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Julia Extra Band 358

Julia Extra Band 358

Titel: Julia Extra Band 358
Autoren: Christina Holis Lucy Monroe Trish Wylie Penny Jordan
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ihre Erscheinung sogar sexuell erregt fühlte, dann wirklich nur, weil es so lange her war, dass er …
    Irritiert wandte Vasilii sich ab und sortierte ein paar lose Blätter auf seinem Schreibtisch, bevor er wieder den Kopf hob. „Ich sehe, Sie sprechen neben Chinesisch auch noch Russisch? Warum Russisch, wo doch die meisten russischen Geschäftsleute keine englische Übersetzung benötigen, weil sie die Sprache selbst beherrschen?“
    Seine Frage kam für Laura völlig unerwartet, und sie verunsicherte sie. Natürlich gab es einen ganz speziellen Grund, warum sie sich für diese Sprache interessiert hatte. Aber sie konnte Vasilii wohl kaum verraten, dass sie sich früher zu gern mal in seiner Landessprache mit ihm unterhalten hätte.
    „Meine Eltern waren Linguisten“, erklärte sie, „und haben beide Russisch gesprochen. Ich habe schon früh einiges von ihnen gelernt, und da schien es mit ganz natürlich, die Sprache zu perfektionieren.“ Das war zumindest teilweise die Wahrheit.
    „Sie wollten also in ihre Fußstapfen treten, anstatt sich einen eigenen beruflichen Weg auszusuchen? Wollen Sie das damit sagen? Lässt das nicht auf mangelnden Ehrgeiz und fehlende Entscheidungskraft schließen?“
    „So würde ich das nicht bezeichnen“, erwiderte sie defensiv. Sie würde nicht zulassen, dass er sie argumentativ in die Ecke drängte. „Gewisse Fähigkeiten und Talente werden von einer Generation an die nächste weitervererbt, und es wäre ziemlich unklug, diese Anlagen nicht zu nutzen. Sie kommen doch auch nach Ihrem Vater und feiern damit beruflich Erfolge. Ich habe eben eine Begabung für Fremdsprachen. Nach dem Verlust meiner Eltern hat es mir sogar sehr geholfen, mich für diesen Weg entschieden zu haben. Es gab mir das Gefühl, als wären sie immer noch ein lebendiger Teil meines Lebens. Ich liebe Sprachen, sie sind wie eine Verbindung zu den Menschen, die ich liebe.“
    Etwas, woran man sich festhalten konnte, wenn einen das Leben zu überwältigen drohte. Vor Vasiliis Augen entstand das flüchtige Bild seiner Mutter, so wie er sie das letzte Mal gesehen hatte. Er hasste Laura sofort dafür, dass sie schmerzhafte Erinnerungen in ihm wachrief. Wieso war sie überhaupt dazu in der Lage? Mit dem Gerede über ihre Eltern und mit ihrer albernen Sentimentalität überschritt sie eine Grenze bei ihm. Aber wie machte sie das?
    Das war doch absurd. Ausgerechnet eine Frau, von der er genau wusste, dass man ihr nicht über den Weg trauen durfte, fand einen Zugang zu ihm? Riss einfach die Barriere ein, die bisher nur seine geliebte verstorbene Stiefmutter übertreten durfte? Das war nicht nur absurd, das konnte richtig gefährlich werden. Aber der Tag, an dem ihm eine Frau wie Laura Westcotte irgendwie gefährlich werden konnte, den würde es niemals geben. Das schwor sich Vasilii.
    „Ich habe Sie um eine Erklärung gebeten, warum Sie sich für die russische Sprache entschieden haben. Darauf erwarte ich eine beruflich relevante Begründung, keine Ausführung zu den Gefühlen Ihrer Kindheit.“
    Sein barscher Tonfall verletzte sie. Als sie als kleines Mädchen erfahren hatte, dass Vasiliis Stiefmutter gestorben war, hatte sie großes Mitleid mit ihm empfunden. Es war Laura, als sei damals ein zartes Band gemeinsamen Schicksals zwischen ihnen gesponnen worden, das bis heute im Verborgenen fortbestand. Vielleicht hatte sie auch deshalb gerade von ihren eigenen Eltern gesprochen. Dabei war es doch offensichtlich, dass Vasilii keinen Wert auf Mitgefühl oder eine irgendwie geartete emotionale Verbindung legte.
    Seine Kritik traf sie schwer, und unter anderen Umständen wäre Laura sicherlich zu dem Schluss gekommen, mit einem so rabiaten Chef nicht zusammenarbeiten zu wollen. Aber sie brauchte diese Stelle dringend! Trotzdem würde sie derartige Bemerkungen nicht kommentarlos hinnehmen.
    Mit gestrafften Schultern trat sie vor. „Meine Beweggründe, Russisch zu studieren, mögen persönlicher Natur gewesen sein. Aber die Entscheidung für Mandarin – das kein Fachgebiet meiner Eltern war – geschah aus rein beruflichen Erwägungen und zeigt, wie genau ich mich mit der weltwirtschaftlichen Zukunft beschäftigt habe. Das Sprachtalent wurde mir zwar vererbt, aber ich allein habe meiner Karriere schon früh darauf gegründet, dass China sich auf dem internationalen Markt durchsetzen würde.“
    Wagte sie etwa, ihn herauszufordern? Dieses energische Auftreten war Vasilii von Frauen nicht gewohnt, denn meistens
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