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Julia Extra Band 358

Julia Extra Band 358

Titel: Julia Extra Band 358
Autoren: Christina Holis Lucy Monroe Trish Wylie Penny Jordan
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vielen anderen russischen Großindustriellen unterhielt Vasilii allerdings nicht mehrere Wohnsitze über den Globus verteilt. Stattdessen mietete er sich in Hotels oder möblierten Apartments ein, je nachdem, wo ihn seine Geschäfte gerade hinführten.
    Früher hatte Laura es hinreißend exotisch gefunden, dass Vasilii – dessen Vater Russe gewesen war – seine Herkunft mütterlicherseits angeblich bis zu einem hellhäutigen, blauäugigen Kriegerstamm zurückverfolgen konnte, der sich einst mit einer verirrten römischen Legion vereinigt hatte. Man sagte Vasilii aufgrund dieser Geschichte eine besondere strategische Kämpfernatur nach. Im Internet fanden sich jede Menge Mutmaßungen und Hypothesen über diesen alten Nomadenstamm, der für seinen unerbittlichen Stolz und für seinen besonderen Ehrenkodex gerühmt wurde. Wie unzählige andere alte Volksstämme war auch dieser durch Kriege und Krankheiten beinahe ausgelöscht worden, lange bevor Vasiliis Mutter das Licht der Welt erblickt hatte.
    Heute machte es den Anschein, als wäre Vasilii immun gegen alle Verletzungen, die ihm durch andere Menschen zugefügt werden könnten. Er galt als mächtiger, hartherziger Mann, der sich kompromisslos dem geschäftlichen Erfolg verschrieben hatte. Und es war ihm bestimmt völlig gleichgültig, ob Laura in ihrer Jugend eine Schwäche für ihn empfunden …
    Warum denke ich jetzt schon wieder daran? ärgerte sie sich und warf einen Blick auf die Uhr. Dann beschleunigte sie ihre Schritte. Zu diesem wichtigen Termin durfte sie keinesfalls zu spät kommen, nur weil sie sich in hirnlosen Tagträumereien verlor!
    Von seiner exklusiven Suite im obersten Stockwerk eines der teuersten Londoner Hotels konnte Vasilii die gesamte Sloane Street überblicken. Die Julisonne fiel zum Fenster herein und schien ihm direkt ins Gesicht, sodass sein Gesicht im Profil noch kantiger wirkte als sonst. Seine Haut hatte von Natur aus einen warmen goldenen Ton, in seinen Zügen spiegelte sich der arabische Einfluss seiner Mutter wider.
    Sein Leben lang hatte Vasilii sich als Außenseiter gefühlt, da er sich weder ganz zur Familie seiner Mutter, noch zu der seines Vaters gehörig fühlte. Von beiden Seiten war er nie vollends akzeptiert worden, vielleicht, weil er äußerlich nach seiner Mutter kam, dazu aber den messerscharfen Verstand und Geschäftssinn seines Vaters besaß. Also hatte Vasilii gelernt, allein zurechtzukommen und niemandem außer sich selbst zu trauen. Dieser Zug hatte sich noch verstärkt, nachdem seine Mutter verschleppt und bei einem missglückten Befreiungsversuch von ihren Kidnappern getötet worden war.
    Er selbst war noch ein Kind gewesen und hatte es nur schwer verkraftet, den Menschen zu verlieren, der ihm am nächsten stand. Seither war Vasilii entschlossen, sich niemals wieder so verletzbar zu machen. Er hielt seine Mitmenschen auf Distanz und schwor sich, nie wieder den Verlust eines geliebten Menschen zu riskieren.
    Im Augenblick war es allerdings nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart, die ihm zu schaffen machte. Die und eine gewisse Miss Laura Westcotte.
    Bedauerlicherweise fiel sein Privatsekretär für ein halbes Jahr aus, weil er sich um seine kranke Ehefrau kümmern musste. Zu allem Überfluss hatte sich der umgehend engagierte Ersatzmann eine böse Magen-Darm-Grippe eingefangen, gerade als Vasiliis Verhandlungen mit den Chinesen die heiße Phase erreicht hatten. Nun brauchte er dringend einen Assistenten, der nicht nur fließend Mandarin, sondern auch Russisch und Englisch beherrschte und sich mit internationalem Protokoll und der entsprechenden Etikette auskannte – also in der Lage war, sich chinesischen Würdenträgern und Bürokraten gegenüber korrekt zu verhalten.
    Zwar sprach Vasilii alle drei Sprachen fließend, aber als internationaler Unternehmer durfte man sich nicht die Blöße geben, bei Verhandlungen als sein eigener Übersetzer aufzutreten. Für chinesische Unternehmer, mit denen er es momentan zu tun hatte, war ein eigener Personalstab eine Art Statussymbol, wie Vasilii schnell feststellen musste. Deshalb war jetzt auch ein Vorstellungsgespräch mit Laura Westcotte fällig, die sein Headhunter ihm empfohlen hatte.
    Allerdings gab es ein paar Dinge, die deutlich gegen sie sprachen. Zu allererst einmal war sie eine Frau, und Vasilii arbeitete nie eng mit Frauen im eigenen Team zusammen. Ihm war klar geworden, dass Mitarbeiterinnen ihn – schwerreich und unverheiratet – allzu gern als
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