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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes
Autoren: Alex Berenson
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aufgezeichnet.«
    Wells zog die Handschuhe aus, fischte die Brieftasche aus der Hose, ließ sie auf den Boden fallen und stieß sie mit dem Fuß zu dem Streifenpolizisten hinüber. Der Junge würde die Überraschung seines Lebens erleben, dachte er.
    »Beugen Sie sich vor, und legen Sie die Hände auf das Motorrad.«
    Das Metall des Benzintanks fühlte sich unter seinen Fingern kühl an.
    »Nicht bewegen.« Der Streifenpolizist kam mit gezogener Pistole hinter der Fahrertür hervor, griff nach der Brieftasche und klappte sie auf.
    »Mr. Wick? James Wick? Ist das Ihr Name?«
    »Nicht wirklich, nein, Officer.« Er konnte es dem Jungen auch gleich sagen. Wenn man ihn aufs Revier brachte, kam die Wahrheit ohnehin heraus.
    »Das steht aber auf Ihrem Führerschein. Wie heißen Sie wirklich?«
    »In der Innenseite befindet sich noch ein Personalausweis.«
    Wells hörte, wie der Streifenpolizist die Seiten seiner Brieftasche umblätterte. »Und der ist echt?«, fragte der Officer schließlich. »Sind das wirklich Sie?«
    »Es wäre wohl verdammt dumm von mir zu lügen.«
    »Drehen Sie sich zu mir. Langsam.« Der Officer sah erst auf den CIA-Ausweis in seiner Hand – auf dem Wells’ wahrer Name stand – und dann zu Wells herüber. »Sie erwarten doch nicht, dass ich diesen Unsinn glaube?«
    Wells wusste nicht, was er darauf sagen sollte. »Hören Sie, wenn Sie mich mitnehmen wollen, habe ich nichts dagegen.
Ich werde nicht mit Ihnen streiten.« Auch wenn Exley davon nicht begeistert wäre.
    Da hörte Wells das ferne Dröhnen eines Hubschrauberrotors. Einige Sekunden später hörte es auch der Streifenpolizist. Gemeinsam sahen sie dem Hubschrauber entgegen, der rasch durch die Nacht näher kam und neben dem Highway landete. Es war eine Zweipersonenmaschine mit langem schmalem Cockpit. Schließlich öffnete sich die Passagiertür, und ein Mann stieg aus, den Wells noch nie zuvor gesehen hatte.
    Dem Streifenpolizisten blieb der Mund offen stehen. Wells war ebenso schockiert. Die Agency hatte ihn überwacht? Während seiner Ausfahrten? Besaß er denn nicht die geringste Privatsphäre?
    »Officer«, rief der Mann über das Surren des Rotors hinweg, »wissen Sie, wer dieser Mann ist?«
    Der Streifenpolizist steckte die Pistole in das Halfter. »Nun, er sagt … ich meine, er sagt … aber Sie erwarten doch nicht, dass ich ihm glaube …«
    »Glauben Sie ihm jetzt? Oder muss ich jemanden mit Sternen auf dem Kragen holen, der Ihnen sagt, was Sache ist?«
    »Ja. Ich meine, nein. Ich meine, ja, ich glaube ihm.«
    »Gut.« Ohne ein weiteres Wort kehrte der Mann zu dem Hubschrauber zurück. Während die Maschine von ihrem Landeplatz neben dem Highway abhob, rieb sich der Streifenpolizist die Augen, wie ein Kind, das aus einem Traum aufzuwachen versuchte.
    »Verdammt.« Er schob den Ausweis in die Brieftasche zurück und warf sie zu Wells hinüber. »Tut mir leid, Mr. Wells.«
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Was da gerade ablief, war wirklich unfair Ihnen gegenüber.«

    »Wenn ich gewusst hätte, wer Sie sind, hätte ich Sie nie aufgefordert, an den Rand zu fahren. Das ist die absolute Wahrheit.« Der Officer trat auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. Er schien in keiner Weise verärgert zu sein über das, was eben geschehen war, während Wells vor Wut kochte.
    Ich kann nicht einmal verhaftet werden, dachte Wells. Wann bin ich zu einem derartigen Heiligen geworden? Aber er wusste genau, wann. In dem Augenblick, als er den Abzug gedrückt und Omar Khadri auf dem Times Square erschossen hatte. Wells bedauerte nicht, was er getan hatte. Wenn er hundert weitere Gelegenheiten bekommen hätte, Khadri zu töten, hätte er alle genützt. Aber er hatte es satt, ein Held zu sein. Als er dem Officer die Hand schüttelte, fühlte er den Schweiß in der Handfläche des jungen Mannes.
    »Darf ich fragen, warum Sie so schnell gefahren sind?«
    »Wenn ich das wüsste.«
    »Ich verstehe, Sir. Geheimer Auftrag. Tut mir leid, dass ich gefragt habe.«
    »Bekommen Sie keine Schwierigkeiten, wenn Sie mich einfach so laufen lassen?«
    »Die Radarpistole ist schon die ganze Woche kaputt. Sie zeigt einhundertneunzig an, wenn es in Wirklichkeit fünfundneunzig waren.« Der Streifenpolizist machte kehrt, um wieder in den Wagen zu steigen, hielt aber nochmals inne. »Seien Sie vorsichtig, Mr Wells. Wir brauchen Sie gesund und munter.«
    »Sie auch, Officer. Immerhin gibt es eine Menge verrückter Fahrer.« Wells hatte es ironisch gemeint – so
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