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Jürgen Klopp: Echte Liebe

Jürgen Klopp: Echte Liebe

Titel: Jürgen Klopp: Echte Liebe
Autoren: Elmar Neveling
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Werbung macht, ist er eine Werbefigur, wenn er hier zur Feier kommt, dann ist er mein Schulkamerad und Mitspieler, und er fragt mich, wie es mir geht, und ich frage ihn«, sagt Haas.
    Die Meisterfeier
    Als Klopp zur großen Meisterfeier auf den Riedwiesen am 10. Juni 2011 in Glatten ist, braucht er eine Dreiviertelstunde, um eine Rote Wurst zu essen, und es tut ihm Leid, dass er nicht genügend Zeit für seinen Schulkameraden hat. Es ist alles schön, manchmal vielleicht ein bisschen peinlich, weil so gelobhudelt wird, aber das muss sein. Klopp sagt, »dass das hier Heimat ist und das ist cool«. Dann und wann spricht er Schwäbisch, das findet Astrid Wissinger »cool«, und dann wird der Applaus noch lauter. Zu vorgerückter Stunde muss er sich im Bierzelt der Besoffenen erwehren, die nicht nach Hause wollen, »und macht das sehr geschickt«, nickt Astrid Wissinger. Er sagt ganz deutlich, wenn es ihm zu viel und zu eng wird, und er Zeit für sich braucht. Und er verschwindet auch mal, wenn ihm danach ist.
    Im Jahr 2013 feiert seine Grundschulklasse das 40-Jährige, Astrid Wissinger und die anderen wollen nach Dortmund fahren. Jens Haas ist skeptisch, ob sich das realisieren lässt.
    Glatten hat, nach den Eingemeindungen von Böffingen und Neuneck, 2300 Einwohner. Alemannische Reihengräber hat man hier gefunden. Im Jahr 1817 schickte die Gemeinde auf ihre Kosten 49 verarmte Glattemer in die USA; ein Kind stirbt auf der Reise nach New Orleans. Seit dem Jahr 1904 gibt es elektrische Straßenbeleuchtung. Heute haben die Straßen keine Schlaglöcher, und auf den Gehwegen vor den Häusern der ganzen Gegend stehen Fernseher, Staubsauger und Monitore, weil Elektromüll abgeholt wird. Glatten ist nicht mehr arm und leistet sich drei Fußballplätze. Die machen dem Platzwart Sorgen.
    Sportplatz Riedwiesen
    Der Platz in den Riedwiesen, auf dem die erste Mannschaft spielt, wurde 1983 eingeweiht, da spielte die Erste des SV zum letzten Mal in der Bezirksliga. In der Saison 2010/11 hatte es lange so ausgesehen, als würde der Aufstieg gelingen. Dann war es doch nur der dritte Platz. In der Saison 2011/12 der nächste Anlauf, mit den Spielertrainern Tomislav Gelo aus Kroatien, 35 Jahre alt, und dem Bosnier Senad Sencho Kacar, inzwischen 39 Jahre alt. Die beiden haben einen Job und bekommen ein bisschen Geld für die Trainingsarbeit, der Rest der Mannschaft ist »vom Ort«, wie Trik sagt.
    Die Eingeweihten in der »Linde« diskutieren, ob das »Klopple« auf dem »neuen« Platz, der mittlerweile auch schon 30 Jahre alt ist, gespielt hat. Es kommt nicht zu einer Entscheidung, Tendenz: eher nicht. Fest steht: »Der Platz muss saniert werden – dringend«, weiß Gerhard Trik, der mit feinem Ohr dem Gras beim wachsen zuhört.
    Wembley – von weitem
    Wir sitzen auf der Terrasse des Vereinsheims, in dem ein paar Pokale in der Vitrine stehen, die »s’Klopple« zu gewinnen half, und sehen sattes Grün. »Isch wie Wembley«, sagt Trik, und wir sehen mal davon ab, dass es Wembley nicht mehr gibt, »aber nur von weitem«. Im Winter ein Sumpf, im Sommer hart wie Beton. »Wir haben hier«, erklärt Trik, »einen Zeltsystem-Platz«.
    Wir machen ein paar Schritte übers Grün. Der Rasen ist butterweich, gestern war die B-Jugend drauf, ganze Rasenfetzen haben die Burschen heraus gerissen. Nicht mutwillig, sondern bei völlig normalem Training. »Es kommt der Tag«, prophezeit Trik, »an dem wir nicht mehr spielen dürfen, weil die Verletzungsgefahr zu groß wird.« Die Gemeinde will nicht zahlen, der Verein hat kein Geld. Eine Sanierung würde 130.000 Euro kosten, davon zahlt der Württembergische Landessportbund 30 Prozent, die Gemeinde müsste einen Teil übernehmen, 30.000 Euro würden am Verein hängen bleiben. Auf das Vereinsheim wurde 2002 eine Solaranlage gebaut, finanziert von 20 Gesellschaftern. Der Strom wird ins Netz eingespeist.
    Sieben Tage in der Woche wird in den Riedwiesen trainiert. Zu den Spielen kommen im Schnitt 100 bis 150 Zuschauer. Die Glattemer stehen auf dem steil zur Neunecker Straße ansteigenden Rasenstück, die Anhänger der Auswärtsmannschaft gegenüber. Vor drei Jahren, beim Landesliga-Relegationsspiel Spvgg Freudenstadt gegen die TSG Tübingen, waren über 3000 Zuschauer auf der Anlage. Freudenstadt führte 2:0, Tübingen gewann 3:2 und durfte in der Landesliga bleiben.
    Fortuna Köln und 1860 München waren zu Trainingsspielen hier; bei einem Freundschaftsspiel des FSV Mainz gegen den SV Linx kamen 800
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