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Julia Extra Band 373

Julia Extra Band 373

Titel: Julia Extra Band 373
Autoren: Lynne Graham , Sarah Morgan , Carol Marinelli , Carole Mortimer
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eine Chance, im Berufsleben Fuß zu fassen. Mit diesem renommierten Arbeitgeber in ihrem Lebenslauf dürfte es wesentlich aussichtsreicher sein, eine Festanstellung zu ergattern.
    Harvey ließ den Schwanz hängen, als es durch die Tür zurück in die Tierpension ging. Marge stellte Teewasser auf und scheuchte ihn hinaus in den Garten, weil in der kleinen Küche zu wenig Platz für einen so großen Hund war. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als die Schnauze an die Terrassentür zu drücken und Ava keine Sekunde lang aus den Augen zu lassen.
    Marge drückte Ava einen Katalog in die Hand. „Leg den bitte gleich morgen in der Firma aus. Je mehr Bestellungen eingehen, desto besser. Ich muss wirklich sagen: Die Frauen haben sich mal wieder selbst übertroffen!“
    Interessiert blätterte Ava in dem Handarbeitskatalog. Strick- und Stickkissen, Lesezeichen, Mützen und Schals, Brillenetuis, Spielzeug, sogar Lavendelduftsäckchen mit Darstellungen von Katzen- und Hunderassen fanden sich darin. Der Erlös ging an die Tierpension, um die herrenlosen Tiere, die Marge aufgenommen hatte, zu versorgen. Offenbar beteiligte sich die gesamte Nachbarschaft an dieser Initiative. Gerade zu Weihnachten müssten die Handarbeiten sich eigentlich gut verkaufen, dachte Ava.
    „Hast du auch etwas Vernünftiges anzuziehen für morgen?“, erkundigte Marge sich fürsorglich. Sie wusste, dass Ava – wie sie selbst – kaum Geld besaß. „In einer so großen Firma musst du auf dein Äußeres achten.“
    „Ich habe in der Kleiderkammer einen Hosenanzug gefunden.“ Nicht im Traum dachte Ava daran, Marge zu verraten, dass die Hose etwas zu eng war und das Jackett über ihrem üppigen Busen nicht zuging. Doch wenn sie darunter eine blaue Bluse trug, würde es schon annehmbar aussehen. Die flachen schwarzen Schuhe, die sie dazu tragen wollte, waren ihr mindestens eine Nummer zu groß, doch das würde schon niemand bemerken. Hochhackige Pumps wären ihr lieber gewesen, aber wenn man kein Geld hatte, durfte man nicht wählerisch sein. Mit etwas Glück fand sie bald eine Festanstellung, und dann konnte sie sich nach und nach eine vernünftige Garderobe fürs Büro zulegen. Früher hatte sie sich sehr für Mode interessiert, doch die Zeiten waren vorbei. Nun musste sie sich aufs Überleben konzentrieren. Dazu gehörte ein bezahlbares Dach über dem Kopf, etwas zu essen und ein paar saubere Kleider.
    Das abenteuerlustige, trotzige Mädchen im Gothic Look und mit schwarz gefärbtem Kurzhaarschnitt war gemeinsam mit Olly bei dem Autounfall gestorben. Mit der misstrauischen, vernünftigen jungen Frau, zu der sie sich entwickelt hatte, war sie noch nicht ganz eins. Die Zeit im Gefängnis hatte sie gelehrt, sich möglichst unauffällig zu verhalten. Es war ihr äußerst unangenehm, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden zu sein. Da Ava aus gutem Hause kam und eine Eliteschule besucht hatte, hatten sich die Medien natürlich auf den Fall gestürzt. Im Gefängnis war sie mit Frauen zusammen gewesen, die praktisch Analphabeten waren. Sie waren straffällig geworden, weil sie überleben wollten und sich nicht anders zu helfen gewusst hatten. Diese Entschuldigung konnte Ava nicht anführen.
    Auch wenn sie einen Vater hatte, der sie nicht leiden konnte und immer ihre älteren Schwestern vorzog, auch wenn ihre Mutter Alkoholikerin war und nie für sie Partei ergriff oder sie mal in den Arm nahm – nichts davon rechtfertigte, was sie Olly angetan hatte. Olly, den sie wie einen Bruder geliebt hatte. Bedrückt senkte Ava auf dem Rückweg zu ihrer Einzimmerwohnung den Kopf. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um die Ereignisse dieses tragischen Abends. Irgendwann musste sie doch mal einen Schlussstrich ziehen können, oder? Das Leben ging weiter. Natürlich würde sie ihren besten Freund niemals vergessen. Olly wäre aber der Erste gewesen, der ihr geraten hätte, nach vorn zu schauen. Er war immer so wunderbar pragmatisch gewesen, hatte schnell den Kern eines Problems erfasst. Er wäre ein hervorragender Arzt geworden.
    „Du kannst nichts dafür, dass deine Mutter trinkt und die Ehe deiner Eltern zerbricht oder dass deine Schwestern verzogene, hochnäsige Ungeheuer sind. Warum gibst du dir die Schuld an allen Problemen, die in deiner Familie auftauchen?“ Manchmal hatte Olly fast die Geduld mit ihr verloren.
    Zuhause legte Ava die Sachen bereit, die sie an ihrem ersten Arbeitstag tragen wollte. Die Agentur hatte ihr versichert, dass man ihren
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