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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht
Autoren: Friede Birkner
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begrüßen, als er sich besann und korrekt bat: »Kann ich bitte Herrn Professor sprechen - ich rufe wegen seiner Annonce an.«
    »Oh, fein, da hat sich bisher noch niemand gemeldet. Einen Augenblick, ich verbinde gleich mit Herrn Professor.« Knack - klinglingling - und eine sonore ruhige Männerstimme fragte: »Wer spricht, bitte? Hier ist Professor Bergemann.«
    »Herr Professor, ich las heute in der Zeitung Ihre Annonce wegen eines Kammerdieners.«
    »Einen solchen suche ich. Sprechen Sie für sich selbst?«
    »Ja, Herr Professor. Ist die Stellung noch frei?«
    »Allerdings. In Ermangelung eines treffenderen Ausdrucks benutzte ich den etwas überlebten Ausdruck Kammerdiener. Ich bin durch einen Unfall sehr behindert und brauche männliche Hilfe; die anderen Aufgaben im Haus würden sich dann ergeben. Sie sind noch in Stellung?«
    Samiel, hilf! Drauflos lügen! Es mußte sein! »Zur Zeit bin ich frei - meine bisherige Herrschaft ist auf einer Weltreise.«
    »Sie haben Zeugnisse?«
    Samiel, hilf noch mal! »Nur das von der vorigen Stellung.«
    »Nun, eines dürfte genügen. Wie heißen Sie?«
    »Kuno Salten, Herr Professor.« Kein anderer Name war Kuno eingefallen.
    »Gut, Herr Salten, dann mache ich den Vorschlag, Sie kommen übermorgen her. Von wo rufen Sie an?«
    »Von München, Herr Professor.«
    »Sie müssen bis A. fahren, dort erklärt man Ihnen, wie Sie hierherkommen. Die Unkosten vergüte ich selbstverständlich.«
    »Ich werde mich schon zurechtfinden. Leider kann ich nicht genau auf die Minute sagen, wann ich bei Ihnen eintreffen werde.«
    »Ich bin immer hier, Herr Salten.«
    »Da habe ich noch eine Frage, Herr Professor - es geht um die Anzeige wegen der Hunde.«
    »Wüßten Sie da einen Rat?«
    »In der Pension, in der ich wohne, hat ein Herr zwei Prachtkerlchen zu verkaufen, schwarz wie Raben, mit braunen Pfötchen und braunen Augenflecken.«
    »Ausgezeichnet! Könnten Sie mir diese Tierchen einmal herschicken lassen?«
    »Wäre es Herrn Professor angenehm, wenn ich sie selbst mitbrächte? Falls sie unerwünscht sind, könnte ich sie dann gleich mit zurücknehmen.«
    »Guter Gedanke, Herr Salten! Bringen Sie mir bitte die Quittung für dieses Telefongespräch mit, es soll alles seine Ordnung haben.«
    »Sehr wohl, Herr Professor. Ich erlaube mir dann also übermorgen bei Ihnen vorzusprechen und auch die beiden Hunde mitzubringen.«
    »Schön, Herr Salten. Damit wäre wohl alles besprochen. Guten Tag.«
    »Guten Tag, Herr Professor.«
    Kuno wischte aufschnaufend den Schweiß von Stirn und Genick, blies die Backen auf und eilte zurück zu Gertraude.
    Mit großen Augen sah sie ihm entgegen. Sie hatte eben in der winzigen, notdürftig installierten Küche einen sogenannten guten Kaffee vorbereitet; das hieß also, zwei bis drei Bohnen mehr und eine Prise Zucker weniger. »Kuno - o bitte, war es vergeblich? Ich mache mir Vorwürfe, daß ich diese unmögliche Sache überhaupt vorschlug.«
    »Red' keine Dummheiten, Alte! Castor, Pollux und Bruder Kuno sind mit neunundneunzig Prozent Sicherheit bereits ins Torhaus Gleichen eingeschmuggelt.« Kuno umarmte die Schwester und drückte sie in einen Sessel. »Mädchen, es hat vermutlich geklappt! Nette Stimme hat mein neuer Chef, und ein Zeugnis möchte er von seinem künftigen Kammerdiener sehen.«
    »O Kuno - daran dachte ich doch überhaupt nicht!«
    »O Gertraude, aber ich dachte daran. Wozu hat der Mensch 'ne Tante, wenn er sie nicht benutzt?«
    »Du meinst, sie kann dir helfen?«
    »Durchaus. Den Namen Kuno Salten legte ich mir übrigens als Kammerdiener zu, da mir vor Schreck kein anderer einfiel. Es wird schon klappen. Leute, die sich einen Kammerdiener leisten können, kümmern sich gottlob weniger um deren Papiere als um deren feinen Benimm. Na, und ich hab' doch feines Benehmen?« Verschmitzt sah er die Schwester an, dann aber hockte er sich in die Knie vor sie und berichtete von dem Telefonat. Dann packte er Castor und Pollux, beutelte sie ein wenig und erklärte ihnen: »Das bitte ich mir aber aus, daß ihr euch übermorgen wie Rassehunde benehmt, die einen dicken Stammbaum bis in ihre Schwanzspitze haben! Gekläfft und gejault wird nicht - verstanden? Ihr sollt nach dem Torhaus Gleichen kommen - kapiert?«
    »Ach, Kuno, wäre das herrlich, wenn es schon für dich und die Viecher klappen würde!«
    »Ohne dich nicht, Mädel, das sage ich gleich«, war seine ruhige Antwort. »Dann muß ich eben weitersuchen, und ich nehme doch die Stellung als Tankwart
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