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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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keiner von ihnen in der Nähe war.
    Annemarie litt an einer unheilbaren Lippenkrankheit. Sie bekam den Mund einfach nicht zu.
    »Julius, gut, dass du da bist. Also, ich muss dir was erzählen. Unbedingt! Weißt du, was ich heute erfahren habe?« Julius wollte ein Nein erwidern, aber Annemarie hatte nicht wirklich eine Frage gestellt. Sie hatte auch keine Pause gelassen.
    »Deine Kusine Anke.«
    Julius wartete auf die nächsten Worte, aber wunderlicherweise kamen keine. Stattdessen konnte er beobachten, wie Annemaries Lippen immer schmaler wurden.
    »Deine Kusine Anke …«, wiederholte Annemarie nun, »ist schwanger!«
    Das war doch ein Grund zur Freude, dachte Julius und sagte es auch.
    »Ist es ja auch. Wir freuen uns ja auch alle, vor allem natürlich Traudchen und Jupp als zukünftige Großeltern. Was hat die Anke nicht alles versucht? Der Herrgott wird schon wissen, warum er sie so lang hat warten lassen.«
    Sie holte Luft. Julius ergriff die Chance. »Annemarie, ich muss jetzt wirklich weg. Du hast mich gerade auf dem Sprung erwischt. Können wir vielleicht ein andermal drüber reden?«
    »Nein, das duldet nun wirklich keinen Aufschub«, sagte Annemarie und rauschte ins Haus wie ein eisiger Wind. Der zog weiter in Richtung Küche und kam von dort mit einem Glas und einer Flasche Rotwein zurück. »Also Julius, der Wein ist viel zu kalt.« Sie goss sich reichlich ein. »Setz dich!«
    Julius tat nicht, wie befohlen. »Annemarie, ich muss weg. Zum Regierungsbunker, da ist einer ermordet worden.«
    »Ach, das! Das war Selbstmord. Ist doch sonnenklar. Der Klaus Grad hatte Alkoholprobleme, wahrscheinlich wusste er nicht weiter, hört man ja immer wieder. In dem alten Bunker lag sicher eine Waffe rum, und er hat der Sache ein Ende bereitet. Was der Alkohol mit den Menschen anstellt, Julius, das ist eine Schande! Der Alkohol hat schon mehr Menschenleben zerstört als der Krieg. Ich sag’s dir!«
    »Du sprichst weise, liebe Anverwandte. Aber ich muss da jetzt hin.«
    »Warum denn? Brauchen die neuerdings Köche, wenn einer stirbt? Oder hilfst du wieder der Polizei? Das ganze Tal redet immer noch davon. Das ist aber auch vollkommen egal, du wirst hier gebraucht. Sonst gibt es einen Riesenstreit in der Familie. Ach, was rede ich! Den haben wir schon längst. Anke will ihren Nachwuchs Roberto nennen!« Annemarie hatte sichtlich Probleme, den Namen über die Lippen zu bringen. »Und wenn es ein Mädchen wird, soll es Margherita heißen! Nur weil die Großeltern von Rainer Italiener waren! Roberto und Margherita – was soll aus dem Kind nur werden?«
    Ein Schlagersänger oder eine Pizza, dachte Julius.
    Das war ja wirklich ein brennend wichtiges Thema, das ihn da vom Regierungsbunker abhielt. Langsam wurde es Julius in den molligen Wintersachen warm. »Und was soll ich da machen?«
    »Na, mit ihnen reden, auf dich hören sie vielleicht. Du weißt doch, wie große Stücke Anke auf dich hält!«
    Konnte diese Familie eigentlich irgendetwas allein regeln? Vor einem Jahr hatte sie ihn in eine Mörderjagd verwickelt, diesmal sollte er den Familienstammbaum vor Unheil schützen.
    Es gab nur einen Ausweg.
    »Mach ich, versprochen.«
    »Gleich heute!«
    »Bald, ich verspreche es!«
    »Julius, Namen sind so wichtig. Den Namen, den man einem Kind gibt, wird es sein Leben nicht los. Namen machen Leute!«
    »Ich weiß, nomen est omen.«
    Annemarie schaute ihn überrascht an. »Ja. Das auch. Gut, Julius, dann kann ich ja jetzt zu Jupp und Traudchen gehen.«
    »Warum?«
    »Na, damit sie mit Anke reden!«
    »Ich dachte, ich …«
    Annemarie war schon aus der Tür. Und Julius kam nun wirklich langsam ins Schwitzen.
    Seinen Audi A4 parkte er vor dem Bunkereingang, der oberhalb Marienthals in den Weinbergen lag. Mittlerweile war die Dämmerung wie ein fahles Leichentuch über das Tal gezogen. Trotz der vielen Polizeiwagen, die nun vor dem Wachturm parkten, wirkte die Szenerie leblos. Nur in einem der Autos brannte Licht. Es war der Ford Transit, in dem Julius wenige Stunden zuvor seine Aussage gemacht hatte.
    Julius klopfte an die Fensterscheibe der Schiebetür. Sie wurde aufgezogen. Von Reuschenberg begrüßte ihn knapp. Durch die Handschuhe hindurch konnte Julius ihren festen Händedruck spüren. Im Inneren des Transporters lief ein Fernseher. Nur Schemen waren darauf zu erkennen, von ständigem Flackern unterbrochen. Von Reuschenberg schaltete ihn aus. Julius konnte erkennen, dass ihre Pupillen so stark geweitet waren, dass die Augen
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