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Kalymnos – Insel deines Schicksals

Kalymnos – Insel deines Schicksals

Titel: Kalymnos – Insel deines Schicksals
Autoren: Anne Hampson
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zu haben, denn die Tavernen quollen fast über, und es schien, als gäbe manch einer sein ganzes Geld für uozo und retsina aus, um seine Angst davor zu ertränken, möglicherweise niemals zurückehren.
    Während der vergangenen Wochen hatte Julie sich nach Kräften bemüht, den Schaden, den sie durch ihre unbedachte Äußerung Doneus gegenüber angerichtet hatte, wieder gutzumachen - umso mehr, als sie inzwischen wusste, dass ihre Formulierung nicht ihren wirklichen Gefühlen entsprochen hatte. Denn auch wenn es ihr manchmal noch schwer fiel, es sich selbst einzugestehen, wusste sie inzwischen, dass sie ihn von ganzem Herzen liebte.
    Allerdings hatte sie bis heute nicht gewagt, es ihm offen und ehrlich zu gestehen. So distanziert und bisweilen abweisend er sich ihr gegenüber verhielt, konnte kein Zweifel daran bestehen, dass er sie nicht liebte. Sonst hätte er auch nicht mehrfach sein Angebot wiederholt, sie könne nach England zurückkehren, wann immer sie wolle. Und so kompliziert das Ganze war, so amüsant war es im Grund genommen. Er legte kein Wert darauf, dass sie blieb, und ihr Stolz ließ es nicht zu, dass sie ihn im Stich ließ. Sie waren eben beide entsetzliche Dickköpfe.
    Je näher das Osterfest rückte, umso mehr fühlte sich Julie hin und her gerissen. Sie brauchte nur einem Invaliden zu begegnen - und seit ihr Blick dafür geschärft war, geschah das öfter, als ihr lieb war -, und schon änderte sich ihre Stimmung von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Denn jedes Mal malte sie sich aus, dass Doneus von seiner nächsten Reise als Krüppel heimkehren würde. Und Julie bezweifelte ganz entschieden, dass sein Stolz es zulassen würde, dass ausgerechnet sie sich um ihn kümmerte.
    Um auf andere Gedanken zu kommen, verließ sie den Hafen und fuhr mit dem nächsten Bus nach Hause. Dort angekommen, war es noch früh, und Doneus würde nicht vor sechs von der Arbeit kommen. Also beschloss sie, noch einen Spaziergang zu machen.
    Ohne dass sie es vorgehabt hatte, bog sie in die Allee ein, die direkt zum Schloss führte. Links des Weges plätscherte ein kleiner Bach, an dessen Ufern Oleander blühte.
    Manchmal wunderte Julie sich selbst, wie sehr sie die Insel mittlerweile lieb gewonnen hatte, wie wohl sie sich hier inzwischen fühlte. Selbst an das Leben in Armut hatte sie sich fast gewöhnt. Eigentlich fehlte ihr nur eins, um glücklich zu sein: dass Doneus endlich ihre Liebe erwiderte.
    Als sie vor dem eisernen Eingangstor angekommen war, hielt Julie es für besser, kehrtzumachen. Doneus sollte nicht denken, dass sie ihm nachspionierte.
    Jason hatte sie jedoch bemerkt und kam laut bellend zum Tor gerannt. Julie beugte sich zu ihm herunter und streichelte ihn durch die Gitterstäbe hindurch. „Nicht so laut", ermahnte sie ihn, „dein Herrchen muss ja nicht wissen, dass ich hier bin."
    Da kam Doneus auch schon mit großen Schritten auf das Tor zugelaufen. „Was führt dich her, Julie?" fragte er, und sein Tonfall klang nicht böse, aber eben auch nicht erfreut, wie Julie es insgeheim gehofft hatte.
    „Ich bin ganz zufällig vorbeigekommen", antwortete sie verlegen und trat einen Schritt zurück, um sich nicht anmerken zu lassen, wie peinlich ihr die Situation war.
    Donues betrachtete sie skeptisch durch das Gitter hindurch und schien über irgendetwas nachzudenken. „Möchtest du dir Santa Elena mal ansehen?" bot er Julie schließlich an.
    „Ist das dem Besitzer denn recht?" fragte sie, verwundert über das überraschende Angebot.
    Ohne zu antworten, öffnete Doneus das Tor und forderte Julie auf einzutreten. Dann führte er sie eine Platanenallee entlang. Hier war es angenehm kühl, weil die Baumkronen schützende Schatten vor der Mittagssonne spendeten, die für die Jahreszeit schon erstaunliche Kraft hatte.
    „Der Park ist wundervoll." Julie war wirklich begeistert über die Farbenpracht, die hier erblühte. „Es muss eine Freude sein, hier arbeiten zu dürfen. Auch wenn es bestimmt viel Mühe ist für einen allein ..."
    „Für einen allein ist das nicht zu schaffen, Julie", korrigierte er sie. „Deshalb sind hier drei Gärtner beschäftigt - außer mir", fügte er schnell hinzu.
    „Wie bitte?" gab sich Julie keine Mühe, ihr Erstaunen zu verbergen. Denn so groß der Park auch war - so viel Personal nur für den Garten schien ihr dann doch ein bisschen übertrieben. Von den Kosten ganz zu schweigen! „An Geld scheint es dem Inhaber ja nicht zu fehlen."
    Kaum hatte sie den Satz zu Ende
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