Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)

Titel: Kalter Trost: Island-Krimi (German Edition)
Autoren: Quentin Bates
Vom Netzwerk:
alles tun, was Ómar ihm einredete. Als er mit Erla zusammenkam, dachte ich, dass er sich zu viel aufhalst. Schließlich hatte sie schon zwei Kinder und ist älter als er, aber in der Hinsicht habe ich mich getäuscht. Sie sind anscheinend glücklich miteinander.«
    Wieder seufzte sie und machte eine Pause, um Luft zu holen.
    »Hast du ihn schon in Keflavík besucht?«
    »Nein«, sagte Fanney bitter. »Erla ist jeden Tag dort, aber sie ist bislang noch nicht auf die Idee gekommen, mich zu fragen, ob ich meinen Sohn auch besuchen will.«
    »Nun, ich muss morgen nach Keflavík und kann dich beim Krankenhaus absetzen, wenn du möchtest.«
    Gunna sah, dass Fanney einen inneren Kampf zwischen Stolz und Zorn ausfocht.
    »Ich will dir nicht zur Last fallen«, entgegnete sie eisig.
    »Wie ich schon gesagt habe, ich muss ohnehin hinfahren, und ich gehe auch ins Krankenhaus. Also ist es überhaupt kein Problem.«
    »Danke.«
    »Ich hole dich um zehn ab.«
    Fanney nahm die Kaffeekanne und schenkte Kaffee nach.
    »Was kannst du mir über Ómar Magnússon erzählen?«
    Diesmal wurde Fanneys Gesichtsausdruck hart.
    »Er ist ein schlechter Junge. Er macht nichts als Ärger, wo er geht und steht«, sagte sie fröstelnd. »Mein Skari und er waren als Kinder enge Freunde, und dieses Arschloch hatte nichts Besseres zu tun als zu stehlen, zu lügen und sich zu prügeln. Er hat meinen Jungen an der Nase herumgeführt, das hat er, und ihn in alles mit hineingezogen. Er hat die Fischmehlfabrik angezündet, wegen einer Wette, und das hat ein Dutzend Männer ihre Jobs gekostet. Dann hat er Autos gestohlen und ständig davon geredet, wie man Schlösser knackt und in Häuser einbricht. Was ich dir da noch alles erzählen könnte …«
    Fanney verstummte.
    »Bitte fahr fort«, bat Gunna.
    »Du glaubst doch nicht, er hat etwas damit zu tun, dass mein Skari so schlimm zugerichtet wurde?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gestand Gunna. »Ich versuche bloß, mir ein Bild von den beiden Jungs zu machen. Ich bin ungefähr zu der Zeit nach Hvalvík gezogen, als die beiden den Ort verlassen haben. Ich kenne die beiden einfach nicht gut genug.«
    »Du bist schon so lange hier, dass die Leute fast vergessen haben, dass du nicht von hier stammst.« Sie setzte sich auf dem unbequemen Stuhl noch aufrechter hin. Gunna empfand einen Anflug von Stolz, auch wenn Fanney wahrscheinlich gar nicht bewusst war, dass sie ihr ein Kompliment gemacht hatte.
    »Ómar und mein Óskar haben sich als Jungen miteinander rumgetrieben, und vermutlich waren sie auch schlimmer als andere, aber Óskar war nie wirklich ein schlechter Mensch. Er war nur übermütig. Aber dieser Ómar ist ein ganz übler Typ. Sie haben sich in Reykjavík wiedergetroffen, aber sein Vater und ich haben nie erfahren, was sie dort angestellt haben.«
    »Hat er es euch nicht erzählt?«
    »Nein, und wir haben auch nicht gefragt. Wenn er nichts erzählen wollte, dann war das seine Sache.« Sie rümpfte die Nase. »Aber ich habe keinen Zweifel daran, dass Ómar nichts Gutes im Schilde geführt hat. Er war immer schon ein niederträchtiger kleiner Mistkerl.«

***
    »Oh, hast du doch noch beschlossen, dich zu uns zu gesellen, Chefin?«, fragte Helgi. Die Brille saß auf seiner Nasenspitze, und den Telefonhörer hatte er sich zwischen Schulter und Ohr geklemmt.
    »Ich dachte, ich schau mal vorbei«, antwortete Gunna. »Wo steckt Eiríkur? Es ist Zeit, dass wir uns mal zusammensetzen.«
    »Hier, Chefin«, sagte Eiríkur heiter und erhob sich hinter der Trennwand.
    »Also gut, meine Herren, dann kommt mal her.«
    Helgi blieb, wo er war, und Eiríkur brachte einen Stuhl mit, um sich neben ihn zu setzen. Gunna zog ihren Anorak aus und öffnete ihre Aktenmappe.
    »So. Was gibt es Neues über Svana Geirs? Eiríkur?«
    »Ich sichte alle Informationen, die bei den Befragungen in der Nachbarschaft gesammelt wurden. An dem Nachmittag war viel los, und da die Tankstelle und die Bäckerei in der Nähe sind, war da jede Menge Verkehr. Daher haben viele ausgesagt, dass sie verdächtige Personen gesehen hätten. Das Problem ist, dass wir nicht die geringste Ahnung haben, ob wir einen Mann oder eine Frau suchen, und deshalb noch niemanden ausschließen konnten.«
    »Also gibt es jede Menge Verdächtige?«
    »Viel zu viele. Dutzende Personenbeschreibungen, ich wette, dass die meisten einfach nur in der Bäckerei eingekauft haben.«
    »Gibt es Überwachungskameras in der Nähe?«
    »Nicht direkt. Eine Kamera ist vor einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher