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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn
Autoren: Im Namen der Liebe
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doch gesagt, du hättest
endlich eingesehen, dass ihr Tod nicht deine Schuld war«, sagte sie und entwand
sich ihm.
    »Das habe ich auch. Das tue ich
noch.« Er schloss die Augen einen Moment lang. »Trotzdem
verfolgt ihr Tod mich weiterhin. Wenn du sie gesehen hättest ...«
    »O nein«, hauchte sie entsetzt. »Ich
wusste gar nicht, dass du da warst. Ich wusste nicht, dass du gesehen hast, wie
sie umgebracht wurde.«
    »Das habe ich auch nicht«,
antwortete er mit flacher Stimme. »Ich hatte hohes Fieber und lag im Bett. Aber
als sie nicht zur vereinbarten Zeit zurückkehrte, sind Riverdale und ich sie
suchen gegangen.«
    »Das tut
mir so Leid.«
    Seine Stimme wurde ausdruckslos, als
die quälenden Erinnerungen ihn übermannten. »Da war so viel Blut. Sie war von
vier Kugeln getroffen worden.«
    Caroline musste daran denken, wie
viel Blut aus Percys frischer Schusswunde geströmt war. Sie wollte sich gar
nicht ausmalen, wie schrecklich es sein musste, einen geliebten Menschen
tödlich verwundet zu sehen. »Ich wünschte, ich wüsste, was ich sagen kann, um
dich zu trösten, Blake. Ich wünschte, es gäbe etwas, was ich sagen kann.«
    Er wandte sich plötzlich zu ihr um
und sah ihr in die Augen. »Hasst du sie?«
    »Wen?
Marabelle?« fragte sie erstaunt.
    Er nickte.
    »Selbstverständlich
nicht!«
    »Du hast mir einmal gesagt, du
willst nicht mit einer Toten wetteifern.«
    »Nun ja, da war ich eifersüchtig,
fürchte ich«, erklärte sie verlegen. »Ich hasse sie nicht. Das wäre ziemlich
kleinlich von mir, meinst du nicht?«
    Er schüttelte den Kopf, als wollte
er darüber nicht weiter sprechen. »Ich habe mich das nur gefragt. Ich wäre
nicht böse auf dich, wenn du sie hasstest.«
    »Marabelle hat dich auch zu dem Mann
gemacht, der du heute bist«, stellte sie fest. »Wie könnte ich sie hassen, wenn
sie eine so wichtige Rolle in deinem Leben und bei der Bildung deines
Charakters gespielt hat?«
    Er betrachtete ihr Gesicht, suchte
mit den Augen nach irgendetwas, einem Beweis oder etwas Ähnlichem. Caroline
fühlte sich unter seinem eindringlichen Blick wie nackt. Leise sagte sie: »Wenn
es Marabelle nicht gegeben hätte, wärest du vielleicht nicht der Mann geworden,
den ich ...« Sie schluckte und nahm allen Mut zusammen. »Dann wärest du
vielleicht nicht der Mann, den ich liebe.«
    Er starrte sie einen endlosen
Augenblick lang prüfend an, dann fasste er nach ihrer Hand. »Deine Liebe ist
das großzügigste Geschenk, das mir je ein Mensch gemacht hat.«
    Sie betrachtete ihn aus feuchten
Augen, während sie darauf wartete und hoffte, betete, dass er sagen würde, er
erwiderte ihre Liebe. Er wirkte, als wäre er drauf und dran, etwas Wichtiges
zu sagen, aber nach einer Weile räusperte er sich bloß und erkundigte sich: »Hast
du im Garten gearbeitet?«
    Sie nickte und bemühte sich, ihre
Enttäuschung herunterzuschlucken, die sich in ihrem Hals zu einem Kloß
geformt hatte.
    Er bot ihr seinen Arm an. »Ich werde
dich zurückbegleiten. Ich würde mir gerne ansehen, was du getan hast.«
    Geduld,
mahnte sich Caroline, bloß nicht die Geduld verlieren.
    Aber das war viel leichter gesagt
als getan, vor allem, wenn man an gebrochenem Herzen litt.
    Später an diesem Abend saß Blake im Dunkeln allein in
seinem Arbeitszimmer und starrte blicklos aus dem Fenster.
    Sie hatte gesagt, dass sie ihn
liebte. Das war eine Furcht einflößende Vorstellung, eine gewaltige
Verantwortung, die sie ihm damit aufbürdete.
    In seinem Innersten hatte er schon
immer gewusst, dass er ihr viel bedeutete, aber es war so lange her, seit er
überhaupt auch nur über Liebe nachgedacht hatte, dass er es kaum für möglich
gehalten hätte, sie zu erkennen, wenn sie ihm begegnete.
    Aber sie war ihm begegnet, und er
erkannte, dass Carolines Gefühle echt waren.
    »Blake?«
    Er schaute auf. Caroline stand auf
der Türschwelle, die Hand erhoben, um an die Holzzarge zu klopfen.
    »Warum sitzt du hier im Dunkeln?«
    »Ich denke gerade nach.«
    »Oh.« Er konnte sehen, dass sie
weiter fragen wollte, es sich jedoch verkniff. Stattdessen lächelte sie zögernd
und erkundigte sich: »Möchtest du, dass ich dir eine Kerze anzünde?«
    Er schüttelte den Kopf und erhob
sich langsam, bedachtig. Er verspürte auf einmal das unerklärliche,
merkwürdige Bedürfnis, sie zu küssen.
    Es war an und für sich natürlich
weder unerklärlich noch merkwürdig, dass er sie küssen
wollte. Schließlich wollte er sie immer küssen. Was dagegen seltsam war, das
war die
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