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Kain

Kain

Titel: Kain
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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Und einer wie Sniper glaubte fest daran. Deshalb war er ja wieder unterwegs.
    Ihm kam das Wetter gelegen. Jetzt musste er nur noch das entsprechende Opfer finden.
    Er hätte in die Pubs gehen können. Oder irgendwo an Haltestellen lauern. Das alles wäre kein Problem gewesen, doch in diesem Fall hatte er etwas anderes vor.
    Er wollte die Gabe für den Teufel nicht im Freien killen, sondern in einem geschützten Raum. Sniper oder auch Kain war ein Mensch, der schon nach gewissen Vorstellungen lebte. Bevor er in eine Stadt fuhr, verschaffte er sich ein bestimmtes Wissen über sie. Er sprach dann von neuralgischen Punkten, die es in jeder großen Stadt gab und natürlich auch in London.
    Diesmal wollte er sich eine Prostituierte aussuchen. Sein Plan war so simpel wie genial. Er wollte in keinen Puff gehen, wo man ihn hätte sehen können, und er wollte sich die Frau auch nicht von der Straße aufgabeln. Er hatte etwas anderes vor. Er würde zu den Bordsteinschwalben gehen und dann in ihrer Nähe bleiben. Als Bordsteinschwalben bezeichnete er die Personen, die in der Nähe der Bordsteine lebten, und zwar in ihren Wohnwagen.
    Er hatte sich erkundigt. Er wusste, wo er hin musste. Den letzten Rest der Strecke ging er zu Fuß und blieb im Schatten der kahlen Bäume, die hier den Anfang einer Allee bildeten.
    Und hier standen auch die Wagen. Bei diesem Wetter sahen sie traurig aus. Es brannten hier und da an ihren Außenseiten rote Lampen, ein Hinweis darauf, dass die im Wagen lebenden Frauen für Kunden bereit waren.
    Er ging auf den ersten Wagen zu und überlegte, ob er direkt ihn nehmen sollte. Sekunden später hatte er sich entschieden und zwar für ihn. Wenn er die Straße weiter durchging, dann bestand immer die Gefahr, gesehen zu werden.
    Sniper schaute sich trotzdem um. Er war jemand, der die Sicherheit nicht vernachlässigte. In diesem Fall hatte er nichts auszusetzen, und so klopfte er. Sein Kopf wurde noch vom Licht der roten Lampe gestreift. Das war auch noch der Fall, als ihm jemand die Tür öffnete.
    Zwei Fremde schauten sich an. Sniper sah in das Gesicht einer Frau, das so stark geschminkt war, dass er die Schminke roch. Es konnte auch der Puder sein, der auf dieser Schicht lag. Die Haare glänzten wie schwarzer Lack, und Sniper ging davon aus, dass es eine Perücke war. Die Frau war schon älter und hatte sich nur einen roten Morgenmantel übergestreift. In der rechten Hand hielt sie eine Zigarettenschachtel.
    Ein breiter Mund lächelte, dann erklang die Frage. »Du – ähm – willst zu mir?«
    »Ja, sonst würde ich nicht hier stehen.«
    »Dann komm. Ich bin Dora.« Sie schien selbst überrascht zu sein, dass jemand ihr Angebot annahm, denn in ihrem Job war sie nicht die Schönste und nicht mehr die Jüngste.
    Sie ließ Sniper in den Wohnwagen eintreten. »Scheiß Wetter, nicht wahr?«
    Er nickte nur und fragte: »Wie viel?«
    »Ha, das kommt auf dich an. Was willst du haben? Mit Gummi? Ich kann auch ohne …«
    »Ganz normal.«
    »Gib einen Zwanziger.«
    Sie schaute ihn hoffnungsvoll an. Es stand zu befürchten, dass er ablehnen würde, und Dora wäre auch mit dem Preis heruntergegangen, aber der Kunde nickte und zeigte sich einverstanden.
    Dora fiel ein Stein vom Herzen. Sie wies auf das Bett im Hintergrund. Schwacher Lichtschein übergoss es. Unter der Decke befand sich sogar ein Spiegel. Das hier beinhaltete alle Vorurteile, die man gegen billigen Sex haben konnte.
    »Du kannst dich schon mal ausziehen.«
    Sniper schüttelte den Kopf. »Nein, das werde ich nicht.«
    »Ähm – warum nicht?«
    »Ich überlasse es dir. Zieh du dich aus. Dann sehen wir weiter.«
    »Okay, wie du willst.« Sie schob sich an ihm vorbei und berührte ihn dabei bewusst. Er stellte fest, dass sie nichts unter ihrem Morgenmantel trug. Damit ging sie auch in das Licht nahe des Betts, löste den Gürtelknoten und ließ das gute Stück fallen.
    Nackt stand sie vor ihn.
    Sniper räusperte sich und schloss die Augen. Ja, sie war nicht mehr die jüngste Frau. Ihre beste Zeit war vorbei, und er wollte gar nicht so genau hinschauen.
    »Und jetzt?«, fragte sie.
    Er nickte. »Du bist nicht schlecht«, log er. »Ich stehe auf Typen wie dich.«
    »Nun na, ich kann dir auch einiges bieten, was manche junge Tussi sich nicht traut.«
    »Das ist gut.«
    »Und wie willst du es haben?«
    »Es ist ganz einfach. Leg dich nur auf den Bauch.«
    »Aha. Und dann?«
    »Einfach auf dem Bauch liegen bleiben, das ist alles. Dann sehen wir
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