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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich
Autoren: Dean Bernal
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ganze Weile. Erst zwei Stunden später und ein gutes Stück am Riff entlang sah er mich in Sicherheit und drehte ab.
    JoJo blieb die ganze Zeit unmittelbar neben mir, und wir erkundeten gemeinsam diese neue Riffzone, die im Vergleich zu unserem normalen Treffpunkt sehr ausgedehnt war und offenbar weitaus mehr Abenteuerliches bot. Wir legten immer wieder kleine Sprints ein, um diese oder jene Besonderheit in Augenschein zu nehmen.
    Mein Freund war heil und gesund wieder an meiner Seite und das Band, das zwischen uns bestand, stärker denn je. Aber wie sollte ich JoJo vor weiteren Unfällen bewahren können?

V ertrauen und F reundschaft
    I m März 1984, ich studierte damals noch an der University of California in Santa Barbara und war sehr viel in der Welt unterwegs, kam ich erstmals auf die zu den britischen Überseegebieten im Atlantik gehörenden Turks- und Caicosinseln. Dieser tropische Archipel liegt knapp tausend Kilometer südöstlich von Miami, fünfzig Kilometer südöstlich der Bahamas und hundertfünfzig Kilometer nördlich von Haiti. Wer dieses Inselreich besucht, betrachtet es in der Regel als eine verträumte Ecke der Karibik, geografisch aber liegt es bereits im Atlantischen Ozean.
    Die Turks- und Caicosinseln bieten eine ganz eigentümliche Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart, wobei eine Verbindung zum Rest der Welt eigentlich erst durch den Bau einer für große Passagierflugzeuge geeigneten Landebahn zustande kam. Als die ersten großen Flugzeuge dann tatsächlich landeten, gab es noch nicht einmal eine ausreichend hohe fahrbare Treppe, sodass zunächst ein Notbehelf gezimmert werden musste. Diese lockere Mischung von Neu und Alt gehörte zu den Dingen, die ich hier besonders anziehend fand.
    Eigentlich wollte ich gar nicht auf die Turks und Caicos, sondern nach Saint John; aber die tropischen Winde folgen ihren ganz eigenen Gesetzen. Ich stand mit meinem Rucksack mitten auf dem Flughafen von Miami und studierte die Ab flugtafel, als sich eine Frau mit langen, offen getragenen grauen Haaren neben mich stellte.
    »Wo soll es denn hingehen, Träumer?«, fragte sie.
    »Ich dachte, ich versuch’s mal mit St. John«, gab ich zurück. Wie kam sie darauf, mich »Träumer« zu nennen? War mein Blick etwa so abwesend?
    »Oh, besser nicht, das ist nichts für Sie. Sie brauchen etwas mit einsamen Fleckchen und stillen Gewässern.«
    »Das soll es doch auf St. John alles geben«, erwiderte ich. Ich wandte mich von der Anzeigetafel ab und blickte in das gegerbte Gesicht der alten Indianerin. In ihren sanften braunen Augen glitzerte es, als würde sie gleich mit einer Geschichte loslegen, aber sie waren von einer Tiefe, die mich hellhörig machte.
    Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. »Versuchen Sie es lieber mit den Turks und Caicos. Sie werden es bestimmt nicht bereuen.« Sie zwinkerte mir zu und ging ihrer Wege.
    Was es war, das mich bewog, meine Pläne zu ändern? Das Glitzern in ihren Augen oder diese so selbstverständliche warmherzige Berührung? Jedenfalls nahm ich den Flug ins Unbekannte, und als ich ausstieg, war irgendetwas in mir von der natürlichen Schönheit der Turks- und Caicosinseln sofort tief angerührt. Diese warme Salzluft einzuatmen, welch ein Genuss! Vom kleinen Flughafen der Insel Providenciales aus machte ich mich sofort auf den Weg nach Grace Bay an der gleichnamigen Bucht, wo ich einen zwanzig Kilometer langen Strand mit feinem weißem Sand vorfand und dahinter das türkisblaue Wasser.
    Kaum hatte ich einen Fuß in dieses Wasser gesetzt, musste ich auch schon Maske und Schnorchel auspacken und eine erste Runde schwimmen. Mit dem Gewicht meines Körpers nahm mir das Meer auch allen Stress ab, und jeder Schwimmstoß zog mich tiefer in die ruhige Weite hinein, die mich da draußen erwartete. Ich war in Autos und donnernden Flugzeugen von Stadt zu Stadt gereist, und zuletzt hatte mich ein rumpelndes, salzzerfressenes Taxi vom Flughafen zum Hotel gebracht; jetzt aber entfernte ich mich Zug für Zug vom Getriebe des Alltäglichen. Vor mir breitete sich das Ziel aus, nach dem ich mich so lange gesehnt hatte. Ich hatte den bis dahin nur in meinen Träumen existierenden Ort des großen Alleinseins gefunden, an dem es nur die sanften, leisen Rhythmen des Meeres gab und sonst gar nichts.
    Ich ließ mich auf dem Rücken treiben, und ein langer Seufzer entrang sich mir. Wusst’ ich’s doch: Gelassenheit ist der natürliche Zustand des Geistes.
    Dieses Meer mit seiner majestätischen
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