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Juwelen der Liebe

Juwelen der Liebe

Titel: Juwelen der Liebe
Autoren: Johanna Lindsey
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seiner Familie Tradition war, doch das stimmte nicht. Es lag mehr als zweihundert Jahre zurück, seit sein Clan des Nachts die Straßen unsicher gemacht hatte, und selbst damals diente es eher dem Zweck, andere Clans zu schikanieren, als sich durch Beutezüge die eigenen Truhen zu füllen. Der Wohlstand der MacGregors war über die Jahrhunderte durch königliche Schenkungen, einige waghalsige Unternehmungen und Glücksspiel zusammengekommen, doch es wurden auch beträchtliche Summen für die Instandhaltung des alten Schlosses und die unzähligen jährlich abzuhaltenden Hochzeiten benötigt. Natürlich sollte es niemandem in seinem Clan an etwas mangeln, was auch immer es sein mochte.
    Die Ernte der wenigen Felder, die sie bestellten, war vom Wetter abhängig und reichte so wenig aus, den gesamten Haushalt das Jahr über zu ernähren, wie die bescheidenen Schaf-und Rinderherden in ihrem Besitz. So war es immer gewesen. Und nun fiel auch noch der Ertrag aus der einzigen Investition, die den Clan regelmäßig mit liquidem Geld versorgte, einem Konkurs zum Opfer. Dennoch wäre es ihnen immer noch gutgegangen, hätte es nicht Lady Winnifred gegeben.
    Es versetzte Lachlan jedesmal in üble Stimmung, wenn er daran dachte, was seine Stiefmutter den Clan gekostet hatte. Sie war ihm nie eine Mutter gewesen, obwohl sie den größten Teil seiner Jugend schon auf Schlo ss Kregora gelebt hatte. Während der zwölf Jahre, die sie mit seinem Vater verheiratet war, hatte er keinen Widerwillen gegen sie verspürt. Sie war einfach ein Teil der Umgebung gewesen, mit einem gelegentlichen Lächeln auf den Lippen, doch selten mehr, da sie viel zu unstet war, um sich mit Kindern abzugeben. Sie interessierte sich hauptsächlich für sich selbst und natürlich für seinen Vater.
    Niemand hätte je geahnt, dass sie eine Diebin sein könnte, doch genau das war sie. Nicht einmal eine Woche nach dem Tod ihres Ehemanns hatte sie sich auf und davon gemacht, mit Lachlans Erbe. Sie hatten mehr als ein Jahr nach ihr gesucht, jedoch nie eine Spur gefunden. Es war, als hätte sie den Diebstahl und die Flucht gut geplant, bis in die letzte Einzelheit, was ein noch schlechteres Licht auf ihren Charakter warf. Dabei reichte das, was man von ihr wusste , ohnehin für ein düsteres Bild völlig aus.
    Drei Jahre später jedenfalls begann Schlo ss Kregora langsam zu einer Ruine zu verfallen, weil Lachlan den wenigen Engländern, die er unten an der Grenze beraubte, nicht genug abnehmen konnte, um das alte Gemäuer wieder instand setzen zu lassen. Doch er weigerte sich, mehr zu stehlen, weil er fürchtete, dass sonst jemand ernsthaften wirtschaftlichen Schaden erleiden könnte, selbst wenn es sich bei seinen Opfern nur um Engländer handelte. Schließlich lebte er selbst mit der Bürde finanzieller Not und konnte kaum die Menschen ernähren, die von ihm abhängig waren. So wie die Dinge standen, mussten Hochzeiten verschoben werden, und einige Clan-Mitglieder, die ihr Leben lang im Schlo ss oder auf dem Land der MacGregors gelebt hatten, verließen nun ganz die Highlands.
    Seine Pflichten waren tief in ihm verwurzelt, doch niemand hatte einen plötzlichen Vermögensverlust in Betracht gezogen. Mit dreiundzwanzig musste Lachlan völlig unvorbereitet die schwere Last auf sich nehmen. Nun war er sechsundzwanzig und sah sich einer noch schwierigeren Lage gegenüber, ohne Aussichten auf Verbesserung. Alle Auswege, die er sich ausdachte, hinterließen den gleichen üblen Nachgeschmack wie der Straßenraub. Er hatte bereits Schulden bei den wenigen wohlhabenden Verwandten, und sämtliche Wertgegenstände im Schlo ss waren längst verkauft worden.
    Es war ein trauriger Zustand, und deshalb rief Lachlan, noch während er von seiner Wunde genas, seine beiden nächsten Vertrauten zusammen, Gilleonan und Ranald, um die Sachlage zu besprechen.
    Gilleonan war ein Cousin zweiten Grades und einige Jahre älter als Lachlan. Ranald war Cousin dritten Grades und ein Jahr jünger. Keiner von beiden lebte im Schlo ss . Sie besaßen Häuser in der Nähe, obwohl sie sich meist in Lachlans Gesellschaft aufhielten, so wie jetzt, als sie an diesem stürmischen Novemberabend gemeinsam mit ihm zu Abend aßen.
    Lachlan wartete, bis das kärgliche Mahl beendet war. »Es klappt nicht«, erklärte er dann.
    Seine Freunde waren über das Thema im voraus in Kenntnis gesetzt worden und brauchten daher keine Erläuterung. »Es ging doch aber gut, bevor du niedergeschossen wurdest«, bemerkte
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