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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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von den Rädern auf, bis Moril, der hinterher ging, die gleiche Haarfarbe zu haben schien wie Clennen. Es waren aber auch einige Reiter unterwegs, und sie überholten Olob ebenso leichtfüßig wie er die anderen Wagen. Einmal galoppierte ein ganzer Reitertrupp vorbei und wirbelte dabei eine riesige weiße Staubwolke auf. Kialan beobachtete sie mit großem Interesse. Einer aus der Gruppe schien sich ebenso sehr für sie zu interessieren: Während er vorbeiritt, drehte er sich im Sattel, sodass er den Wagen genau mustern konnte.
    »Wer war der Kerl?«, fragte Clennen seine Frau.
    »Das weiß ich doch nicht«, entgegnete Lenina.
    »Eigenartig«, sagte Clennen, »mir kam er irgendwie bekannt vor.« Aber weil der Mann völlig unauffällig aussah, weder dunkel noch hell und weder alt noch jung war, konnte Clennen ihn nicht recht einordnen und gab es schließlich auf.
    Bald darauf sank die Sonne. Olob verließ aus eigenem Antrieb die Straße, zog den Wagen auf eine Heidewiese und hielt zwischen Stechginsterbüschen an einem Bach.
    »Olob scheint der Platz zu gefallen«, wandte sich Dagner an Clennen. »Und was meinst du?«
    »Aber ihr könnt doch nicht euer Pferd bestimmen lassen, wo ihr Rast macht!«, rief Kialan aus.
    »Er hat uns noch nicht oft enttäuscht«, widersprach ihm Clennen und musterte die Wiese. »Ja, sehr hübsch. Pferde haben ein Talent, den richtigen Lagerplatz zu finden, Kialan. Vergiss das nie.«
    Wieder war Missmut in Kialans Gesicht zu lesen, und ein wenig verächtlich beobachtete er, wie Dagner Olob ausspannte und ihn zum Bach führte, damit er trinken konnte. Dann sah er zu, wie Moril den Staub vom Wagen wischte, und Brid Feuerholz zu sammeln begann.
    »Deine Hilfe bietest du uns wohl nicht an, was?«, knurrte diese in seine Richtung.
    Während Lenina das Abendessen zubereitete, holte Clennen die große Quidder vom Wagen, rieb sie, bis sie glänzte, stimmte sie sorgfältig und winkte Moril zu sich. Moril gehorchte widerstrebend. Er empfand tiefe Ehrfurcht vor der großen Quidder. Ihr glänzender, runder Bauch wölbte sich noch stärker hervor als der seines Vaters. Die eingelegten Muster an der Vorderseite und am Hals, die aus Perlen, Elfenbein und verschiedenfarbigen edlen Hölzern bestanden, verwirrten ihn durch ihre Fremdartigkeit immer wieder. Wenn man das Instrument spielte, überraschte es mit einem erstaunlich süßen Klang, der dem anderer Quiddern in keiner Weise ähnelte. Clennen behandelte diese Quidder mit solcher Behutsamkeit, dass Moril manchmal dachte (und als er noch klein war, hatte er es wirklich geglaubt), sie sei tatsächlich ein Teil seines Vaters und diesem wichtiger als ein Arm oder Bein – eine Art hölzerner Seele.
    »Spielen wir das Lied von Osfameron, du weißt schon«, sagte Clennen.
    Moni mochte die alten Lieder so wenig, dass er sich sehr schwer tat, sie zu lernen. Clennen verbesserte ihn bald und ließ ihn noch einmal von vorne beginnen. In der Mitte des zweiten Verses unterbrach er ihn zweimal hintereinander. Und um alles noch schlimmer zu machen, kam Kialan herbei, stellte sich breit vor Moril auf und hörte zu. Aus dieser misslichen Lage flüchtete sich Moril zwischen zwei Noten in einen Traum. Nun ritt er mit dem Adon eine Grüne Straße im Norden entlang.
    »Und du musst es ihm wirklich beibringen?«, fragte Kialan.
    »Was glaubst du denn«, entgegnete Clennen, »wie er es anders lernen soll?«
    Kialan schien etwas verwirrt. »Na, ich … ich dachte, das bekommt man eben so mit… wenn man auftritt«, stammelte er.
    »Vielleicht wächst es auch von selbst – wie Haare und Fingernägel?«, meinte Clennen.
    »Nein, ich … – ach, das ist mir zu blöd!«, rief Kialan, wandte sich ab und schlenderte zu Monis Erleichterung davon. Doch als Moril mit dem Üben fertig war und Brid an die Reihe kam, kehrte er zurück. Er fasste Moril am Ärmel. »Sag mal, du kennst diese vielen Musikstücke, und dabei kannst du wohl nicht einmal lesen und schreiben, oder?«
    Moril entzog ihm den Ärmel. »Natürlich kann ich lesen und schreiben«, erwiderte er. »Das hat uns meine Mutter beigebracht.« Und ehe Kialan weitere unverschämte Fragen stellen konnte, verschwand Moril zwischen den Stechginsterbüschen am Bach. Dort blieb er und verlor sich in seinen Gedanken. Er beobachtete das klare Wasser, wie es über die vielfältig schattierten Steine im Bachbett eilte, bis er Brid rufen hörte.
    »Abendbrot! Komm schon, Moril!«
    Das Abendessen mundete nicht besonders, und das wenige
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