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Julia Extra Band 373

Julia Extra Band 373

Titel: Julia Extra Band 373
Autoren: Lynne Graham , Sarah Morgan , Carol Marinelli , Carole Mortimer
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die Dauer der Umstrukturierungsmaßnahmen musste er wohl oder übel in der Firma bleiben. Niemand konnte von ihm verlangen, die Frau zu beschäftigen, die für den Tod seines Bruders verantwortlich war. Doch, Olly! Der fürsorgliche Olly hätte darauf bestanden. Olly, der Vitos Gewissen immer eine Stimme verliehen hatte.
    Auf unsicheren Beinen ging Ava an ihm vorbei in sein Büro. Den Kopf hoch erhoben, ihre Gesichtszüge behielt sie mit Mühe unter Kontrolle, um sich ihre wahren Gefühle nicht anmerken zu lassen. Sie wusste, dass der taffe Vito ein unerbittlicher Geschäftsmann sein konnte, für seine Familie aber immer ein offenes Ohr hatte. Der Macho Vito hatte nicht mit der Wimper gezuckt, als er von Ollys Homosexualität erfahren hatte. Im Gegenteil. Er hatte seinen kleinen Bruder unterstützt. Vielleicht hatte er auch schon geahnt, dass Olly schwul war. Wie Ava war auch er ein Außenseiter in der Schule gewesen. Vielleicht waren sie deshalb ein Herz und eine Seele geworden. Sie dachte an Ollys unglaubliche Erleichterung, dass Vito ihn so akzeptierte, wie er war.
    Ava kamen die Tränen, als sie sich an die Szene erinnerte, an Ollys herzliches Lachen. Nie wieder würde sie die melodische Stimme ihres besten Freundes hören.

2. KAPITEL
    Schließlich gelang es ihr, die Tränen zurückzudrängen. Als Ava sich wieder gefasst hatte, sah sie sich um. Das mit edlem Parkett ausgelegte Büro war riesig. In einer Ecke stand ein moderner Schreibtisch, in einer anderen eine gemütliche Sitzgruppe mit Couchtisch. Es herrschte die für Vito typische tadellose Ordnung. Auf dem Schreibtisch befanden sich lediglich ein Laptop und ein einziger Papierstapel.
    „Dich hier zu sehen, hat mich fast umgehauen“, bemerkte Vito ausdruckslos.
    „Für mich war es auch ein Schock. Ich wusste nicht, dass dir diese Firma gehört.“ Bei seinem unwiderstehlichen Anblick wurden ihr die Knie weich.
    „Was tust du überhaupt hier?“, fragte er süffisant. „Ich dachte, du würdest nach deiner Entlassung dein Medizinstudium beginnen.“
    Ava erstarrte. „Nein …“
    „Wieso nicht? Du hast eine ausgezeichnete Schule besucht, du hast deine Strafe verbüßt. Die Welt steht dir offen.“
    Ohne seinem Blick auszuweichen, erklärte sie: „Ich bin hier, weil ich Geld verdienen muss.“ Wie hatten Olly und sie damals gejubelt, als sie beide einen Studienplatz an derselben Universität ergattert hatten! Für sie war es ein Ding der Unmöglichkeit, ohne den Freund zu studieren, der durch ihr Verschulden ums Leben gekommen war.
    Erstaunt zog Vito eine Augenbraue hoch. „Wirst du nicht von deiner Familie unterstützt?“
    Ava hob herausfordernd das Kinn. „Die will nichts mehr mit mir zu tun haben. Seit der Urteilsverkündung hat sich niemand aus meiner Familie bei mir gemeldet.“
    „Das ist aber sehr hartherzig.“ Fast hatte er Mitleid mit Ava.
    „Sie können mir nicht verzeihen, den Ruf der Familie beschmutzt zu haben.“
    „Menschen verzeihen weitaus Schlimmeres. Du warst doch noch ein Teenager.“
    Sie atmete tief durch und ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. „Hast du mir verziehen?“
    Sein ganzer Körper spannte sich an. Vito musterte sie mit seinen goldbraunen Augen wie ein Adler seine Beute. „Das kann ich nicht.“
    Was hatte sie denn von Ollys Bruder erwartet? Trotzdem zuckte sie bei seinen Worten zusammen, als hätte er sie in den Magen geboxt.
    „Er war mein einziger Verwandter“, stieß Vito leise hervor und presste die Lippen zusammen.
    Ava zitterte. „Für mich ist er auch unersetzlich. Und was jetzt?“ Verzweifelt versuchte sie, das Thema zu wechseln, bevor der Schmerz sie überrollte. „Sicher möchtest du nicht, dass ich hier arbeite.“
    „Du hast recht.“ Bei jeder Begegnung würde er unweigerlich an Olly denken. Das könnte er nicht ertragen. Vito wandte sich ab und verschanzte sich hinter seinem Schreibtisch. Natürlich brauchte Ava einen Job, aber bitte nicht hier. Sie hatte Ollys Leben ausgelöscht und war selbst imstande, ihr eigenes wieder aufzubauen. Oder nicht? Sie hatte nicht nur ihren besten Freund, sondern auch ihre Familie verloren. Sie hatte ihren Traum begraben, Ärztin zu werden. War es nicht unfair, wenn er sie nun auch noch um ihren Job brachte? Ava war sichtlich am Boden zerstört. Olly hätte gewollt, dass ich ihr eine Chance gebe, dachte Vito. Sein kleiner Bruder hatte fest an das Gute im Menschen geglaubt, im Gegensatz zu ihm selbst.
    „Möchtest du, dass ich die Firma sofort
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