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Julians süßes Blut (German Edition)

Julians süßes Blut (German Edition)

Titel: Julians süßes Blut (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
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meiner letzten Kraft schlug ich meine Zähne in ihren samtenen Hals und trank, bis ich spürte, daß meine Wunden sich schlossen. Es war so köstlich, so heiß in meiner wunden Kehle.
    Für einen winzigen Moment überlegte ich, ob ich sie nicht einfach umbringen sollte. Aber – sie war der Grund für meine Rettung gewesen. Warum sollte ich mich also nicht ein klein wenig gefällig zeigen?
    Mit ihrem heißen Blut in meinen Adern fühlte ich mich rasch wiederhergestellt. Ich ließ ihre leblose Hülle einen Moment auf mir liegen, so daß wir aussahen wie ein erschöpftes Liebespaar.
    Sie würde ein schwacher Vampir sein, das wußte ich, aber ich gab ihr von meinem Blut, dem Geschenk, daß ich erst vor ein paar Minuten von ihr empfangen hatte. Hätte sie Geduld gehabt – sie hätte soviel mehr Macht von mir bekommen können. Aber ich schwieg und ließ sie trinken.
    Und sie wurde, was sie sich gewünscht hatte – unsterblich. Als das Menschliche in ihr starb, litt van Zet Höllenqualen, das war unübersehbar. Aber damit hatte ich nichts mehr zu tun.
    Als er sah, daß ich gehen wollte, hielt er mich auf. »Wollen Sie keine Erklärungen?« fragte er erstaunt.
    Ich wußte es nicht. Aber durch mein Zögern gewann er die Oberhand und zog mich mit sich aus dem Raum, in dem Jeanette als Vampir erwachte. Er drückte mich auf einen Sessel. Ohne Umschweife begann er zu erzählen – es schien ihm auf der Seele zu brennen. »Jeanette kannte Sie aus dem Club.«
    Ich nickte bestätigend.
    »Und sie wußte immer, was Sie waren. Denn sie hat eine übersinnliche Begabung. Und sie wollte immer so sein, wie Sie, de Dahomey. Oder wie Ihr Freund, Brian Dupont – ein Vampir.« Er seufzte. »Dann lernte sie McManahan kennen, und der führte sie in den Kreis von Merrick ein. Von da an spielte sie dieses doppelte Spiel.« Er zog eine Grimasse. »Neil und ich, wir traten ungefähr zur selben Zeit in ihr Leben...«
    »Als Konkurrenten, nehme ich an.«
    Er nickte unsicher.
    »Jetzt haben Sie sie verloren«, sagte ich leise.
    Doch er schüttelte den Kopf. »Sie ist sehr stark.«
    Ich stand auf. »Ich muß mich bedanken.«
    Doch er schüttelte wieder den Kopf. »Wir haben Sie ausgenutzt«, bemerkte er schlicht. »Wir sind also quitt.«
    Ein bitterer Geschmack machte sich in meinem Mund breit, ich schluckte. Abrupt wandte ich mich um und rannte an ihm vorbei, die Treppe hinunter, durch den Flur und aus der Tür hinaus. Ich rannte, als ginge es um mein Leben. So schnell, daß mich kein menschliches Auge mehr erblicken konnte. Ich rannte, bis mein noch geschwächter Körper rebellierte, bis ich nicht mehr konnte. Setzte mich dann in einem Park gegen einen alten Baum und wartete. Tränen rannen über meine Wangen, die mich nicht überraschten. Ich bemerkte sie kaum. Es war bittersüßes Selbstmitleid und die Anspannung, die mich gefangen hielt.
    Worauf ich wartete? – Darauf, daß das Grauen meinen Leib wieder verließ, darauf, daß ich die Schmerzen, die Dymas mir zugefügt hatte, nicht mehr spürte.
    Ich wartete, bis die ersten Lichtveränderungen die Sonne ankündigten und ich fliehen mußte.

Neunzehn
     
     
    If you can’t live on love alone
    it isn’t love...
    Sneaker Pimps
     
     
     
    Körperlich wieder vollständig hergestellt, erwachte Alex am nächsten Abend. Er konnte noch immer nicht glauben, daß Jeanette und van Zet ihn so benutzt hatten. Diese Lehre war sehr schmerzhaft gewesen, wie er feststellen mußte.
    Er lachte humorlos. Sie hätten ihn einfach fragen können. Das hätte zumindest seinem Stolz nicht so zugesetzt. Doch stattdessen hatten sie ihn gnadenlos manipuliert – und van Zet war nur dazu da gewesen, um ihn auszuspionieren.
    Alex seufzte. Van Zet ... es würde nicht lange dauern, dann war auch er einer von ihnen – oder tot. Und wenn er unsterblich war, dann floß Jeanettes schwaches Blut durch seine Adern und nicht Leons.
    Alex stand auf und setzte sich mit einer Flasche Wein in die Bibliothek. Es war ihm heute nicht danach zumute, aus dem Haus zu gehen.
    Nach kurzer Zeit bemerkte er, daß er beobachtet wurde. Als er sich umsah, entdeckte er Brian, der halb verborgen durch die flackernden Schatten im Türrahmen stand.
    »Hallo Brian. Was ist los?« Alex sah ihm direkt ins Gesicht. Brian druckste etwas herum, verlegen, meinte Alex.
    »Warum kommst du nicht mehr zu mir? Ich brauch dich – heute.« Brian sprach leise, sanft – und Alex hörte den Vorwurf in seiner Stimme.
    »Bist du bedrückt?« Alex stand auf und trat
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