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Justin - Geliebter Kater (German Edition)

Justin - Geliebter Kater (German Edition)

Titel: Justin - Geliebter Kater (German Edition)
Autoren: Megan Vos
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gestört. Geduckt, die Nase im Wind, die Ohren aufgerichtet,
folgte es dem verräterischen Duft.
    Schon von Weitem hörte man den Eindringling durch den Wald
stapfen. Jedes Mal, wenn dessen Füße den Boden berührten, knackten Zweige,
raschelte Laub. Der Panther knurrte tief in der Kehle – leise - doch sein Unmut
war nicht zu überhören.
    Menschen waren Grobmotoriker. Auf der Suche nach einem
Gebiet, in dem er leben konnte, waren Justin die unterschiedlichsten Exemplare
begegnet. Wanderer, Soldaten, Großwildjäger, sogar einem Auftragskiller war er
begegnet. Eines hatten alle gemeinsam. Sie veranstalteten einen Höllenlärm. Die
einen mehr, die anderen weniger.
    Erneut knurrte der Panther verhalten. Der Unruhestifter
tauchte in seinem Blickfeld auf. Es handelte sich um einen jungen Mann, Anfang zwanzig,
mittelgroß, halblanges, mahagonifarbenes Haar.
    Unvermittelt blieb der Bursche stehen, drehte sichernd den
Kopf in alle Richtungen. Der konnte ihn unmöglich gehört haben, dazu war Justin
viel zu leise, verursachte nie einen Laut, wenn er in Katzengestalt durch das
Gelände strich. Selbst in menschlicher Form war er absolut geräuschlos
unterwegs.
    Noch immer schweiften die Blicke des Fremden umher.
    Justin wollte sich einen Spaß gönnen. Seine Opfer rannten
schon schreiend davon, wenn sie nur seinen Schatten wahrnahmen. Er war sie los
und konnte sicher sein, dass sie dieses Gebiet in Zukunft meiden würden.
    Er verließ seine Deckung, schlich tief geduckt auf den
Eindringling zu. Dieser riss erschrocken die Augen auf, gab jedoch keinen Ton
von sich. Ganz still verharrte er auf dem Platz. Justin umkreiste ihn in
sicherem Abstand, trat näher und schnupperte neugierig. Zitternd ließ das
Menschlein die Prozedur über sich ergehen. Der Panther roch die Angst,
schmeckte das Adrenalin förmlich auf der Zunge. Warum rannte der Unbekannte
nicht panisch davon? Das Tier reichte ihm bei der jetzt königlichen Haltung
immerhin bis zur Taille. Jeder, der auch nur den Schatten dieser imposanten
Erscheinung wahrgenommen hatte, war kopflos davongerannt.
    Nicht dieser hier. Leise, aber mit erstaunlich fester Stimme
erklang plötzlich: „Sei bitte eine brave Katze und friss mich nicht.“
    Justin knurrte kehlig. Das Wesen irritierte ihn. Dessen
Geruch war fremdartig, nicht rein menschlich. Da war mehr, etwas Ungewöhnliches.
Der Duft hüllte ihn ein, sickerte warm und vertrauenerweckend in seinen Geist.
Selbst sein Tier war fasziniert und reagierte positiv auf die ungewöhnliche
Aura.
    Vereint betrachteten sie den Mann. Wunderschöne grüne Augen,
ein dunkles Grün, unergründlich wie der Wald. Das Licht ließ auf dem seidigen
Haar goldene Reflexe tanzen. Schmal gebaut, fast zerbrechlich, hatte er klare,
feine Gesichtszüge, helle Haut - wie alle Rothaarigen. Hohe Wangenknochen
verliehen ihm etwas aristokratisches, volle Lippen luden zum Küssen ein.
    Justin ließ die Zunge über den Handrücken des Jungen
gleiten. Hmm, er schmeckte nach Wind und Sonnenschein. Der Panther schnurrte
zufrieden.
    Der Bursche streckte jetzt tatsächlich die Hand zu seinem
Kopf und flüsterte:
    „Hallo. Ich heiße Liam und würde dich gerne streicheln.
Lässt du das wohl zu?“
    Der Kater schob den riesigen Schädel näher, senkte ihn zum
Zeichen der Zustimmung.
    „Deine Gedanken kann ich nicht lesen, sie sind zu
verwirrend, aber ich spüre deine Erlaubnis.“
    Sanft strich er über den großen Kopf, kraulte ihn zwischen
den Ohren. Justin schnurrte genüsslich, labte sich an den Berührungen. Kater
und Mann hungerten nach Körperkontakt, schon lange hatte sie niemand mehr
gestreichelt.
    Liams Bemerkung kam ihm wieder in den Sinn. Was sollte das
heißen - die Erlaubnis spüren? Hatte der Kleine mentale Kräfte? Das musste er
unbedingt herausfinden. Sollte Liam tatsächlich eine solche Begabung haben –
nicht gut - gar nicht gut. Justin beschloss, dem Burschen zu folgen.
     
    Liam konnte nicht fassen, was er hier trieb. War er denn
lebensmüde? Er streichelte einen ausgewachsenen, riesigen Panther und das Vieh
schnurrte wie eine Nähmaschine.
    Wohlige Gefühle prasselten auf ihn ein. Bilder erschienen in
Liams Geist - eine wilde Jagd durch den Wald - kleine Tiere, wahrgenommen aus
erhöhter Position - ein Bild seines eigenen Körper, abschätzende Impulse
empfing er dabei. Ein großer Raum - gemütlich eingerichtet – Wärme, Schutz,
Sicherheit, waren damit verbunden.
    Der Kater rieb den Kopf an seinem Bein. Durch die Ablenkung
verlor Liam die
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