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Jürgen Klopp: Echte Liebe

Jürgen Klopp: Echte Liebe

Titel: Jürgen Klopp: Echte Liebe
Autoren: Elmar Neveling
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Das ist dann Punk. Hier am Brunnen, treffen sich die Kreisliga-A-Fußballer des SV Glatten, wenn sie auswärts spielen. Auch die Spieler der Nachwuchsmannschaften halten das so. Der Brunnen, das ist der Platz in Glatten!
    Da ist die Bäckerei Trik, die immer hier war, und in der Gerhard Trik 25 Jahre lang aushalf. Immer samstags. Gerhards Bruder, der inzwischen auch schon 62 ist und seinen Bruder mit einem kurzen, freundlichen Brummen grüßt, hat die Bäckerei übernommen. Die letzte eigenständige, in der noch gebacken wird – alle anderen Bäcker im Ort: Kette. Mechanikermeister Gerhard Trik wurde Platzwart des SV Glatten und betreibt das Vereinsheim. Er will in diesem Text nicht vorkommen, also entschuldige ich mich hier bei ihm: Lieber Gerhard Trik – es geht ums Verrecken nicht anders.
    Gerhard Trik
bricht sich den Fuß
    Es muss ein Samstag im Jahr 1974 gewesen sein, »legen Sie mich nicht fest«, bittet Trik, als die vom SV Glatten Samstag morgens um Acht in der Backstube beim »Aushilfsbäcker« Gerhard Trik vorsprechen, weil sie wissen, dass der am Samstag um diese Zeit schafft, und ihn bitten, als Aushilfsfahrer für eine Fahrt nach Kirn einzuspringen. Der vorgesehene Fahrer war ausgefallen. Die A-Jugend soll dort spielen. In Kirn, in der Pfalz. Der Trik, der lässt sich breit schlagen, und setzt sich hinters Steuer. Die Leute helfen sich gegenseitig, so ist das auf dem Dorf. Der Norbert Klopp und sein achtjähriger Sohn Jürgen sind auch dabei, weil der Vater doch aus Kirn stammt. Der Vater spielt gut Tennis, ist auch kein schlechter Fußballer, Torwart, bei den Turnund Sportfreunden Dornhan in der zweiten Amateurliga, Probetraining beim 1. FC Kaiserslautern, beim SV Glatten, wenn es eng wurde, Mittelfeldspieler – und ehrgeizig. Auch was seinen Bub anbelangt. Gerade bei dem.
    Wir sind nun in Kirn. Die A-Jugend kickt und der kleine Klopp, der schiebt dem Trik einen Ball zu, und der Trik, nicht faul, schiebt ihn zurück. Das geht so hin und her. Vater Klopp guckt bei der A-Jugend zu. Und dann rutscht der Trik aus, wahrscheinlich war der Rasen nass, sagt er, und – bautz, haut es ihn längs hin. Und auch der Knöchel ist hin. In Kirn, in der Pfalz. »Hol’ Hilfe«, sagt der Trik, der am Boden liegt und nicht mehr aufstehen kann, zum kleinen Klopp, und der wetzt los. Und schon kommt der Sani mit der Trage und der Trik in Kirn ins Krankenhaus. Heute humpelt er, hat Arthrose im Knöchel, und deshalb tut ihm die Hüfte weh. Fehlbelastung. Jetzt überlegt er, was er machen soll. Operation? »Au«, sagt Gerhard Trik, und zieht die Luft zwischen den Zähnen in seinen Mund. Schon das Wort: furchtbar. Er war bislang nur ein Mal in seinem Leben im Krankenhaus. In Kirn, in der Pfalz. Er findet, das reicht.
    Habe ich gesagt, dass er nicht in diesem Text vorkommen will? Der Gerhard Trik? Habe ich? Er will sich nämlich nicht in den Vordergrund schieben. Er sagt nicht, dass sich andere in Glatten mit Jürgen Klopp in den Vordergrund schieben. Das würde er nie sagen, weil er sich damit ja doch in den Vordergrund schieben und über andere richten würde. Das will er auf keinen Fall. Und nicht vorkommen. Nun kommt es anders.
    Astrid Wissingers Klassenfoto
    Gerhard Trik ist nicht aus Glatten weggegangen. Jeder, der geblieben ist, hat darüber nachgedacht, was für Glatten spricht, und was dagegen. Die, die gegangen sind, haben sich das Gleiche gefragt, und eine andere Entscheidung getroffen. Der Haas sagt: »Für mich ist das der richtige Ort.«
    Astrid Wissinger hat ein Foto, gerahmt, mit in die »Linde« gebracht. Die vierte Grundschulklasse, Jahrgang 1966/67, alle sind so zehn, elf Jahre alt. Das Foto bedeutet ihr was. Man erkennt nicht, wer die Lehrerin ist, wie hieß die nochmal, die immer schön »Jim Knopf und die Wilde 13« vorgelesen hat, so jung sieht die Lehrerin aus, und wer Astrid ist, erkennt man auch nicht. Alle haben schöne Pullover an und machen einen sehr braven Eindruck. Wie sie so unbeweglich auf dem Foto stehen. Den Klopp, den damals jeder »Klopple« ruft, kennt man sofort. Astrid Wissinger hat alle Namen parat und weiß, was aus ihnen geworden ist. Zwei haben geheiratet, also, nicht direkt in der Klasse, aber Parallelklasse.
    In der ersten Grundschulklasse waren sie 45 Kinder. »Das ging nur, weil wir alle gerne in die Schule gegangen sind und weil der Druck nicht so groß war wie heute«, sagt Astrid Wissinger, die es wissen muss, weil sie ein Kind im schulpflichtigen Alter hat. In der
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