Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
Autoren: Carsten Sebastian Henn
Vom Netzwerk:
dem Moment geben, als ich mit dem Wärter weg bin.«
    »Hat jemand von Ihnen etwas im Raum angefasst? Den Toten vielleicht?«
    »Nein. Niemand. Der Mann mit dem Schweißgerät hat den Raum gesichert, während der andere die Polizei rief.«
    »Noch eine letzte Frage: Haben Sie bemerkt, wie Grad oder eine andere Person die Führung verlassen hat?«
    »Nein. Dafür war die Gruppe zu groß. Sich da unbemerkt abzusetzen war bestimmt ein Kinderspiel.«
    Von Reuschenberg stand auf und zog die Schiebetür des Einsatzwagens auf. »Vielen Dank. Sie haben mir wie immer geholfen.«
    »Gern geschehen.«
    »Sie haben es mit Morden, oder?«
    Julius trat hinaus auf die betonierte Zufahrt zum Regierungsbunker. Die frische Luft wirkte wie ein Schluck Eiswein, sie spülte das Unangenehme hinfort.
    »Das war bestimmt mein letzter.« Er konnte schon wieder ein wenig lächeln. Aber es gab nun ein weiteres blutiges Bild in seiner Erinnerung, das nicht verblassen würde, auch wenn er es sich noch so sehr wünschte.
    Das Haus in der Martinus-Straße wirkte leer, als Julius am frühen Nachmittag von der Vernehmung zurückkehrte. Leerer als vor dem Ausflug. Er ging in die Küche, setzte sich einen Kaiser-Melange-Tee auf und blieb neben dem Wasserkessel stehen. Er lauschte auf die ersten zerplatzenden Bläschen, das leise Murmeln, das zu einem Rauschen wurde, als das Wasser zu kochen begann. Julius beobachtete den Dampf, der immer dichter aus der Tülle schoss. Als der Kessel zu pfeifen anfing, nahm er ihn vom Herd und goss das heiße Wasser in eine Tasse, in der bereits ein exakt befülltes Tee-Ei lag. Erst als er sich an den schweren Holztisch im Wohnzimmer setzte, um den Tee bedächtig zu schlürfen, fiel es ihm auf. Das Zimmer wirkte nicht nur leer, weil er sich innerlich so fühlte, weil alle Wärme aus ihm gewichen war, weil der Schock keinen Platz für ein positives Gefühl wie Behaglichkeit ließ.
    Der Raum wirkte noch aus einem anderen Grund leer.
    Herr Bimmel war nicht da.
    Und das war ungewöhnlich. Der dicke, schwarz-weiße Kater liebte es zwar, in Heppingen herumzustreunen, Mäuse zu fangen, Autos zu beobachten oder einfach zu lauern, egal auf was oder wen, aber jetzt im Winter liebte er es noch viel mehr, im wohlig-warmen Haus zu liegen und den Mäusen ihren Frieden zu lassen.
    Und jetzt war er weg. Julius blies heftig in seinen Tee, damit er schneller kalt wurde. Heute Morgen war er doch noch da gewesen, hatte faul auf dem Wohnzimmerteppich gelegen und sich träge geräkelt. So langsam, als wolle er dadurch auf keinen Fall richtig wach werden.
    Julius warf sich die blaue Daunenjacke über und verließ das Haus. Bei sich hatte er die Plastikbox, in der Herrn Bimmels liebstes Katzenfutter war. Der gefräßige Kater stürmte stets herbei, sobald er das Rappeln der kleinen Trockenfutter-Pellets hörte. Auf seinen Namen reagierte Herr Bimmel nie.
    So sehr Julius auch um den Kater besorgt war, so froh war er darüber, dass ihn etwas auf andere Gedanken brachte. Als er das letzte Mal einen Toten entdeckt hatte, kostete ihn dies am Ende fast selbst das Leben.
    Die klare, kalte Luft konturierte alles um ihn herum. Heppingen wirkte wie ein großer Scherenschnitt. Es war, als könne er bis zum Horizont, bis zur Spitze der Landskrone, jeden blanken Ast an jedem Baum, jeden verschrumpelten Zweig an jedem Rebstock erkennen.
    Nur Herr Bimmel war nicht zu sehen.
    Julius ging in Richtung Ahr, bog rechts in die Havinganstraße ein, dann wieder rechts in die Quellenstraße, ab und an innehaltend, mit der Futterdose rappelnd. Das Geräusch hallte von den Häuserwänden wider. Von den Spaziergängern erntete er Blicke des Unverständnisses. Die Heppinger hatten sich auf den Winter eingestellt und führten nun ihre Pelze spazieren. In den Nachbargemeinden war es nicht anders. Es sah aus, als wäre eine Horde Bären ins Tal eingefallen.
    Plötzlich ertönte ein Maunzen.
    Es kam aus dem Vorgarten eines weiß gestrichenen Hauses. Ein Feuerdornstrauch bewegte sich verdächtig, und heraus sprang eine schwarz-weiße Katze, die schnell galoppierend auf ihn und die Futterdose zukam.
    Allerdings handelte es sich dabei nicht um Herrn Bimmel.
    Das, was gerade hell gurrend um Julius’ Beine strich, war das Negativ vom Kater. Wo der schwarz war, trug dieses Exemplar Weiß – und umgekehrt. Dem Körperbau zufolge war es auch kein Kater, sondern eine Katze. Julius wurde klar, dass er nicht der Einzige war, der seinen kleinen Tiger à la Pawlow auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher