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Kampf um Strom: Mythen, Macht und Monopole (German Edition)

Kampf um Strom: Mythen, Macht und Monopole (German Edition)

Titel: Kampf um Strom: Mythen, Macht und Monopole (German Edition)
Autoren: Claudia Kemfert
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Energieversorgung gut verdient, wird alles gegen Veränderungen tun, die seine Position gefährden. Für die Energieversorger, die auf fossile Brennstoffe und Atomkraft setzen, stellen Ökostromanbieter eine ernst zu nehmende Konkurrenz dar. Und so kommt es, dass diejenigen, die im Energiemarkt bestens aufgestellt sind, alles tun, um bei den Menschen – ihren Kunden – die Angst vor Neuerungen zu schüren. Das ist eine ihrer stärksten Waffen im Kampf um Strom . Die anderen, das sind die Politiker, die es zu überzeugen gilt. Denn am Ende entscheidet der Wähler.
    Die Lobby der großen Energieversorger und ihre politischen Vertreter überschütten uns mit irreführenden Behauptungen und Fehlinformationen. Diese Vorgehensweise wird einerseits flankiert von Polemiken, die längst überwunden geglaubte Ressentiments wiederbeleben. Andererseits ist sie unterfüttert von wissenschaftlichen Studien, in denen die Daten im eigenen Interesse gerechnet und gedeutet werden. So werden wir manipuliert und fangen an, den abschreckenden Horrorszenarien von der Ökostromkatastrophe Glauben zu schenken. Es ist beängstigend, wie erfolgreich diese Strategie in den letzten Monaten aufging. Es ist ebenso beängstigend, dass eine vernünftige Politik, die nicht nur den großen Umweltproblemen unserer Zeit begegnet, sondern zudem die Wirtschaft stärkt, neue Arbeitsplätze schafft und Deutschland weltweit zum Technologiemarktführer machen kann – dass diese Politik von geldmächtigen, aber zahlenmäßig geringen Lobbyisten torpediert wird.
    Der Prozess, die Energieversorgung eines ganzen Landes, gar eines ganzen Kontinents umzubauen, ist langwierig und mit großen Risiken behaftet. So schön, wie die sonnen- und winddurchflutete Energiezukunft uns am Ende scheinen mag – es ist ein weiter Weg dorthin, der große Anstrengungen erfordert.
    Diesem Prozess droht Gefahr, weil es Kräfte gibt, die versuchen, ihn auf halber Strecke zu unterwandern. Anstatt sich ihrer Aufgabe zu widmen, lassen sich Verantwortliche in der Politik von den Gegnern der Energiewende zu Rückwärtsschritten zwingen. Jene, die schon immer gegen die Umstellung der Energieversorgung waren, machen heute so viel Lärm, dass es ihnen zunehmend gelingt, den bereits begonnenen Umbau zu bremsen, um ihn am Ende vielleicht ganz zu stoppen.
    Und es droht Gefahr, weil die Gegner der Energiewende dabei zunehmend Erfolg haben: Immer mehr Menschen glauben das Märchen vom teuren Ökostrom. Plötzlich ist überall die Rede davon, dass der Prozess zu schnell gehe, dass die Ziele nicht erreichbar seien und Deutschland Versorgungsengpässe zu erwarten habe. Das Scheitern wird als Bedrohungsszenario an die Wand gemalt. In leuchtendem Rot steht dort: Der Umbau wird teuer, und wir riskieren Blackouts und Chaos. Die Buchstaben dieses Menetekels sind so groß, dass immer mehr Menschen dies alles für eine reale Bedrohung halten.
    Nun könnte man sagen, dass sich Lügen und Halbwahrheiten auf Dauer nicht halten. Sollte an der ganzen Panikmache nichts dran sein, wird sich das Neue gegen den Widerstand des Alten schon irgendwann durchsetzen. – Das ist richtig. Doch, und das wissen die Akteure genau: Indem sie auf Zeit spielen, schaffen sie unter der Hand Fakten. Während den grünen Energien die Förderung gekappt und der Ausbau der erforderlichen Netze verzögert wird – was den gesamten Umstellungsprozess gefährdet – , bauen die großen Konzerne Kohlekraftwerke. Diese haben wiederum eine Laufzeit von 40 bis 60 Jahren. Wenn aber der Energiebedarf durch die neuen Kraftwerke gedeckt ist, gibt es bald, in gut zehn Jahren, keinen Grund mehr, Geld in andere Energieformen zu investieren.
    Obwohl es nicht wahrscheinlich ist, dass in Deutschland de facto die Lichter ausgehen, besteht Anlass zu großer Sorge: Die nächsten zehn Jahre werden darüber entscheiden, wie unsere Stromversorgung in Zukunft aussehen wird. Werden wir große Kohlekraftwerkparks haben und bald in Treibhausgasen ersticken? Werden wir unser Geld weiter in die aufwendige Suche nach Endlagern für Atommüll investieren? (Das Entsorgungsproblem ist noch nicht annähernd so weit gelöst wie das der angeblich so unterentwickelten Technologien zur ökologischen Stromproduktion.) Werden wir, abhängig von fossilen Brennstoffen, einen Anstieg von Öl-, Kohle- und Gaspreisen auf dem Weltmarkt erleben, der immer weiter steigende Strompreise nach sich zieht?
    Gefahr droht auch, weil jede Verzögerung, jede Sabotage dem Prozess des
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