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Julia Extra Band 0313

Julia Extra Band 0313

Titel: Julia Extra Band 0313
Autoren: Janette Kenny , Carole Mortimer , Sarah Morgan , Claire Baxter
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hatten vermutlich noch nie etwas von Unsicherheit gehört.
    „Ich zittere, weil ich mich in einer … schwierigen Situation befinde“, erklärte sie nach kurzem Nachdenken.
    „Schwierig?“ Er presste die Lippen zusammen. „Wenn du das schwierig nennst, dann mach dich mal auf was gefasst!“
    Was sollte das denn heißen?
    Konnte es etwas Schlimmeres geben, als gezwungen zu sein, bei dem Mann zu sein, den sie über alles liebte, aber dessen Ansprüchen sie auf Dauer nicht genügt hatte? Gab es etwas Schlimmeres, als sich um das Kind zu kümmern, das er mit ihrer Schwester gezeugt hatte? Schwieriger konnte es doch kaum werden, oder?
    Millie hatte das Gefühl, am Abgrund zu wandeln. Sie atmete einmal tief durch. „Ich würde jetzt gern meinen Neffen sehen.“ Entschlossen zog sie die nasse Strickjacke enger um sich und zitterte noch heftiger. „Wo ist er?“
    „Um diese Zeit schläft er. Was dachtest du denn?“ Leandro verschwand im Ankleidezimmer und kehrte kurz darauf mit einigen Kleidungsstücken zurück. „Zieh das an. Die Sachen sind wenigstens trocken.“
    „Das ist ja die Jeans, die ich getragen habe, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind“, rief sie überrascht.
    „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um in Erinnerungen zu schwelgen. Geh zurück ins Badezimmer, und zieh dich endlich um“, befahl Leandro.
    Mit einem Seufzen betrat Millie erneut das Badezimmer.
    Das Licht schaltete sich automatisch ein. Bei ihrem ersten Besuch war sie begeistert durch alle Räume gegangen und hatte beobachtet, wie sich das von Sensoren gesteuerte Licht und die Heizung selbsttätig anschalteten. Leandro hatte sein Haus nach neuesten energietechnischen Erkenntnissen ausgestattet. Es besaß sogar einen Staubsaugerroboter.
    Für Millie war das alles wie ein Traum gewesen.
    Leider war der jetzt ausgeträumt. Nachdenklich zog sie sich aus, rubbelte sich mit einem angewärmten Handtuch trocken und schlüpfte in Jeans und einen seidenen grünen Pulli.
    Wie die Frau eines Milliardärs sehe ich noch immer nicht aus, dachte sie bei einem Blick in den riesigen Spiegel, bevor sie das Badezimmer wieder verließ.
    „Kann ich jetzt endlich das Baby sehen?“, fragte sie sofort. Natürlich hatte sie keine Ahnung, wie sie auf das Kind reagieren würde. Hoffentlich ging alles gut, und der Anblick des Kleinen brach ihr nicht das Herz.
    Doch Leandro holte ein Handtuch und rubbelte energisch Millies Haare. „Jetzt warst du zweimal im Badezimmer, und dein Haar ist noch immer klitschnass“, schimpfte er.
    „Dann solltest du in einen Föhn investieren, der nasses Haar automatisch trocknet.“
    Der Schatten eines Lächelns blitzte in seinen dunklen Augen auf. Vermutlich erinnerte er sich daran, wie viel Spaß es ihr bereitet hatte, all die ausgeklügelten Technologien auszuprobieren. „Was hast du eigentlich die ganze Zeit da drinnen gemacht?“, fragte er brummig.
    An dich gedacht. Über mein Leben nachgedacht . „Ich habe versucht, mich vor dem grellen Licht zu verstecken.“ Da Leandro nicht gerade sanft vorging, zuckte Millie zusammen. Wahrscheinlich zerzauste er ihr Haar noch mehr.
    Doch ihr Aussehen spielte ja keine Rolle mehr.
    Endlich legte Leandro das Handtuch wieder auf den beheizten Handtuchhalter. „So, das reicht.“
    „Ja, warum sollte man sich übermäßig anstrengen, wenn das Ergebnis doch unbefriedigend ist“, bemerkte Millie.
    „Was soll das denn schon wieder heißen?“ Er musterte sie mit gerunzelter Stirn.
    „Nichts.“ Herausfordernd sah sie ihn an. „Kann ich jetzt da Baby sehen?“ Dem Kleinen würde es wenigstens nichts ausmachen, dass ihr Haar nicht geföhnt war.
    Im Leandros Leben fühlte sie sich fehl am Platz. Aber sie war ja auch nur hergekommen, um das Baby zu holen. Es war verlassen und ungeliebt. Genau wie ich, dachte Millie.
    Ein ganzes Jahr lang hatte sie sich versteckt – aus Selbstschutz. Wäre das Baby nicht gewesen, hätte sie ihr Versteck auch jetzt nicht verlassen. Dabei hätte sie sich gar nicht verbergen müssen, weil Leandro sowieso nicht nach ihr gesucht hatte.
    Millie ging zur Tür und wandte sich kurz um.
    „Du kannst das Baby sehen, vorausgesetzt, du weckst es nicht“, erklärte Leandro.
    Erstaunt sah sie ihn an. Was kümmerte es ihn, ob das Kind aufwachte? Er konnte doch froh sein, wenn sie es ihm abnahm und mit ihm verschwand!
    Auf dem Weg nach oben fiel Millies Blick auf die kostbaren Gemälde im Treppenhaus. Normalsterbliche mussten ins Museum gehen, um solche Kunstwerke
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