Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
auch wenn es ihm zuwider war, den siebenten Stock des Hauptquartiers zu besuchen, in dem Dutos Büro lag.
    Exley verharrte auch dann noch regungslos, als er den Fernseher abdrehte und sie auf die Stirn küsste, wobei er den Geruch der Zitronenseife einatmete, mit der sie ihr Gesicht wusch. Ihr unruhiger Atem verriet ihm, dass sie wach war. Aber wenn sie nicht reden wollte, würde er sie nicht dazu drängen. Er legte den Helm auf den Nachttisch und zog die Jacke aus.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung rollte sie auf seine Seite des Bettes, ergriff den Helm und schleuderte ihn nach ihm. Aber Wells hatte in der Position eines Linebackers gespielt und besaß immer noch die Reflexe eines Footballspielers. Er fing ihn mühelos und legte ihn auf den Nachttisch zurück.
    »Jenny, es tut mir leid. Ich weiß, dass ich versprochen
habe, es nicht mehr zu tun, aber heute Nacht habe ich es wirklich gebraucht.«
    »Wohin bist du gefahren?«
    »Die Fünfundneunzig in Richtung Baltimore.«
    »Wie schnell?«
    »Wie schnell? Was soll die Frage? Vielleicht 110 oder 120 km/h. Nichts, das ich nicht im Griff habe.«
    »John, bitte mach die Sache nicht schlimmer, als sie ist. Shafer hat seit Wochen einen Hubschrauber auf dich angesetzt.« Ellis Shafer, ihr Boss bei der Agency.
    »Shafer hat was?« Dann war er es gewesen, der ihn heute Nacht beobachtet hatte. »Shafer lässt mich überwachen? Weiß Duto davon?«
    »Hast du immer noch nicht begriffen, dass du Vinny Duto vollkommen egal bist, John? Du kannst mir die Schuld geben, denn ich habe Shafer darum gebeten. Er hat gesagt, dass sie dich mit 180 erwischt haben. Ich wollte es dir nicht sagen, aber das war der Grund, warum ich dich gebeten habe, damit aufzuhören.«
    »Jenny …« Vermutlich erübrigte sich damit das Gespräch mit Duto. Das war wenigstens ein kleiner Trost.
    »Ich schwöre dir, John, ich hätte es lieber, wenn du dich betrinken oder mit anderen Frauen schlafen würdest.« Ihre Stimme brach. »Alles, nur nicht das. Jedes Mal, wenn du losfährst, glaube ich, dass du nicht mehr zurückkehrst.« Als er sich neben sie setzte und die Hand auf ihre Hüfte legte, zog sie sich zurück. »Ist es dir denn gleichgültig, ob du lebst oder tot bist, John?«
    »Natürlich nicht.« Wells versuchte, die Tatsache zu ignorieren, dass er sich wenige Minuten zuvor dieselbe Frage gestellt hatte und seine Antwort weniger sicher ausgefallen war.

    »Warum handelst du dann nicht danach?« Sie betrachtete sein Gesicht forschend aus wilden blauen Augen. Erst wendete er den Blick ab, ehe er ihn hinunterschweifen ließ zu ihren Brüsten, deren Nippel von feinen weißen Dehnungsstreifen umgeben waren. Dann über ihre milchweißen Oberschenkel zu der Narbe über dem Knie, wo die Kugel sie getroffen hatte.
    »Manchmal vergesse ich, wie schön du bist«, sagte er.
    Eine Polizeisirene entfernte sich heulend in nordöstlicher Richtung in einen jener Bezirke, die noch nicht saniert worden waren. Wells wusste, dass die Sirene nicht so nah war, wie sie klang. Denn er hatte ein ganzes Jahrzehnt außerhalb der USA verbracht, in dem er sich als Undercoveragent allmählich in die Al-Quaida eingeschleust hatte. In dieser Zeit hatte er einige wichtige Überlebenstricks gelernt, wie etwa, dass Schüsse und Sirenen in der Nacht viel weiter zu hören waren als tagsüber. Ein weiteres Stückchen Wissen, das ihm nun nichts mehr nützte.
    »Deine Hand«, sagte sie. Er sah hinab. Seine linke Hand lag zitternd auf seiner Jeans. Sie nahm sie in ihre Hände und liebkoste sie, bis das Zittern aufhörte.
    »Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tue«, erklärte er. Eine Weile schwiegen sie gemeinsam. Als sie seine Hand drückte, fand er seine Stimme wieder und sprach weiter. »Weißt du, als ich im Krankenhaus aufwachte und dich sah, dachte ich, dass alles in Ordnung kommen würde. Dass ich wieder auf der anderen Seite stehen würde. Aber jetzt …«
    In der Ferne heulte eine zweite Sirene auf und dann eine dritte. Probleme in der Nacht.
    »Selbst Utah ist nicht Utah«, sagte Exley. Wells sah sie fragend an. »Als ich noch ein Kind war, ging ich gern Ski fahren.
Das war, bevor alles in meiner Familie schieflief.« Sie legte ihm den Arm um die Schulter. »Ich hatte keine Angst, weder vor Buckelpisten noch vor Steilhängen. Allerdings hasste ich den Gedanken, in die Pubertät zu kommen, denn ich glaubte, dass ich durch Brüste mein Gleichgewicht verlieren würde. Was auch geschah.«
    Sie drückte den Rücken durch und streckte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher