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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes
Autoren: Alex Berenson
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sich das Knirschen von Metall auf Metall, augenblicklich gefolgt von einer gewaltigen Explosion. Kaum zweihundert Meter entfernt, und sie kam von Sekunde zu Sekunde näher. Wells zog den Kopf ein, während Splitter verbogenen Metalls an ihm vorüberschossen.
    Sie waren kollidiert. Dadurch, dass der Wind gedreht hatte, waren die Hubschrauber blind geflogen. Und in ihrer Gier, ihn zu töten, waren sie einander zu nahe gekommen, in der Dunkelheit zusammengekracht und beide abgestürzt. Diese rußige Wolke hatte ihm das Leben gerettet.
Wells hob den Motor aus dem Wasser und sah sich um. Er versuchte, sich in der dunklen stickigen Luft zu orientieren. Weit hinter sich hörte er Hubschrauber. Irgendwo über sich einen Jet.
    Und vor sich eine Stimme. Durch einen Lautsprecher. Auf Englisch.
    Jemand rief seinen Namen.
    Er schloss die Augen, tauchte den Motor ins Wasser und steuerte auf die Stimme zu.

Epilog
    Einen Monat später
    »Cerveza, por favor. Nein, gleich zwei. Dos.« Keith Robinson hielt zwei Finger hoch und beobachtete, wie sie in der dumpfen Luft der Bar zu schweben schienen, als wären sie gar nicht mit seinem Körper verbunden. Keith Edward Robinson, ehemaliger Mitarbeiter der Central Intelligence Agency. Jetzt in Freiheit und auf Jobsuche.
    »Braucht hier jemand einen Spezialisten für Gegen-Gegenspionage?«, murmelte er in den leeren Raum. In der Ecke lief die Fernsehübertragung eines Fußballspiels zweier lokaler Mannschaften, die den Ball lustlos hin und her kickten.
    Der Barkeeper, ein massiger dunkelhäutiger Mann mit einer langen weißen Narbe an seinem rechten Arm, knallte die zwei Polar-Bier vor ihm auf den Tresen. Sie gesellten sich zu dem halben Dutzend weiterer Flaschen, die – mittlerweile geleert – vor Robinson standen. »Zehn Dollar«, sagte er auf Englisch.
    »Zehn Dollar? Das letzte Mal waren es noch zwei Bolivar« – etwas weniger als ein Dollar.
    »Zehn Dollar.«
    »Okay, okay. Ich bin ein Lover, kein Kämpfer.« Vor allem drängte es Robinson jedoch, etwas gegen den Druck auf seiner
Blase zu unternehmen. Die Hauptader zu entleeren, wie man in der Branche sagte. In welcher Branche? Als er aus dem Bündel Dollar- und Pesonoten, die er in seine Geldbörse gestopft hatte, einen zerknitterten Zwanzigdollarschein herauszog, verschwamm der Raum vor seinen Augen. Jetzt wünschte Robinson, er hätte nicht so viel Geld mitgenommen. Der Anblick der Scheine hatte zweifellos die plötzliche Preissteigerung bewirkt. Der Barkeeper zog die Banknote aus Robinsons schwankenden Fingern und ging davon.
    »Vergiss mein Wechselgeld nicht«, rief ihm Robinson hinterher, während er auf die Bar trommelte. »Hey, ich meine es ernst.« Aber der kleine braune Mann war schon verschwunden. »Mir gefallen deine Manieren gar nicht«, murmelte er. »Weine nicht um mich, Venezuela.«
    Er hob das Bier an die Lippen und nahm einen langen Zug. Besser. Er war betrunken, so betrunken wie das betrunkenste Stinktier. Mittlerweile wusste er nicht einmal mehr, warum er trank. Durch mehr Alkohol konnte er gar nicht noch betrunkener werden. Aber er war immer noch wach, und bei Bewusstsein zu sein, genügte ihm derzeit schon als Grund, um sich zu betrinken.
    Allerdings machte es nicht einmal mehr Spaß. Im Gegenteil, sich zu betrinken, war schon regelrecht Arbeit. Jeden Morgen hatte er das Gefühl, als hätte ihn jemand mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen. Und in nicht allzu ferner Zukunft würde dieses Gefühl nicht mehr rein metaphorisch sein, so viel wusste er. Er hatte die falsche Bar, die falsche Hure und das falsche Hotel gewählt. Irgendwann würde er mit gebrochener Nase und einem Messer zwischen den Rippen enden. Als ob ihm das noch etwas ausmachte. Er war ein gesuchter Verbrecher. Selbst hier im Süden hatte man
in den Zeitungen über ihn geschrieben. Vor ein paar Tagen hatte er den Schock seines Lebens, als er sein Bild im Fernsehen sah. Zumindest war er jetzt endlich eine Berühmtheit. Er würde lieber in einem Hotelzimmer in Caracas sterben, als in einer Einzelzelle im Supermax zu verrotten.
    Selbstverständlich spukte in seinem Gehirn immer noch ein Plan herum. Nicht wirklich ein Plan, wohl eher ein einziges Wort: Kuba. Die Kubaner würden ihn lieben. Sie liebten alles, womit sie der amerikanischen Regierung eins auswischen konnten. Zum Teufel, Venezuela würde ihn ebenfalls nicht ausliefern. Auch hier hasste man die Amerikaner. Aber sobald er seine Anwesenheit offiziell bekannt gäbe, könnte er sich nicht mehr
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