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Kabale und Liebe

Kabale und Liebe

Titel: Kabale und Liebe
Autoren: Friedrich Schiller
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das Zimmer.) Und auf den Markt will ich und meine Musikstunden geben und Numero fünfe Dreikönig rauchen, und wenn ich wieder auf dem Dreibatzenplatz sitze, soll mich der Teufel holen. (Will fort.)
    Ferdinand. Bleib' Er! Schweig' Er! und streich' Er sein Geld ein! (Nachdrücklich.) Nur diesen Abend noch schweig' Er und geb' Er, mir zu Gefallen, von nun an keine Musikstunden mehr.
    Miller (noch hitziger und ihn hart an der Weste fassend, voll inniger Freude). Und, Herr! meine Tochter! (Ihn werden loslassend.) Geld macht den Mann nicht—Geld nicht—Ich habe Kartoffeln gegessen oder ein wildes Huhn; satt ist satt, und dieser Rock da ist ewig gut, wenn Gottes liebe Sonne nicht durch den Ärmel scheint—Für mich ist das Plunder—Aber dem Mädel soll der Segen bekommen; was ich ihr nur an den Augen absehen kann, soll sie haben-Ferdinand (fällt rasch ein). Stille, o stille-Miller (immer feuriger). Und soll mir Französisch lernen aus dem Fundament und Menuet-Tanzen und Singen, daß man's in den Zeitungen lesen soll; und eine Haube soll sie tragen, wie die Hofrathstöchter, und einen Kidebarri, wie sie's heißen, und von der Geigerstochter soll man reden auf vier Meilen weit-Ferdinand (ergreift seine Hand mit der schrecklichsten Bewegung). Nichts mehr! Nichts mehr! Um Gotteswillen, schweig' Er still! Nur noch heute schweig' Er still! Das sei der einzige Dank, den ich von Ihm fordre.
    Sechste Scene.
    Luise mit der Limonade, und die Vorigen.
    Luise (mit rotgeweinten Augen und zitternder Stimme, indem sie dem Major das Glas auf einem Teller bringt). Sie befehlen, wenn sie nicht stark genug ist.
    Ferdinand (nimmt das Glas, setzt es nieder und dreht sich rasch gegen Millern). O beinahe hätt' ich das vergessen!—Darf ich Ihn um etwas bitten, lieber Miller? Will Er mir einen kleinen Gefallen thun?
    Miller. Tausend für einen! Was befehlen-Ferdinand. Man wird mich bei der Tafel erwarten. Zum Unglück hab' ich eine sehr böse Laune. Es ist mir ganz unmöglich, unter Menschen zu gehn—Will Er einen Gang thun zu meinem Vater und mich entschuldigen?
    Luise (erschrickt und fällt schnell ein). Den Gang kann ja ich thun.
    Miller. Zum Präsidenten?
    Ferdinand. Nicht zu ihm selbst. Er übergibt Seinen Auftrag in der
Garderobe einem Kammerdiener—Zu Seiner Legitimation ist hier meine
Uhr—Ich bin noch da, wenn Er wieder kommt.—Er wartet auf Antwort.
    Luise (sehr ängstlich). Kann denn ich das nicht auch besorgen?
    Ferdinand (zu Millern, der eben fort will). Halt, und noch etwas!
Hier ist ein Brief an meinen Vater, der diesen Abend an mich
eingeschlossen kam—Vielleicht dringende Geschäfte—Es geht in einer
Bestellung hin-Miller. Schon gut, Baron!
    Luise (hängt sich an ihn, in der entsetzlichsten Bangigkeit). Aber, mein Vater, Dies alles könnt' ich ja recht gut besorgen.
    Miller. Du bist allein, und es ist finstre Nacht, meine Tochter.
(Ab.)
    Ferdinand. Leuchte deinem Vater, Luise! (Während dem, daß sie Millern mit dem Licht begleitet, tritt er zum Tisch und wirft Gift in ein Glas Limonade.) Ja, sie soll dran! Sie soll! Die obern Mächte nicken mir ihr schreckliches Ja herunter, die Rache des Himmels unterschreibt, ihr guter Engel läßt sie fahren-
    Siebente Scene.
    Ferdinand und Luise.
    Sie kommt langsam mit dem Lichte zurück, setzt es nieder und stellt sich auf die entgegengesetzte Seite vom Major, das Gesicht auf den Boden geschlagen und nur zuweilen furchtsam und verstohlen nach ihm hinüberschielend. Er steht auf der andern Seite und sieht starr vor sich hinaus. (Großes Stillschweigen, das diesen Auftritt ankündigen muß.)
    Luise. Wollen Sie mich accompagnieren, Herr von Walter, so mach' ich einen Gang auf dem Fortepiano. (Sie öffnet den Pantalon.)
    (Ferdinand gibt keine Antwort. Pause.)
    Luise. Sie sind mir auch noch Revanche auf dem Schachbrett schuldig.
Wollen wir eine Partie, Herr von Walter? (Eine neue Pause.)
    Luise. Herr von Walter, die Brieftasche, die ich Ihnen einmal zu sticken versprochen—ich habe sie angefangen—Wollen Sie das Dessin nicht besehen? (Wieder eine Pause.)
    Luise. Ich bin sehr elend!
    Ferdinand (in der bisherigen Stellung). Das könnte wahr sein.
    Luise. Meine Schuld ist es nicht, Herr von Walter, daß Sie so schlecht unterhalten werden.
    Ferdinand (lacht beleidigend vor sich hin). Denn was kannst du für meine blöde Bescheidenheit?
    Luise. Ich hab' es ja wohl gewußt, daß wir jetzt nicht zusammen taugen. Ich erschrak auch gleich, ich bekenne es, als Sie meinen Vater
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