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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht
Autoren: Friede Birkner
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Maschine schreiben. Drei Tasten auf einmal springen bei mir heraus, wenn ich anfange zu tippen.«
    »Alles andere schreibe ich wirklich gern für dich, Achim - aber diese letzte Arbeit - nun, wir sprachen ja schon darüber.«
    »Kein Wort mehr davon, Mary!« Gütig lächelte er ihr zu, als die alte Lina auf die Terrasse kam und meldete:
    »Herr Professor, da ist schon wieder ein Anruf aus München -eine Dame möchte Sie sprechen.«
    »Schnell, Mary, lauf voraus, ich kann ja nicht so schnell gehen. Ich komme nach.« Mary war schon aufgesprungen und in das kleine Herrenzimmer zum Apparat gelaufen. Sie nahm den Hörer und meldete sich: »Hier bei Professor Bergemann. Bitte, einen Augenblick, mein Bruder kommt gleich.« Nun kam Achim nach, setzte sich neben das Telefon und nahm den Hörer. »Hier Bergemann. Wer spricht, bitte?«
    »Hier spricht Gertraude Horn. Ich rufe wegen Ihrer Anzeige an. Wäre die Position der Sekretärin noch frei?«
    »Durchaus, Fräulein Horn. Was ich suche, entnahmen Sie meiner Annonce.«
    »Ich glaube, daß ich mich für diesen Posten eignen würde, Herr Professor. Ich bin zwar zur Zeit noch in Stellung, aber ich könnte mich in ungefähr vierzehn Tagen freimachen, da mir noch Urlaub zusteht, den ich dann gleich als Antrittszeit für die neue Stellung verwenden würde.«
    »Das wäre mir sehr angenehm. Wie aber besprechen wir alles Weitere?« Achim zögerte, denn schließlich konnte er ja nicht eine Katze im Sack kaufen, und er wußte genau, daß er mit einer ihm unsympathischen Person nicht arbeiten konnte.
    »Ich könnte mich am Wochenende bei Ihnen vorstellen. Darf ich bitten, mir zu sagen, wo Ihr Besitz liegt und wie ich dahin komme?«
    Der Ton der Frauenstimme war Achim sehr angenehm, und so sagte er schnell und sachlich: »Ein sehr vernünftiges Angebot. Torhaus Gleichen liegt in der Nähe von A. Sie finden am Bahnhof einen Omnibus, der an meinem Grundstück vorbeifährt. Reicht die Zeit nicht für die Rückfahrt aus, müßten Sie im Torhaus übernachten. Selbstverständlich gehen alle Ausgaben auf mein Konto.«
    Genau wie für Kuno klang dies auch für Gertraude sehr angenehm, und so antwortete sie schnell, um den erforderlichen Mut nicht zu verlieren: »Dann darf ich am kommenden Samstagnachmittag zu Ihnen kommen?«
    »Ausgezeichnet, Fräulein Horn. Ich erwarte Sie.«
    Achim legte auf und sah Mary lächelnd an. »Was sagst du nun - drei Fliegen an einem Tag -, und zuerst haben wir fast vierzehn Tage umsonst gewartet. Du, wie gefiel dir die Stimme dieses Fräulein Horn?«
    »Recht angenehm, gebildet, artig. Aber sonst kann man natürlich wenig sagen. Bis es ein Fernsehtelefon geben wird, müssen wir weiterhin neugierig bleiben.«
    Sie wollten eben auf die Terrasse zurückgehen, als das Telefon schon wieder läutete. Achselzuckend nahm Achim den Hörer auf.
    »Du rufst an, alter Bursche? Hast du dich auch nicht geirrt? Eine Postkarte genügte doch sonst bei dir.« Er legte die Hand auf den Hörer und flüsterte Gertraude zu: »Michel Brunnig!« Dann lauschte er weiter. »So, also, du hast die Gnade, zu uns zu kommen, weil du halt gerade nichts Besseres vorhast. Charmant, wie du immer bist, alter Knurrhahn. Wann also kommst du? Am Wochenende schon? Gut, wir freuen uns. Weißt ja Bescheid, wie du herkommst. Was - ob ich anständiges Bier hier habe? Sofort lassen wir ein Faß Löwenbräu anrollen. Und Leberkäse willst du auch? Mann - sonst noch was?«
    Mary nahm ihm jetzt den Hörer weg und rief hinein: »Nicht lange Reden halten, alter Michel - nimm deinen Rucksack, pack Zahnbürste und Wechselschuhe ein. Ob ich verrückt bin? Das wäre Luxus? Was nun - die Zahnbürste oder die Wechselschuhe?« Lachend legte sie auf, und in heiterer Stimmung saßen die Geschwister dann noch auf der vom untergehenden Sonnenlicht beschienenen Terrasse, Gesprächsstoff hatten sie nun ausreichend. Lächelnd sagte Mary, sich das Haar aus der Stirn streichend: »Nun, wenn es nur nicht auf einmal zu turbulent für uns hier wird! Ein Kammerdiener, zwei Dackel, eine Sekretärin und Michel Brunnig.«
    »Ich hoffe, daß es uns guttun wird, wieder etwas Leben um uns zu haben - zumal für dich wird es gut sein.«
    »Was nun, bitte, im besonderen - der Kammerdiener, die Dackel, die Sekretärin oder Michel?«
    »Von jedem etwas, und zwar das Angenehmste für dich.«
     
    Aufatmend, ebenfalls leichte Schweißtropfen auf der Stirn, denn in der Telefonzelle war es verflixt heiß, legte Gertraude den Hörer auf und trat zu
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