Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
Vom Netzwerk:
beanspruchte es recht viel Platz. Olob drehte den Kopf nach hinten, bis er mit der Nase fast seine Schultern berührte. Es sollten nur keine Zweifel an seiner Missbilligung aufkommen.
    »Du lässt dich wirklich mit Wein bezahlen?«, fragte Lenina.
    »Fällt dir ein besserer Lohn ein?«, entgegnete Clennen. »Mein liebes Kind, im Norden gibt’s nur Bier zu trinken! Sei dankbar für das, was uns beschert ist! Heute Abend lassen wir den Korken knallen. Oder möchtest du damit warten, bis wir in Markind sind?«
    »Nein, lieber heute Abend«, sagte Lenina und deutete ein Lächeln an.
    Clennen verriegelte die Ladeklappe und winkte Flind zum Abschied zu, dann fuhren sie weiter. Olob gab deutlich zu erkennen, welche Mühe er hatte, das Fuhrwerk wieder in Gang zu setzen. Brid bemitleidete ihn wegen der zusätzlichen Last, aber alle anderen wussten, wie gut gefedert und geschmiert der Wagen war. Olob konnte den Unterschied kaum spüren. Dagner fackelte nicht lange und ließ die Peitsche knallen.
    »Was für ein fauler Gaul!«, rief der Fahrgast.
    »Kluge Pferde sind meistens faul«, entgegnete Clennen.
    Der Fremde verstand die Zurechtweisung und ließ das Kinn auf die angezogenen Knie sinken. Dann seufzte er tief. Brid und Moril wechselten sich damit ab, ihn durch den Spalt in der Ladeklappe zu beobachten. Er war, obwohl jünger als Dagner, stämmiger als dieser und genauso groß. Er sah jedoch viel auffälliger aus, denn bei ihm mischten sich hell und dunkel in eigenartiger Weise. Sein Haar war lohfarben und so üppig wie eine Löwenmähne, nur viel unordentlicher. Seine Augen schimmerten in einem blassen Blaugrün, die buschigen Augenbrauen hingegen schwarz, und seine Haut zeigte ein kräftiges Braun. Die Nase erinnerte an einen Adlerschnabel. An seiner Miene war immer noch deutlich abzulesen, dass ihm etwas außerordentlich missfiel, und das musste außer der Hitze noch andere Ursachen haben, erkannten die Geschwister.
    »Vielleicht liegt sein Großvater im Sterben, und man hat nach ihm geschickt, aber er will gar nicht gehen«, spekulierte Brid. Moril war es zufrieden, wenn die Gründe für die Griesgrämigkeit ihres Reisebegleiters im Dunkeln blieben. Er hoffte nur, dass der Fremde seine schlechte Laune nicht an ihm ausließ.
    Etwa eine Meile weiter sagte Clennen: »Wir haben deinen Namen nicht verstanden, Junge. Ein Name verrät sehr viel, finde ich. Wie heißt du?«
    »Kialan«, antwortete der Fahrgast. »Mit K.«
    »Auch mit K ist er mir bei weitem nicht lang genug«, entgegnete Clennen.
    »Na, was soll ich darauf denn erwidern?«, fuhr Kialan auf. »Ich heiße eben so!«
    »Mir gefallen lange Namen besser«, erklärte Clennen. »Clennen ist für mich nicht lang genug. Lenina – so heißt meine Frau – ist auch zu kurz. Wenigstens meine Kinder haben schöne lange Namen, denn ich habe sie ihnen ausgesucht. Der Junge auf dem Kutschbock heißt Dastgandlen Handagner, meine Tochter heißt Cennoreth Manaliabrid, und der Junge mit dem roten Haar ist Osfameron Tanamoril.«
    Zähneknirschend wartete Moril darauf, dass Kialan zu lachen begann. Doch er lachte nicht; er wirkte aufrichtig verblüfft. »Aha«, machte er und fragte: »Und … äh, redest du sie wirklich so an, wenn du mit ihnen sprichst?«
    »Und das faule schlaue Pferd heißt Barangarolob«, fügte Clennen durchaus ernst hinzu, eifrig bemüht, Kialan auch das wissen zu lassen. Dagner lachte wiehernd; der Laut hätte auch von Olob stammen können. Kialan blickte kläglich drein.
    »Achte nicht auf ihn«, sagte Lenina. »Sie heißen kurz Dagner, Brid und Moni. Und das Pferd ist Olob.«
    Kialan sah sie erleichtert an. Er stieß wieder einen heftigen Seufzer aus und legte den Mantel ab. Es musste ihm sehr warm darunter gewesen sein, denn es war ein dicker Mantel aus gutem Stoff. Gewiss müsse es sein bester Mantel sein, flüsterte Brid Moril zu, doch der hatte schon das Interesse an dem Fremden verloren und scherte sich nicht mehr darum. Kialan legte den Mantel zusammen – allerdings nicht so sorgfältig, wie ein gutes Kleidungsstück es verdiente – und benutzte ihn als Kopfkissen. Dann lehnte er sich zurück und tat bald, als sei er eingeschlafen. Brid wusste jedoch, dass er sich nur verstellte, denn er fuhr jedes Mal auf, wenn sie anderen Reisenden begegneten, und lugte durch die Öffnung der Plane, um zu sehen, wer es war.
    Auf der Straße herrschte kaum Verkehr. Meistens waren es langsame Wagen, an denen Olob mühelos vorbeitrottete. Dabei stob weißer Staub

Weitere Kostenlose Bücher