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Kampf für Freiheit

Kampf für Freiheit

Titel: Kampf für Freiheit
Autoren: Simon Scarrow
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dich hasste. Er hätte dich nicht verschont, wenn es umgekehrt gewesen wäre.«
    »Das stimmt allerdings«, überlegte Marcus.
    »Warum hast du es also nicht gemacht?«
    »Er war schon besiegt. Es wäre sinnlos gewesen. Der Kampf war vorüber. Es wäre mir wie eine Verschwendung vorgekommen, ihn zu töten …« Marcus versuchte, sich diesen Augenblick deutlich vor Augen zu rufen. »Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht mehr gut erinnern. Es schien mir einfach nicht … richtig.«
    Portia starrte ihn an und lachte dann. »Du redest wie kein anderer Gladiator, den ich je getroffen habe.«
    »Und du hast wohl schon jede Menge getroffen, was?«, antwortete Marcus trocken.
    Sie hörte auf zu lachen. »Ja, eigentlich schon.«
    Nach einem unbehaglichen Schweigen fuhr sie in gelassenerem Tonfall fort: »Es scheint, dass du mein Leibwächter werden sollst. Onkel Julius glaubt, dass du das hervorragend machen wirst. Ich selbst habe nur eine Frage: Bist du bereit, jeden zu töten, der mir gefährlich wird?«
    Marcus überlegte einen Augenblick und nickte dann. »Wenn ich muss.«
    »Gut. Dann sehe ich dich bald in Rom, Marcus.« Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie seinen Namen aussprach. Sie tätschelte seinen unverletzten Arm und eilte zur Tür. Nach einem verstohlenen Blick in beide Richtungen schlich sie sich leise aus dem Zimmer.
    Marcus schlief bald danach wieder ein. Als er am nächsten Morgen aufwachte, waren seine Muskeln ganz steif und taten weh. Die Wunde am Arm und der Wolfsbiss verursachten ihm große Schmerzen, und er stöhnte laut, als er versuchte, vom Bett aufzustehen. Einen Augenblick später kam bereits Apocrites, der Arzt der Gladiatorenschule, ins Zimmer geeilt.
    »Was machst du denn da? Leg dich sofort wieder hin. Ehe deine Wunden wieder aufbrechen!«
    Marcus befolgte seine Anweisungen. Der Arzt untersuchte ihn rasch und wechselte den Verband an seinem Arm. Die Bisse und kleineren Verletzungen deckte er nicht mehr ab.
    »Es ist besser, wenn frische Luft drankommt. Dann heilen sie schneller. Der Arm wird ein wenig länger brauchen. Ich habe die Wunde genäht. In acht bis zehn Tagen können die Fäden entfernt werden. Sag das dem Arzt im Haushalt deines neuen Herrn. Falls er überhaupt einen hat, natürlich.«
    Marcus nickte und räusperte sich. »Wie geht es Ferax?«
    »Dem anderen Jungen? Der wird sich schon erholen. Du hast ihm natürlich einen schweren Schlag auf den Kopf versetzt und er ist immer noch ein wenig benommen. Aber sein harter keltischer Dickschädel hat ihn davor bewahrt, dass du ihm das Hirn zertrümmert hast. Ich habe gehört, dass die anderen in der Klasse ihn gründlich verspotten. Er hat sogar einen neuen Spitznamen. Sie nennen ihn ›Mäuseköder‹. Du dagegen bist eine Art Held.«
    »Ein Held?« Marcus schüttelte den Kopf. »Ich habe nie im Leben mehr Angst gehabt.«
    »Oh, und was hattest du denn erwartet?« Apocrites seufzte traurig. »So ist es, wenn man Gladiator ist. Immer. Na ja, das hast du jetzt alles hinter dir. Ich habe gehört, dass du dich auf den Weg nach Rom begibst.«
    »Ich soll Leibwächter von Caesars Nichte werden.«
    »Nun, da solltest du in Sicherheit sein. Ich bezweifle, dass du je mehr zu tun bekommst, als deinen Schützling daran zu hindern, an irgendeiner süßen Delikatesse zu ersticken.«
    »Hoffentlich habt Ihr recht.« Marcus rutschte in eine bequemere Lage. »Wann bin ich so weit, dass ich reisen kann?«
    Apocrites richtete sich auf und kratzte sich an der Backe. »In zwei, vielleicht drei Tagen. Der Herr schickt einen seiner Wagen nach Rom, um dort Rüstungen abzuholen, die er bestellt hat. Du sollst im Wagen mitfahren. Denk dir nur, Junge – in wenigen Tagen bist du in Rom! Das wird eine wunderbare Erfahrung.« Apocrites’ Augen glänzten.
    »Ja, das hoffe ich auch«, stimmte ihm Marcus zu. Er dachte bereits darüber nach, wie er es anstellen sollte, General Pompeius zu finden.

Marcus’ verletzter Arm ruhte in einer Schlinge, und er stützte ihn so sorgfältig wie möglich ab, als der Karren durch ein Schlagloch rumpelte und sich leicht zur Seite neigte. Vor ihnen lag das Städtchen Sinuessa, wo sie in einem der Gasthäuser übernachten wollten. Der Winter war vorüber und die erste Frühlingssonne deutete sich an. Die Straßen wimmelten vor Händlern und Reisenden, die das gute Wetter nutzen wollten. Wagen, die mit allen möglichen Gütern beladen waren, fuhren in beide Richtungen, und viele Menschen waren zu Fuß unterwegs, manche in
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