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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition)
Autoren: Jan-Erik Fjell
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Polizeiautos wurde geöffnet. Ein Hund sprang heraus. Ein Drogenhund. Alles andere ergab keinen Sinn. Sie mussten den Hinweis erhalten haben, dass eine größere Menge Drogen unterwegs nach Schweden war. Und zwar genau an dieser Stelle, in genau diesem Augenblick.
    Dann klopfte es dreimal energisch gegen die Scheibe. Er holte tief Luft. Kein Grund zur Panik, sagte er sich. Ganz cool bleiben, bald kannst du weiterfahren.
    Er drückte auf den Knopf am Fenster und ließ die Scheibe ganz herunter. Sah den Polizisten fragend an. Unschuldig und glaubwürdig auszusehen, kostete ihn keine einzige Kalorie. Vor einem Richter log er ebenso routiniert wie vor seiner Mutter, und beides hatte er oft genug geübt. Allerdings war das Risiko noch nie so hoch gewesen wie jetzt.
    Er spürte, wie ihm der kühle Luftstrom aus der Klimaanlage und die frostige Luft von draußen gleichzeitig über Gesicht und Hals strichen. Sein Herz klopfte schon wieder langsamer. Ihm war nicht mehr so heiß.
    Das Licht aus der Maglite des Polizisten traf ihn im Gesicht. Bernandas kniff die Augen zusammen. Ein zweiter Polizist ging mit dem Hund, der vor wenigen Sekunden aus dem Polizeiauto gesprungen war, rechts an seinem Wagen entlang. Bernandas schaute in den Seitenspiegel. Beobachtete, wie sich der Hund schnüffelnd am Wagen vorarbeitete.
    Der Polizist am Fenster ließ die Taschenlampe sinken und sprach mit gedämpfter Stimme in das Mikrophon an seiner Schulter.
    Dann winkte er Bernandas weiter.
    Erst als die Polizisten und ihre Autos im Rückspiegel immer kleiner wurden, trat ihm der erste Schweißtropfen auf die Stirn. Das war knapp gewesen. Viel zu knapp. Während er noch in den Rückspiegel sah, traf er eine Entscheidung: Er würde es bei dieser einen Fahrt belassen. Testfahrt hin oder her. Er könnte ohne weiteres auch in Zukunft für Doskino arbeiten, aber es musste etwas weniger Riskantes sein. Er war sich sicher gewesen, für diesen Job wie geschaffen zu sein, doch seine Reaktion gerade eben bewies das Gegenteil. Hätte der Polizist den Verdacht gehabt, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zuging, hätte er den verdammten Köter bloß reinschicken müssen, und Bernandas hätte in den nächsten zwanzig Jahren nichts anderes zu Gesicht bekommen als Gefängnismauern. Von innen.
    Das war es nicht wert. Finanziell lohnte sich das Ganze zwar schon, aber was sollte er mit so viel Geld, wenn er eingebuchtet wurde? Und außerdem: Was würde seine kleine Schwester sagen? Die immer zu ihm aufgeblickt hatte, obwohl er nie etwas zuwege gebracht hatte.
    Er begann über das Was und Wieviel nachzudenken.
    Heroin? Ecstasy? Crystal Meth? Fünf Kilo? Zehn Kilo? Fünfzig Kilo? Als Doskino davon erzählte, hatte es ganz einfach geklungen. Der alte Mann war so ruhig gewesen, als schickte er einen stinknormalen Umzugswagen los.
    Bernandas fuhr an eine Tankstelle und holte sich einen Kaffee, bevor er seine Fahrt ins Stadtzentrum von Malmö fortsetzte. Er gähnte und rieb sich die Augen, während er in großen Schlucken aus dem Pappbecher trank. In Kürze würde er die Pizzeria erreichen, deren Adresse er auswendig gelernt hatte. Dort erwarteten ihn ein warmes Essen und ein Bett.

Kapitel 2
    Die einzige Zufahrt zum Hinterhof der angegebenen Adresse in Malmö führte durch einen hohen, schmalen Torbogen aus Beton. Während Bernandas den Caravelle vorsichtig durch die enge Öffnung manövrierte, behielt er die Rückspiegel genau im Auge. Der eine Teil des Hinterhofs wurde durch das unregelmäßige Flackern einer Außenleuchte erhellt, die jeden Augenblick zu erlöschen drohte. Bernandas sah sich um. Neben ein paar Mülltonnen und zwei Containern war nur noch ein anderes Auto zu sehen.
    Mit ausreichend Abstand hielt er hinter dem anderen Wagen, einem schwarzen Lexus SUV mit schwarzen Felgen.
    Er blieb noch eine Minute sitzen und blickte starr geradeaus. Dachte nach. Über seine kleine möblierte Wohnung zu Hause in Vilnius, die verglichen mit einer Gefängniszelle gar nicht so schlecht war. Über die verschiedenen Jobs, die er gehabt hatte, als Maurer, Zimmermann und Geldeintreiber. Er hatte sie gehasst, vor allem den Job als Schuldeneintreiber, aber im Vergleich zu der Aussicht, vierundzwanzig Stunden am Tag eingesperrt zu sein, war alles eigentlich nur halb so schlimm. Und über seine Schwester dachte er nach, die ihn eines Tages ganz sicher zum stolzesten großen Bruder der Welt machen würde. Genau genommen hatte sie das schon geschafft, denn sie war die Erste in
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