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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist
Autoren: Astrid Lindgren
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anderes getan hätte, als Schlösser mit dem Dietrich auf-zumachen.
    Anders war bereits die ausgetretene Treppe, die in den Keller führte, hinuntergelaufen. Seine braunen Augen leuchteten vor Abenteuerlust. Das war spannend! Nur Kalle fand, daß ein Dietrich etwas Merkwürdiges war. Nein, aber alte Gefängnishöhlen, das war etwas! Mit einem bißchen Phantasie konnte man beinahe das Rasseln der Ketten hören, mit denen die armen Gefangenen hier unten vor vielen hundert Jahren gefesselt waren.
    »Hu, ich hoffe, daß es nicht spukt«, sagte Eva-Lotte und kletterte mit scheuen Seitenblicken die Treppe hinunter.
    »Sei nicht allzu sicher«, sagte Onkel Einar. »Denk bloß, wenn ein altes bemoostes Gespenst kommt und dich kneift. So zum Beispiel!«
    »Au!« schrie Eva-Lotte. »Kneif mich doch nicht! Jetzt bekomme ich einen blauen Fleck auf dem Arm, das weiß ich.« Sie rieb wütend ihren Arm.
    Kalle und Anders schnüffelten überall herum wie zwei Spür-hunde.
    »Denk bloß, wenn man hier so oft sein dürfte, wie man will«, sagte Anders begeistert. »Und alles kartographieren könnte!
    Und sein Versteck hier haben könnte!« Er sah in die dunklen Gänge hinein, die sich nach allen Seiten hin verzweigten. »Hier könnten sie einen zwei Wochen lang suchen, ohne soviel wie eine Feder zu entdecken. Wenn man etwas ausgefressen hätte und sich verstecken müßte, dann wäre so eine Gefängnishöhle hier ein großartiges Versteck!«
    »Meinst du wirklich?« fragte Onkel Einar.
    Kalle ging umher und schnüffelte mit der Nase beinahe auf der Erde.
    »Was machst du denn da?« fragte Onkel Einar.
    Kalle wurde etwas rot.
    »Ich wollte bloß mal sehen, ob noch Spuren von den Kerlen übrig sind, die hier im Gefängnis gesessen haben.«
    »Ach, seitdem sind ja hier so viele Menschen gewesen, du Dummerjan«, sagte Eva-Lotte.
    »Onkel Einar, du weißt vielleicht nicht, daß Kalle Detektiv ist?« Anders schien etwas belustigt und überlegen, als er das sagte.
    »Du lieber Himmel, nein, das wußte ich nicht«, sagte Onkel Einar.
    »Ja, wirklich, einer der besten, die es im Augenblick gibt.«
    Kalle sah Anders wütend an.
    »Das bin ich sicher nicht«, sagte er. »Aber ich finde, es macht Spaß, sich damit zu beschäftigen. Mit Schurken, die im Gefängnis landen. Da ist doch nichts dabei!«
    »Absolut nicht, mein Junge! Ich hoffe, du fängst bald einen ganzen Haufen, den du zusammenbinden und zur Polizei schikken kannst.« Onkel Einar wieherte. Kalle war wütend. Niemand nahm ihn ernst.
    »Bilde dir nichts ein«, sagte Anders. »In unserer Stadt hier ist nie ein anderer Schurkenstreich vorgekommen, als daß Friedrich mit dem Fuß eines Sonntags in der Sakristei die Kollekte geklaut hat. Mehr nicht. Im übrigen hat er sie am nächsten Tag zurückgebracht, als er wieder nüchtern war.«
    »Und jetzt sitzt er immer über Samstag und Sonntag im Loch, so daß er es nicht noch mal machen kann«, sagte Eva-Lotte lachend.
    »Sonst hättest du dich in den Hinterhalt legen und ihn das nächste Mal auf frischer Tat ertappen können, Kalle«, sagte Anders. »Dann hättest du zum mindesten
einen
Spitzbuben erwischt!«
    »Jetzt wollen wir aber nicht boshaft sein zu dem Herrn Meisterdetektiv«, sagte Onkel Einar. »Ihr sollt mal sehen, eines Tages rafft er sich auf und setzt einen fest, der eine Tafel Schokolade in Vaters Laden geklaut hat.«
    Kalle kochte vor Wut. Anders und Eva-Lotte konnten ihn vielleicht necken, aber kein anderer. Am allerwenigsten dieser grinsende Onkel Einar.
    »Ja, Kalle«, sagte Onkel Einar, »du wirst sicher gut, wenn du fertig bist. – Nein, laß das doch sein!«
    Das letzte war an Anders gerichtet, der einen Bleistift hervor-geholt hatte und seinen Namen auf eine glatte Steinwand schreiben wollte.
    »Warum denn?« fragte Eva-Lotte. »Wir wollen unsere Namen und das Datum hinschreiben! Das wäre lustig. Vielleicht kommen wir noch mal hierher, wenn wir ganz, ganz alt geworden sind, fünfundzwanzig Jahre oder so. Wäre das nicht lustig, wenn wir dann unsere Namen hier finden würden?«
    »Ja, das würde uns an unsere verflossene Jugend erinnern«, sagte Anders.
    »Na ja, macht, was ihr wollt«, sagte Onkel Einar.
    Kalle bockte ein bißchen. Er wollte erst nicht mitmachen, aber zuletzt besann er sich, und bald standen alle drei Namen in einer zierlichen Linie da: Eva-Lotte Lisander, Anders Bengtsson, Kalle Blomquist.
    »Willst du nicht auch deinen Namen hinschreiben?« fragte Eva-Lotte.
    »Du kannst vollkommen sicher sein, daß
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