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Julia(n) an Kruecken

Julia(n) an Kruecken

Titel: Julia(n) an Kruecken
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Kreide und Stift halten, um etwas zu Papier zu bringen.
    Ich rücke einen Stuhl zurecht, setzte mich hin, greife nach Papier und Kreide, kaue auf meiner Unterlippe und will ansetzen – nichts passiert. Hm. Ich schaue mich im Zimmer um, fixiere eine Topfpflanze und beginne zu zeichnen. Erst zaghaft, dann immer sicherer.
     
    Bis zum Abend habe ich alle Gegenstände, die im Wohnzimmer herumstehen, skizziert. Na toll! Ich brauche etwas Neues und überlege, ob ich mich selbst zeichnen sollte. Dafür bräuchte ich den Spiegel aus dem Schlafzimmer. Kurzerhand verfrachte ich die Materialien dorthin und zeichne auf dem Bett. Klar, dass ich irgendwann nackt bin und mich von allen Seiten betrachte, um jedes Detail aufs Papier zu bringen. Noch klarer, dass ich irgendwann so geil bin, dass ich selbst Hand anlege.
     
    So vergehen die ersten zwei Tage, bis ich meiner müde bin. Außerdem müssen die Vorräte aufgestockt werden, insbesondere das Papier wird knapp. Ich läute bei Romeo, der sich sofort bereit erklärt, mit mir einen Ausflug zum Supermarkt zu machen. Wieder ist der Einkaufswagen bis obenhin voll und meine Geldbörse hinterher um einiges leichter. Romeo lacht, als er die Sachen im Kofferraum verstaut.
    „Hast du so viel gezeichnet in den letzten Tagen?“, fragt er amüsiert.
    „Was soll ich sonst tun?“, antworte ich leicht beleidigt.
    Er streift mich mit einem mitleidigen Blick und hält den Mund, bis wir zurück in meiner Wohnung sind.
     
    Dort stellt er die ganzen Tüten auf den Küchentisch und hilft mir, das Zeug zu verstauen. Ich reiche ihm das Zeichenpapier und sage gedankenverloren: „Magst du das ins Schlafzimmer bringen?“
    Romeo murmelt ein ‚okay‘, schnappt sich die Blocks und ist schon halb zur Tür hinaus, als mir aufgeht, was er auf dem Bett finden wird. Ich öffne den Mund, will schreien, ihn irgendwie zurückbeordern. Nichts dringt über meine Lippen, meine Wangen werden ganz heiß. Zur Salzsäule erstarrt stehe ich da, ein Päckchen Reis in der einen Hand, in der anderen eine Krücke. Kein Laut dringt zu mir, obwohl ich nur noch aus Ohren bestehe und den Atem angehalten habe.
    Endlich tappen Füße über die Dielen, Romeo erscheint im Türrahmen und grinst breit. Der Reis fällt mir aus der Hand, die Tüte platzt und weiße Körner verteilen sich auf den Fliesen. Noch mehr Hitze schießt meinen Hals hoch, bis sich mein Gesicht kochend heiß ist.
    „Mir scheint, wir haben das gleiche Hobby“, meint mein Nachbar lässig und geht auf die Knie, um den Reis mit den Händen zusammenzuschieben.
    „W… Was?“, würge ich hervor.
    „Na, wir zeichnen Akte“, sagt Romeo, schaut hoch und zwinkert.
    Ganz langsam erwacht mein Körper zu Leben und mein Verstand beginnt zu arbeiten. Er zeichnet auch? Ach ja, er ist Grafiker oder so, jetzt erinnere ich mich. Ich schaue hinunter auf Romeos Schopf und atme tief ein.
    „Handfeger und Schaufel sind unter der Spüle.“ Ich mach einen Schritt zurück und plumpse auf einen Stuhl, während mein Nachbar die Bescherung beseitigt und danach die restlichen Einkäufe auspackt.
    „Malst du Akte aus dem Kopf oder nach Vorlage?“, frage ich in die folgende Stille hinein.
    Romeo ist dabei, die Tüten sehr akkurat zusammenzufalten, legt diese auf den Tisch und setzt sich mir gegenüber auf einen Stuhl.
    „Am liebsten nach einem Modell, doch das lässt sich schwer bewerkstelligen. Ich nehme Fotos oder zeichne aus dem Kopf.“ Er streicht sich ein paar Haare aus dem Gesicht, die sich aus dem Zopf gelöst haben und guckt mich freimütig an.
    „Kann nicht deine Freundin Modell stehen?“
    „Welche Freundin?“ Romeo hebt erstaunt die Augenbrauen.
    „Neulich war da doch diese hübsche Frau …“, murmele ich und merke, wie die Hitze in meine Wangen zurückkehrt.
    Mein Nachbar macht ein dummes Gesicht, dann lacht er plötzlich laut auf. Attraktiv ist er ohnehin, jetzt ist er wahnsinnig schön, zum Auffressen. Ich muss schwer schlucken und bete, dass sich keine Erhebung in meiner Körpermitte zeigt, obwohl das wohl vergeblich ist. Mein Schwanz juckt und dehnt sich bereits.
    „Du meinst Sonja, meine Schwester. Oh nein, die zieht sich nicht für mich aus. Außerdem zeichne ich keine Frauen“, erklärt Romeo amüsiert, „Ich zeichne Männer, so wie du.“
    „Oh“, nuschele ich und senke beschämt den Blick.
    „Bist du das auf den Zeichnungen?“ Neugierig fahren seine Augen über mich und ich bin froh, dass mich der Tisch ab dem Bauchnabel verdeckt.
    Ich
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