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Julia Festival Band 86

Julia Festival Band 86

Titel: Julia Festival Band 86
Autoren: Sandra Marton
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noch nach New York zurück. Ich bin jetzt gerade am Flughafen.“
    „Na, wie schön“, murrte Annie. „Und gleich gibt er mir seinen Flugplan durch.“
    „Ich werde nur zwei Tage in New York sein, bevor ich wieder runter muss nach San Juan, und dann werde ich eine ganze Weile wegbleiben. Und ich habe gedacht, falls es doch noch eine letzte Chance geben sollte, dass du dich eventuell mit mir triffst …“
    „Dass ich mit ihm schlafe, meint er wohl“, warf Annie mit einem finsteren Blick Richtung Telefon ein.
    „Ich weiß, dass ich einiges von dem, was ich jetzt sage, schon mal gesagt habe, ja, wahrscheinlich sogar schon hundertmal auf diese vermaledeite Maschine gesprochen habe. Aber ein letzter Versuch kann ja nicht schaden. Also. Annie, ich weiß, wir wollten nicht wieder etwas miteinander anfangen. Ich weiß, dass wir nur wegen Dawn gemeinsam weggefahren sind. Aber ich habe geglaubt, ich habe wirklich geglaubt, die Nacht, die wir zusammen verbracht haben, dass die unglaublich war. Und …“
    „Und wir sollten das Ganze wiederholen“, erklärte Annie kalt. Sie bemühte sich zu lächeln, doch es misslang. Ihr Lächeln zitterte, und Tränen glitzerten in ihren Augen.
    „Und ich wusste, dass ich kein Recht hatte, dich zu bitten, mich wieder aufzunehmen, Annie. Das war es, was mir die ganze Zeit über auf dem Weg nach Seattle durch den Kopf ging. Du hast dir ein neues Leben aufgebaut und einen neuen Mann gefunden, und ich habe es dir angesehen, dass du bereut hast, was wir getan haben, in der Sekunde, in der du an dem Morgen aufgewacht bist. Du warst so still und hattest wieder diesen verschlossenen Ausdruck wie in den letzten Jahren unserer Ehe.“
    „Annie?“, meinte Debbie zögernd. „Hörst du das?“
    „Annie“, sagte Chase, wobei seine Stimme einen rauen Unterton annahm, „Verdammt, Schatz, ich liebe dich! Wenn du wirklich diesen Gänseblümchen-Poeten mir vorziehst, dann musst du es mir schon ins Gesicht sagen. Du musst sagen: ‚Chase, ich liebe dich nicht mehr. Was auf der Insel passiert ist, war alles nur gespielt. Ich will dich nicht wieder heiraten und für immer mit dir leben …‘“ Chases Atem wirkte abgerissen. „Ach, zum Teufel, ich bin nicht gut in so was! Wenn du jemand Feinsinniges willst, dann bleib bei deinem Dichter. Wenn du jemand willst, der nie aufgehört hat, dich zu lieben, und der dich lieben wird bis zu seinem Tod, dann brauchst du nicht weiter zu schauen als bis zu mir.“
    „Chase“, flüsterte Annie. „Oh, Chase …“
    „Die einzige Lüge, die ich dir an jenem Wochenende erzählt habe, war die, als ich behauptet habe, ich sei mit Janet Pendleton verlobt. Janet ist eine nette Frau. Ich mag sie. Aber ich liebe sie nicht. Das habe ich ihr vor ein paar Tagen auch gesagt. Ich könnte nie eine andere Frau lieben außer dir.“
    „Annie“, drängte Debbie, „nimm endlich ab!“
    „Mein Flug wird gerade aufgerufen, Schatz, aber was soll’s! Ich fliege nicht. Ich mach es anders. Ich fliege stattdessen nach Boston. In ein paar Stunden stehe ich bei dir vor der Tür, und ich warne dich, wenn du nicht aufmachst, wenn ich läute, ich schwöre, dann werde ich sie eintre…“ In einem Hechtsprung war Annie am Telefon, doch zu spät. Alles, was sie hörte, als sie den Hörer abnahm, war der Wählton.
    „Annie“, sagte Debbie. „Was wirst du jetzt tun?“
    Annie lächelte sie strahlend an. „Boston“, rief sie. „Ich komme.“
    In Boston regnete es ebenfalls.
    Bei allen Flügen, sowohl ankommenden als auch startenden, sei mit Verspätungen zu rechnen, wie eine freundlich beruhigende Frauenstimme immer wieder über die öffentliche Lautsprecheranlage verkündete.
    Das Terminal war gedrängt voll mit erschöpften Reisenden, und überall sah man Menschen, die sich in irgendwelchen verqueren Stellungen auf den Sitzen befanden, um etwas Schlaf zu erhaschen. Vor den Damentoiletten, den Imbisstheken und Zeitungsständen hatten sich lange Schlangen gebildet. Babys brüllten, verärgerte Passagiere stritten sich mit den überarbeiteten Schalterbeamten herum, Annie jedoch bemerkte nichts davon.
    Sie hielt Wache an Gate neun, die Augen unablässig auf die Tafel mit den Ankunftszeiten gerichtet, und wartete. Und wartete.
    Sie war nicht einmal hundertprozentig sicher, dass sie am richtigen Ort wartete, doch wenn nicht, dann wusste sie auch nicht mehr, was sie tun sollte.
    Es war ihr als eine so wunderbare Idee erschienen, nach Boston zu fahren und Chase vom Flughafen abzuholen.
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