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Julia Extra Band 0213

Julia Extra Band 0213

Titel: Julia Extra Band 0213
Autoren: Vivian Leiber Jessica Hart Leigh Michaels Elizabeth Power
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“Wieso meinen Sie, dass ich noch nie in Telema’an war?”
    “Ich habe gesehen, was Sie in Ihrer Tasche mit sich herumtragen”, antwortete David kühl. “Kein Mensch, der schon einmal in der Wüste war, würde auch nur ein Stück von diesem unnützen Zeug einpacken.”
    Claudia biss sich auf die Lippen. Vielleicht hätte sie ihn lieber doch nicht provozieren sollen. Er war kein Mensch mit freundlichen Umgangsformen, der den peinlichen Vorfall in Heathrow aus Takt verschwieg.
    In der Wartehalle des Flughafens hatte sie ihm gegenüber gesessen. Da es eine Verzögerung gegeben hatte, waren die meisten Passagiere ungeduldig auf- und abgegangen. Babys und Kinder waren unruhig geworden, während das Bodenpersonal über Funkgeräte Gespräche geführt hatte. Der Mann ihr gegenüber hatte jedoch von diesem Chaos unberührt seine Papiere studiert.
    Er hatte mittelbraunes Haar und eines dieser starren nichtssagenden Gesichter. Claudia hatte die kühle Ruhe fasziniert, die er ausstrahlte. Sie dagegen verspürte vor jedem Flug Nervosität, was ihr insgeheim peinlich war. Mit neunundzwanzig sollte man eigentlich ans Fliegen gewöhnt sein. Es hatte beruhigend auf sie gewirkt, ihm beim konzentrierten Arbeiten zuzusehen.
    Für Claudia war es unvorstellbar, so ruhig zu arbeiten. Sie war bei einer Fernsehproduktionsgesellschaft beschäftigt, in der hektische Aktivität vorherrschte. Panik und Zeitdruck ließen sie aufleben. Dieser Mann schien so etwas wie Panik gar nicht zu kennen. Wahrscheinlich war es anstrengend, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er war zwar bestimmt effektiv, doch gleichzeitig tödlich langweilig.
    Claudia sah wieder auf den strengen Zug um seinen Mund. Langweilig war das falsche Wort. Die Mundwinkel wiesen eine leichte Krümmung nach oben auf. Wie er wohl aussah, wenn er lächelte?
    Genau in diesem Moment blickte er hoch. Claudia sah in zwei wintergraue Augen. Er beugte sich vor.
    “Stimmt etwas nicht?”, wies er sie zurecht.
    “Nein”, gab sie errötend zurück.
    “Meine Haare sind doch nicht blau geworden, oder kommt mir etwa Rauch aus den Ohren?”
    Claudia musterte ihn mit gespieltem Interesse. “Nein.”
    “Vielleicht können Sie mir dann sagen, was Sie schon zwanzig Minuten lang so sehr an mir interessiert?”
    Sein vernichtender Blick ließ sie noch tiefer erröten. “Ich bin nicht die Bohne an Ihnen interessiert. Ich habe nur nachgedacht”, verteidigte sie sich störrisch.
    “Würde es Ihnen in diesem Fall etwas ausmachen, jemanden anderen ins Visier zu nehmen? Ich versuche zu arbeiten. Das ist gar nicht so einfach, wenn einen jemand mit den Blicken auffrisst.”
    So verhielt es sich also mit seiner Konzentration. “Aber sicher”, sagte sie eingeschnappt und erhob sich. “Ich hatte keine Ahnung, dass stilles Dasitzen stören kann. Ich werde mich in die Ecke stellen und die Augen schließen. Oder wird sie auch mein Atmen noch zu sehr ablenken?”
    Er sah sichtlich verärgert aus. “Es ist mir gleichgültig, was Sie tun und lassen, solange Sie mich nicht ansehen, als ob Sie mich zum Mittagessen vorgesehen haben.”
    “Zum Mittagessen?” Claudia lachte höhnisch auf. “Bedaure, ich habe einen kräftigeren Appetit. Sie würden höchstens als zweites Frühstück oder als Nachmittagstee ausreichen.”
    Es war ihr nicht gelungen, ihn damit aus der Fassung zu bringen. Er sah sie lediglich einen Augenblick lang ungläubig an, schüttelte dann den Kopf und wandte sich wieder seinen Papieren zu. Claudia hätte vor Wut in die Luft gehen können.
    Als sie zornig davonstapfen wollte, riss der Träger ihrer überladenen Tasche unter seiner Last. Zu ihrem Entsetzen landete Tasche samt Inhalt mit einem Knall genau vor den Füßen des Mannes.
    Er hatte nur fünf Sekunden schweigend auf die Tasche geblickt, bevor er sich wieder in seine Lektüre vertieft hatte. Offensichtlich hielt er Claudia für zu nervig, um sich noch länger mit ihr zu beschäftigen.
    Claudia hatte rot vor Scham nach der Tasche gegriffen, die mit dem Zippverschluss nach unten zu liegen gekommen war. In der Eile hatte sie aber nicht bedacht, dass der Verschluss noch geöffnet war. So ergoss sich der gesamte Inhalt der Tasche über die Schuhe des Mannes.
    Es geschah wie in Zeitlupe. Die Lippenstifte, die Wimperntusche, Parfüm, Haarbürste, Spiegel, Schwämmchen, um die Fußnägel zu lackieren, und andere Kosmetika, die sie am Morgen hektisch eingepackt hatte, kamen ebenso zum Vorschein wie Pfefferminzbonbons, Kugelschreiber, ihre Börse,
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