zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus bleiben, wo man ihm weiteres Suprarenin verabreichen konnte, falls es nötig war.
    Sandra war wieder da. Irgendwie war sie
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