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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz
Autoren: Keith Ablow
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Unzurechnungsfähigkeit durchgekommen.«
    »1981, das Volk gegen Barker.«
    »Vor sechzehn Jahren.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Wenn Sie den Gouverneur fragen, ist Barker dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen. Um ein Haar wäre er auf dem elektrischen Stuhl geendet.«
    »Kathy hat sich doch nicht freiwillig entschieden, ein Ungeheuer zu werden, Matt. Sie ist nicht als Mörderin geboren.«
    »Juristisch betrachtet, spielt das keine Rolle.«
    »Ich möchte, daß sie eine Therapie bekommt.«
    »Wäre Ihre Rachel damit einverstanden gewesen, daß die Frau, die sie ermordet hat, geheilt wird?«
    »Ich glaube schon. Bevor ich Rachel kennenlernte, hätte ich es wahrscheinlich selbst nicht gewollt.«
    »Offenbar war sie eine außergewöhnliche Frau.«
    Es schnürte mir die Kehle zu. »Kathy muß in die geschlossene Abteilung«, stieß ich hervor.
    »Unmöglich. Die Geschworenen werden das nie zulassen.«
    »Aber wir könnten dafür sorgen. Jetzt sofort.«
    »Oh ... ich verstehe. Ich habe mir schon gedacht, daß es darauf hinausläuft.« Er verschränkte die Hände vor dem Bauch. »Wissen Sie, Frank, Sie haben wirklich Nerven.« Er keuchte wie ein Blasebalg. »Sie verlangen, daß wir eine Reihe von Schwerverbrechen begehen. Aus Kathys Perspektive handelt es sich um Freiheitsberaubung, aus der des Richters um Beihilfe zur Flucht. Und das ist erst das Vorspiel.«
    Ich sah ihn an. In seinem Gesicht malten sich Widerwille und Entschlossenheit, so daß ich schon befürchtete, er würde Kathy selbst der Polizei übergeben. »Tut mir leid, Matt«, sagte ich. »Ich wußte nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Es war nicht richtig, daß ich Sie gebeten habe ... Ich lasse mir schon etwas einfallen.« Ich ging zu Kathy hinüber und bückte mich, um sie hochzuheben.
    »Natürlich könnten wir sie nicht unter ihrem richtigen Namen einweisen«, fuhr er fort.
    Ich drehte mich um und starrte ihn an.
    »Schließlich möchte ich nicht, daß die Hüter des Gesetzes mich am Arsch kriegen. Also werde ich sie unter einem Pseudonym als Privatpatientin aufnehmen und mir eine glaubhafte Krankengeschichte ausdenken. Keine Post, keine Anrufe, keine Besucher.« Er machte eine Pause. »Nicht einmal Sie.«
    Ich nickte. Doch dann wurde mir die Tragweite unseres Plans klar. »Sie haben recht. Wir könnten beide hinter schwedischen Gardinen landen. Behinderung der Justiz, Mißachtung ...«
    »Mißachtung?« Er beugte sich ein wenig vor. »Kein Gericht ist in der Lage, auch nur zu erahnen, wie zuwider mir diese heruntergekommene Gesellschaft ist. Ich würde mit Vergnügen den nächstbesten Richter roh zum Frühstück verzehren, wenn ich einen finde, der nicht allzu zäh ist.«
    Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Wird jemand sie vermissen, wenn sie einfach verschwindet?«
    »Die Geschichte lautet folgendermaßen: Wir haben uns getrennt, und sie ist abgehauen. Ich kenne jemanden, der einen Auslandsflug ohne Rückticket organisieren und dafür sorgen kann, daß der Flugschein auch eingelöst wird.«
    »Dieser Lucas wird vermutlich ein furchtbares Theater wegen ihr veranstalten.«
    »Ganz bestimmt. Er wird seine gesamte Verteidigung darauf aufbauen. Die Staatsanwaltschaft hat sowieso keine lückenlosen Beweise. Es würde mich nicht wundern, wenn er freigesprochen wird.« Ich blickte zu Boden und schüttelte den Kopf.
    »Was ist?«
    »Ich weiß nicht, ob ich es über mich bringe, einem Typen wie ihm zu helfen.«
    »Deswegen hängt ja auch Jesus Christus am Kreuz und nicht Sie. Einige Leute können nur von Gott geheilt werden. Sie und ich hin gegen sind nur Menschen und haben unsere Grenzen. Und deshalb brauchen wir auch Gott.«
    Ich stand in diesem Augenblick zu sehr unter Druck, um weiter über Hollanders Bemerkung nachzudenken. Aber sie sollte mir im Laufe der Jahre immer wieder einfallen, wenn ich mich ohnmächtig fühlte und das Bedürfnis hatte, mir selbst zu verzeihen.
    Hollander seufzte. »Sie wissen, daß ein gerissener Anwalt Kathy vielleicht aufgrund einer Formalität freikriegt, wenn ich jetzt den Alarmknopf drücke. Hier in Boston gibt es jede Menge Schlitzohren. Auf diese Weise würde sie für unbegrenzte Zeit eingesperrt. Für viele Jahre, möglicherweise sogar Jahrzehnte. Irgendwann könnte ich sie dann in meine Klinik auf den Jungferninseln schaffen lassen. Oder nach Puerto Rico. Wer weiß? Ganz zu schweigen von dem Problem, was wir mit ihr anfangen sollen, falls sie wieder gesund wird.« Er sah mich eindringlich an.
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