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Kampf für Freiheit

Kampf für Freiheit

Titel: Kampf für Freiheit
Autoren: Simon Scarrow
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irgendetwas aus der Küche stahl.«
    »Ich habe ihn wieder in der Scheune eingesperrt.«
    »Warum? Er macht doch im Haus keinen Ärger.«
    »Es hat mit seiner Ausbildung zu tun«, erklärte Marcus. »Aristides meint, es wäre besser, wenn wir ihn eine Weile von Menschen fernhalten.«
    Seine Mutter zog die Augenbrauen in die Höhe und zuckte die Achseln. »Nun, dann hat der Alte wohl recht. Er kennt sich gut mit Tieren aus.«
    Marcus nickte und lächelte seiner Mutter zu. Sie starrte ihn an. Dann hielt ihre Hand, die seinen Kopf streichelte, plötzlich inne. Ein kurzer Schmerz huschte über ihre Züge und Marcus verspürte eine schneidende Angst. »Mutter, was ist los?«
    Rasch zog sie ihre Hand zurück. »Nichts. Wirklich. Du hast mich nur einen Augenblick lang an deinen Vater erinnert. Mehr nicht.« Sie tätschelte ihm die Wange und beugte sich vor, um ihn zu küssen. Dann wollte sie aufstehen und gehen, aber Marcus hinderte sie daran, indem er ihr eine Hand auf den Arm legte. »Wird alles gut werden?«, fragte er leise.
    »Wie bitte?«
    »Kommen die Männer wieder?«
    Sie schwieg einen Augenblick lang, ehe sie nickte. »Mach dir keine Sorgen. Titus wird uns beschützen. Das hat er immer gemacht.«
    Das tröstete Marcus und eine Weile wanderten seine Gedanken umher. Dann fragte er: »War Vater ein guter Soldat?«
    »Oh ja, einer der besten.« Sie schloss die Augen. »Das wusste ich, sobald ich ihn gesehen hatte.«
    »Wann hast du ihn kennengelernt?«
    Sie schlug die Augen wieder auf und machte eine kleine Pause, ehe sie antwortete. »Ich habe Titus kennengelernt, als der Aufstand noch nicht lange niedergeschlagen war.«
    »Der Sklavenaufstand? Meinst du den, den der Gladiator angeführt hat?«
    »Ja, Spartakus.«
    »Vater hat mir einmal davon erzählt. Er hat gesagt, dass Spartakus und seine Rebellen die größte Bedrohung waren, mit der Rom je zu kämpfen hatte. Er hat auch gesagt, dass es die tapfersten Männer waren, gegen die er je ins Feld gezogen ist. Er war bei der letzten Schlacht gegen die Sklaven dabei.« Marcus erinnerte sich an die Geschichte, die ihm sein Vater erzählt hatte. »Er hat gemeint, dass das die härteste Schlacht war, an der er je beteiligt war. Die Sklaven hatten nicht viele Rüstungen und kaum Waffen, aber sie haben bis zum bitteren Ende gekämpft. Nur eine Handvoll hat sich ergeben.«
    »Ja …«
    »Wenn Vater Spartakus und die Sklaven besiegt hat, dann muss er doch auch mit Decimus’ Leuten fertig werden.«
    »Das war vor über zehn Jahren«, sagte sie. »Titus ist jetzt älter geworden. Er ist kein Zenturio mehr.«
    »Aber er wird uns doch beschützen?«
    Seine Mutter lächelte und strich ihm über die Wange. »Ja, natürlich. Nun schlaf, mein lieber Junge.«
    »Ja, Mutter«, erwiderte Marcus müde, drehte sich auf die Seite und schmiegte den Kopf ins Kissen.
    Livia strich ihm so lange über das Haar, bis ihm die Augen zufielen und seine Atemzüge gleichmäßig wurden. Dann stand sie auf und ging leise zur Tür. Sie stand eine Weile da und blickte zu ihrem Sohn zurück.
    Marcus öffnete träge noch einmal die Augen, um sie anzuschauen. Er dachte daran, wie merkwürdig sie ihn angesehen hatte, als er über Spartakus gesprochen hatte. Im trüben Lampenlicht konnte er sehen, dass ihre Augen glänzten und ihr eine Träne über die Wange kullerte. Sie wischte sich mit einer abrupten Handbewegung über das Gesicht, ehe sie die Öllampe herunterdrehte und die Flamme ausblies. Das Zimmer lag in völliger Dunkelheit, und Marcus hörte, wie sie mit leisen Schritten den Flur entlangging.
    Er lag ruhelos da. Warum hatte seine Mutter geweint? Hatte sie Angst wie er? Er hatte seinen Vater immer als einen zähen, starken Mann gesehen. Er war nie krank und arbeitete auch im kalten Wind und Regen des Winters und in der Gluthitze des Sommers draußen im Freien, ohne sich mit einem Wort zu beklagen oder die geringsten Beschwerden zu zeigen. Aber Marcus wusste, dass er älter war als seine Mutter. Viele Jahre älter. Sein Gesicht war zerfurcht und von Falten durchzogen und sein schütter werdendes Haar hatte graue Strähnen. Sie dagegen war schlank und sehr schön, dachte Marcus. Wie war es gekommen, dass sie ihn geheiratet hatte?
    Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Fragen tauchten in seinem Kopf auf. Es war merkwürdig, wie wenig er eigentlich über seine Eltern wusste. Sie waren immer da gewesen, immer zusammen, und er hatte das als selbstverständlich hingenommen. Doch je länger er
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