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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Geht nicht.«
    »Könnte er vielleicht unter der verschlossenen Tür durchgeschossen haben?«
    »Es gibt kein unter der Tür. Sie schließt dicht ab.«
    Julius wurde wütend. »Es muss etwas geben! Der Mörder ist doch nicht David Copperfield!« Er suchte nach einer anderen Möglichkeit, wie dieses Geheimnis zu lösen war. So etwas konnte doch nicht geschehen!
    »Und dann haben wir das hier entdeckt«, sagte von Reuschenberg in die Stille und zeigte ihm ein Foto von einem großen, geöffneten Safe. »In die Wand eingelassen hinter einem Bild der Mutter Gottes. Was immer dort drin war, ist nun weg.«
    »Gibt es einen Hinweis zum Inhalt?«
    »Wir haben das Baujahr des Tresors, 1946, den Hersteller, Leicher, wir haben sogar den Code zum Öffnen, 126515 – an unwichtigen Informationen mangelt es nicht. An wichtigen haben wir nur eine. Es gab ein paar mikroskopische Reste im Tresorinnern. Die von der Spurensicherung waren hellauf begeistert, haben sie direkt zur Analyse ins Labor geschickt. Wir wissen nicht, wovon sie stammen, wir wissen nicht, wie alt sie sind. Wir wissen nur eins …«
    Von Reuschenberg machte eine lange Pause. Julius hielt es nicht mehr aus.
    »Und was wissen Sie?«
    »Es ist Gold.«

II
    »Mein Name ist Hase«
    Als Julius am nächsten Morgen nach unruhigem Schlaf aufwachte, wusste er, wo er beginnen musste. Bei der einzigen Frage, die im Zusammenhang mit dem Mord an Klaus Grad beantwortet war. Nicht »Wie«, nicht »Wer«, nicht »Warum«. Die einzige Frage, deren Antwort bekannt war, hieß »Wo«. Aber selbst dies war nicht befriedigend, denn sie war mit einer anderen Frage verbunden. » Wieso dort?« Einen ungewöhnlicheren Ort für einen Mord konnte Julius sich nicht vorstellen.
    Es sei denn, man konnte durch Wände gehen.
    Er fuhr über die Landskroner Straße unter der Ahrtalbrücke hindurch auf die Heerstraße, dann auf die Rotweinstraße, bog am Niedertor links ab und brachte seinen Audi wenige hundert Meter weiter am nächsten Tor auf dem Parkplatz zum Stehen. Er zog ein Parkticket, legte es pflichtbewusst mittig aufs Armaturenbrett und schlenderte durch eines der vier Tore der Stadtmauer zur Ahrhutstraße. Es war früh, erst neun Uhr, aber der Laden, den er in der idyllischen Einkaufsstraße suchte, hatte schon auf. Die hiesigen Geschäfte hatten sich auf Touristen eingerichtet: Essen und Nepp, Wanderkarten und Wein – was das Ahrschwärmerherz begehrte. Und doch war die Ahrhutstraße pittoresk geblieben, waren die Fachwerkhäuser echt, die Enge der Straße geschichtlich und nicht marketingtechnisch begründet und das Kopfsteinpflaster eine angenehme Abwechslung unter Julius’ ledernen Schuhsohlen.
    Kalter Tau haftete an Wänden und Fenstern, die wenigen Passanten hielten die Lippen geschlossen, um ihre Zähne nicht dem kalten Wind auszusetzen, der wie ein eisiger Fluss durch das Gässchen trieb. Julius musste nur wenige Meter gehen, um zu erkennen, dass sein Informant – der noch nichts von seinem Glück wusste – bei der Arbeit war. Ein Informant, der am Vortag die Tour durch den Regierungsbunker mitgemacht hatte. Heiko Gebhardt baute Stände mit Kalendern, Postkarten und Büchern vor den Schaufenstern seiner Buchhandlung auf. Alles exakt ausrichtend, den Platz optimal nutzend. Julius freute sich, als er Gebhardts Gewissenhaftigkeit sah.
    »Hallo, Gutenberg!«
    »Ach nee, der Herr Sternekoch höchstpersönlich!«
    »Manchmal kommen wir auch zum gemeinen Fußvolk.«
    »Rein mit dir! Wir haben sogar Stühle drinnen.«
    Im Innern des Ladens holte Gebhardt aus einem Hinterraum einen viel zu niedrigen Stuhl, den er vor einen Tisch stellte, der über und über mit Büchern beladen war. Gebhardt wirkte wie unter Strom, als hätte er gerade mit dem Kettenrauchen aufgehört. Doch Julius wusste, dass dies sein Normalzustand war. Der hagere Gebhardt war immer in Bewegung, körperlich wie geistig. Er schien zu denken, Julius ginge es genauso.
    »Nur keinen Stress, setz dich doch erst mal. Wir haben Zeit! Hab ich dir schon das neue Buch von Ellery MacLeod gezeigt, sehr empfehlenswert. Mal wieder sehr empfehlenswert. Das wird mich, was die Verkäufe angeht, gut durch den Winter bringen.«
    »Ich brauche deinen Kopf.«
    »Soll ich ihn dir einpacken? Als Geschenk?«
    »Du könntest mir den Inhalt ausdrucken.«
    Gebhardt sah ihn verdutzt an. »Worum geht’s?«
    »Gestern, auf der Tour durch den Regierungsbunker. Was ist uns nicht erzählt worden?«
    »Geht’s um den Mord? Spielst du wieder
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