Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Extra 360

Julia Extra 360

Titel: Julia Extra 360
Autoren: Shirley Jump , Carol Marinelli , Susan Stephens
Vom Netzwerk:
Vorhin im Tierheim hatte er kurz den Kopf verloren und sich von seinen Hormonen leiten lassen. Dabei gab es nur eine Entscheidung, bei der am Schluss keiner zu Schaden kam.
    Ellie hatte ihm vorgeworfen, er habe Angst, die Fehler seiner Eltern zu wiederholen. Damit hatte sie völlig recht. Vor allem hatte er Angst, dass Jiao letztlich zwischen die Fronten geraten würde, und sie hatte doch schon so viel durchmachen müssen.
    Da wollte er ihr nicht noch mehr zumuten. Das hieß, er musste Ellie auf Abstand halten. Zumindest seelisch.
    Als Finn in sein Büro kam, stürzte er sich sofort in die Arbeit. Nach zwei Stunden hatte er den Berg an Papieren zu einem Maulwurfshügel abgetragen, aber es verschaffte ihm nicht die übliche Befriedigung. Stattdessen hatte er das Gefühl, etwas Wichtiges zu verpassen, während er hier drinnen saß.
    „Hallo, Finn, wie gefällt dir das Eheleben?“, ertönte unerwartet eine muntere Stimme.
    Er blickte hoch, und da stand Charlie. „Was machst du denn hier?“
    „Ich hatte in der Stadt zu tun“, erklärte Charlie. „Den Nachlass meiner Tante Julia regeln. Sie ist vorigen Monat gestorben.“
    „Mein Beileid. Ist es viel Arbeit?“
    „Es geht. Jedenfalls habe ich jetzt die Chance, einige alte Freunde zu besuchen.“ Charlie setzte sich auf den Besucherstuhl. „Meine Güte, was haben wir damals nicht alles angestellt!“
    Finn lachte. Charlie hatte früher gleich nebenan gewohnt, und er und die McKenna-Jungen waren eine echte Rasselbande gewesen.
    „Und jetzt sind wir erwachsen und seriös.“ Charlie klang ein bisschen wehmütig. „Außer Riley natürlich.“
    „Der wird wohl nie erwachsen“, meinte Finn nachsichtig.
    „Und was ist mit dir? Du hast erst kürzlich eine Blitzhochzeit inszeniert. Wenn ich dich nicht eigenhändig getraut hätte, würde ich es nicht glauben.“
    „Ein vorübergehender Anfall von Verrücktheit“, erklärte Finn beiläufig.
    „Moment mal! Da ich deine Frau kennengelernt habe, würde ich sagen, sie zu heiraten war die bisher beste Entscheidung deines Lebens.“
    „Ach ja?“ In letzter Zeit fühlte es sich nicht so an.
    „Mensch, Finn, sie ist die perfekte Frau für dich! Intelligent, wunderschön und humorvoll. Außerdem hat sie dich genommen, und das will was heißen.“
    „He, so übel bin ich nicht!“, protestierte Finn gekränkt.
    „Nicht übel, schwierig.“
    „Ich bin schwierig?“
    „Ja, stur wie ein Maulesel“, erläuterte Charlie seelenruhig. „Im Geschäftsleben hat dir das gute Dienste geleistet, wie man sieht. Boston liegt dir buchstäblich zu Füßen.“ Er wies aus dem Fenster. „Besser könnte es ja gar nicht sein.“
    „Ich weiß nicht. Das letzte Jahr war ziemlich schlimm.“
    Charlie winkte ab. „Ach was. Lucy hat zwar einigen Schaden angerichtet, aber das hat dich nur härter und zu einem besseren Geschäftsmann gemacht. Ohne jeden Misserfolg weiß man den Erfolg irgendwann gar nicht mehr richtig zu schätzen.“
    Finn ließ sich das durch den Kopf gehen. „Du hast recht“, gab er schließlich zu.
    „Und du hast ja nicht versagt, mein Lieber. Du bist nur an eine Person geraten, die genauso ist wie du.“ Charlie lachte. „An ein Habichtweibchen, sozusagen.“
    Hat er schon wieder recht? überlegte Finn. War das der Erfolg all der sorgfältigen Planung, der detaillierten Listen und der vernünftigen Dates? Er hatte ja eine Frau gesucht, die ihm ebenbürtig war. Das war ihm gelungen – und es hatte sich als großer Fehler erwiesen.
    „Das stimmt, Charlie“, gab Finn zu.
    „Ja, und deshalb ist, meiner Meinung nach, Ellie gut für dich. Sie ist sozusagen der Sonnenschein, du bist die Gewitterwolke.“
    „Ach, komm. Ich bin doch nicht so schlimm!“
    „Stimmt. Aber du brauchst einen besänftigenden Einfluss, Finn. Du denkst immer praktisch, was im Geschäftsleben nur gut ist, aber in Herzenssachen sind andere Eigenschaften gefragt.“
    „Vielleicht hast du recht“, meinte Finn widerstrebend.
    „Natürlich. Ich bin Richter. Ich habe immer recht.“
    „Und wie geht es deiner Frau und den Kindern?“, fragte Finn, um das Thema zu wechseln.
    „Gut. Sie sind einfach großartig. Aber ich bin, wie ich zugebe, voreingenommen.“
    „Hast du nie Angst, bei ihnen etwas falsch zu machen?“, wollte Finn wissen.
    „Doch. Als Ehemann und Vater ist man verantwortlich für das Glück seiner Lieben. Das ist immer ein Risiko. Aber unterm Strich ist es das wert.“
    Charlie holte Fotos aus der Brieftasche und begann, von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher