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Kalymnos – Insel deines Schicksals

Kalymnos – Insel deines Schicksals

Titel: Kalymnos – Insel deines Schicksals
Autoren: Anne Hampson
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nur wenige Sekunden Zeit, ihn zu begrüßen, dann lief sie die Platanenallee entlang zum Innenhof. Plötzlich erblickte sie Doneus, der auf dem Rasen stand und Laub zusammenharkte.
    „Julie!" rief er, als er sie bemerkte, und es schien, als wäre er nicht nur überrascht, sondern auch ein wenig besorgt.
    „Ich weiß alles!" platzte sie heraus, als sie ihm gegenüberstand. „Ich habe eben lange mit deiner Mutter gesprochen." Sie atmete ein paar Mal tief durch, bevor sie ihn ohne Umschweife fragte: „Warum bist du bloß so ein Dickschädel, Doneus?"
    „Ach Julie", begann er und wirkte richtiggehend erleichtert, wenn auch ein wenig konsterniert, „wollen wir uns nicht hinsetzen und uns in aller Ruhe unterhalten? Du bist ja ganz außer Atem."
    „Ich will mich nicht setzen", widersprach sie energisch. „Ich will, dass du mich in deine Arme nimmst, und zwar sofort!"
    Zwar dauerte es einen Moment, bis Doneus seine Überraschung überwunden hatte, aber als er sie endlich eng umschlungen hielt und seine Lippen ihre gefunden hatten, wusste Julie, warum sie sich nach diesem Moment so lange gesehnt hatte.
    „Doneus", flüsterte sie, als er den Kopf hob und sie mit ausdrucksvollen Augen ansah,
    „warum hast du mir nicht früher gestanden, dass du mich liebst, mich immer geliebt hast und mich einzig und allein aus Liebe geheiratet hast - und nicht, um dich zu rächen."
    „Du ahnst ja nicht, wie schwer es mir all die Monate gefallen ist", antwortete er und zog Julie erneut an sich. So leidenschaftlich war sein Kuss, dass er schließlich selbst außer Atem geriet. Sacht und zärtlich ließ er die Hände zu ihren Hüften gleiten. „Willst du mir nicht verraten, was meine Mutter dir erzählt hat?"
    „Als Erstes hat sie mir gestanden, dass es ihr eigener Entschluss gewesen sei, nach England zu reisen und mich ausfindig zu machen", begann Julie ihren Bericht. „Sie hat mir genau erzählt, wie verliebt du immer auf das Foto von mir in der Illustrierten gestarrt hast. Woher hattest du sie eigentlich? Haben deine Freunde aus England sie mitgebracht?"
    „Stimmt genau", gab er zu. „Und denen ist auch zu verdanken, dass ich so gut über eure Familie informiert war."
    „Und was hat dich an dem Bild von mir so fasziniert?"
    Zwar lächelte Doneus jungenhaft, als er antwortete, aber seiner Stimme entnahm Julie, dass er meinte, was er sagte. „Es war, als hätte mich ein Blitz getroffen. Alles, wovon ich bezüglich einer möglichen Ehefrau nicht einmal zu träumen wagte, lag in diesem Gesicht: Schönheit und Anmut, Wärme und Güte. Von da an war mir klar, dass ich entweder dich heiraten oder auf ewig Junggeselle bleiben würde."
    Weil er merkte, wie verlegen seine Antwort Julie gemacht hatte, beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie zärtlich und liebevoll.
    „Deine Mutter war fast außer sich vor Sorge", berichtete sie weiter. „Schließlich war sie die Einzige, die von deiner Liebe zu mir wusste. Und nachdem du ihr erzählt hattest, dass ich morgen abreisen würde, musste sie davon ausgehen, dass ich dich nicht liebe.
    Sie befürchtete, dass du aus lauter Kummer darüber eines der Schiffe besteigen würdest, um bei einem der ersten Tauchgänge absichtlich ... unvorsichtig zu sein - und das, obwohl du ihr zuliebe den Beruf eigentlich schon vor Jahren an den Nagel gehängt hast."
    Doneus wirkte benommen, als schiene es ihm unbegreiflich, dass er Julie in seinen Armen hielt und sie erwartungsvoll lächelnd zu ihm aufsah. „Wollen wir uns nicht setzen?" fragte er und führte sie zu einer Bank.
    „Als nach ihrem Mann und ihrem ältesten Sohn auch noch mein jüngster Bruder tödlich verunglückte, hätte es meiner Mutter fast das Herz gebrochen." Doneus sprach jetzt so leise, dass Julie Mühe hatte, ihn zu verstehen. „Sie war sich sicher, dass das Meer ihr auch noch den letzten ihrer Söhne nehmen würde - mich. Aber dann starb mein Onkel, und wie ich dir schon erzählt habe, hat er uns etwas Geld hinterlassen. Meine Mutter hat sich strikt geweigert, auch nur eine einzige Drachme davon anzunehmen, und mich gedrängt, mir davon eine Ausbildung zu leisten.
    Aber anders, als ich dich bisher habe glauben lassen, war das Erbe so groß, dass ich nach dem Studium einem Großhändler, der sich zur Ruhe setzen wollte, seine Firma abkaufen konnte. Nun war ich auf einmal nicht länger Schwammtaucher, sondern handelte mit dem, was meine ehemaligen Kollegen von ihrer Reise mitbrachten - und zwar so erfolgreich, dass ich bald in
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